Liebe Leser,
die Aktien chinesischer IT-Giganten und Gaming-Konglomerate wie Tencent und NetEase brachen in den vergangenen Tagen ein und haben damit auch Aktien europäischer und amerikanischer Top-Publisher sehr stark unter Druck gebracht. Grund dafür war ein Bericht in den chinesischen staatlichen Nachrichtendiensten, wo man Games in ihrer Wirkung mit Drogen verglichen hat. Der Autor behauptete, dass Videospiele seien, wie Opium fürs Gehirn und hat verstärkt auf staatliche Regulierung des chinesischen Gaming-Sektors gedrängt. Und obwohl der Artikel in den nächsten Stunden bereits verschwunden war, hat er für große Beunruhigung gesorgt, weswegen Gaming-Aktien stark korrigierten. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn China ist auch für westliche Gamepublisher ein sehr wichtiger Markt, wobei man die chinesischen Regulierungsinitiativen, nach ihrer zerstörerischen Wirkung im chinesischen Education-Sektor nun immer mehr als eine ernsthafte Bedrohung betrachtet.
Die weitere Hiobsbotschaft, die die Aktien westlicher Gamepublisher zusätzlich belastete, kam seitens Activision Blizzard, wo ein Sexismus-Skandal entfachte. Der Konzern wurde vom US-Bundesstaat Kalifornien verklagt: ATVI habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt würden, so der Vorwurf. Das Konzernmanagement und Explizit Bobby Kotick räumte jedoch schon ein, dass man sich mit der ersten Reaktion im Ton vergriffen habe und beauftragte eine Anwaltskanzlei WilmerHale, mit einer Überprüfung. Diese umstrittene Anwaltskanzlei ist auf solche Fälle spezialisiert und hat in der Vergangenheit den berühmten Amazon-Mitarbeiter-Aufstand mit Forderung einer Gewerkschaft erfolgreich erstickt. Damit nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass auch Activision Blizzard aus dem entflammten Skandal relativ unbeschadet rauskommen wird. Zumal das Unternehmen sich derzeit sehr stark um die Image-Pflege bemüht.
So wurde es bereits mitgeteilt, dass in der Klage erwähnte Spitzenmanager der Konzernsparte Blizzard Allen Brack und Chef des HR-Departements das Unternehmen verlassen haben. Man wirft ihnen vor, von den Missständen gewusst und nicht gehandelt zu haben. An die Stelle des Blizzard-Präsidenten rücken nun Jen Oneal (Ex-CEO von Vicarious Visions) und Mike Ybarra (ex-Vizepräsident der XBOX). Damit ist erstmals in der Geschichte von Blizzard eine Frau an der Spitze des Unternehmens, was in der aufgeregten Gendercommunity sehr gut ankommen dürfte. Gleichzeitig hab Bobby Kotick angekündigt, dass streikende ATVI-Mitarbeiter weiterhin das volle Gehalt ausbezahlt bekommen, was ebenfalls zur Beruhigung der Situation beitragen dürfte.
Und damit entsteht nun beim angeschlagenen Activision Blizzard Konzern eine sehr gute Chance, dass man sich sehr schnell und profitabel umstrukturieren wird, wobei ein Neubewertungspotenzial entstehen könnte.
Im Bull-Case wäre hier sogar eine Situation möglich, dass die angeschlagene Aktie sich zum Top-Gaming-Pick für 2021/2022 entwickeln könnte. Grund dafür sind die Zahlen aus dem jüngsten Quartalbericht. V. a. die einzelnen Sparten-Umsätze. Hier muss man wissen, dass ATVI als Konzern aus drei Sparten besteht. Activision - Hauptumsatzträger: Umsatz in Q2 789 Mio. USD. King Digital – Mobile-Gaming-Division - profitabler zukunftsträchtiger Goldeselchen mit einem Q2-Umsatz von 635 Mio. USD und eben skandalbelastete Blizzard-Sparte - eine komische Organisation/Versammlung rund um World of Warcraft, die ohnehin fundamentaltechnisch schon seit mehreren Jahren in Folge in der Krise steckt. Q2-Umsatz: 433 Mio. USD. Dabei besaß Blizzard im Rahmen des Gesamtkonzerns eine fast vollkommene Autonomie. Und daher konnte sich Bobby nicht einmischen, um das Ganze profitabel umzuorganisieren. Bedenkt nur: Blizzard hat seit ganzen fünf Jahren kein einziges neues Projekt gestartet, geschweige denn i-was Neues auf den Markt gebracht. MAUs sanken v. Quartal zu Quartal. Hinzu kamen das umstrittene Diablo 3 Auktionshaus. Gecancelte Projekte, zusammengedampfte Teams. Entlassungswellen trotz Rekordgewinnen, Verbockte WarfCraft 3 Reforged und als Folge schon der freiwillige Abgang von namhaften Veteranen der Gaming-Industrie wie Jeff Kaplan. Und es passierte Nichts.
Der laufende Skandal wird Bobby nun die volle Kontrolle über die Blizzard-Sparte gegeben und damit wird er sie Activision-CoD-Like ist eine hocheffiziente und deutlich profitablere Einheit umstrukturieren können. Die Chancen dafür stehen nun richtig gut. Fundamentaltechnisch belastet also der angelaufene Sexismus-Skandal das Unternehmen nicht. Es ist lediglich der temporäre Reputationsverlust. Und dieser kann sehr schnell mit guten Konzernergebnissen wieder behoben werden.
Potenzielle Wachstumstreiber sind hier das Ende 2021 (im Worst Case Anfang 2022) kommende CoD Vanguard. Remake vom sehr beliebten Spiel Diablo 2, wo man Nichts falsch machen kann, wobei man schon in den kommenden 18 Monaten endlich neue Inhalte von der neuorganisierten Blizzard-Sparte im WoW-Universum sehen wird. Explizit zu erwähnen wäre hier u.a. eine sehr gute fundamentale Entwicklung beim Spiel CoD Mobile, die auf dem Besten Weg ist, jährliche Umsätze i. H. v. 1. Mrd. USD zu generieren. Und weil diese Sparte für Zukunft des Unternehmens immer wichtiger wird, befindet sich der neue Mobile-Ableger von Call of Duty bereits in der Entwicklung, womit man ohnehin sehr profitable CashFlows weiter verstärken wird.
Warum Mobile-Games und die damit verbundene In-Game-Services in der modernen AAA-Gaming-Industrie immer wichtiger werden, sieht man auch deutlich an der aktuellen Quartalsentwicklung von Electronic Arts (EA).
Laut dem jüngsten Quartalsbericht gelang es EA nun 1,2 Mrd. USD nur mit Live-Services wie In-Game-Sales, Abonnements etc. zu verdienen, wobei die Umsätze aus ganz normalen Spielverkäufen nur bei 322 Mio. USD lagen. Und dies unterstreicht erneut die aktuelle Strategie des Unternehmens, wobei man alles nur Erdenkliche versucht, um immer mehr Gamer für sein Casino-ähnliches Spiel FIFA Ultimate Team zu begeistern.
Dieses Game-as-a-Service Spiel ist ein Spielmodus der beliebten Fußballsimulation FIFA, in dem Gamer ein eigenes Team aus virtuellen Sammelkarten zusammenstellen können, um gegeneinander aufzutreten. Doch die Karten mit den besten Charakteren findet man nur in den sog. Lootboxen, die man entweder mit viel Geduld freispielen oder gegen Geld erwerben kann. Und dies erinnert sehr stark an Casino-Praktiken und wird immer umstrittener, sodass man dieses Geschäftsmodell in Belgien bspw. bereits gesetzlich verboten hat. Doch in anderen Teilen der Welt ist es noch erlaubt und beschert EA sagenhafte und höhermargige Umsätze.
Als weiteres Goldeselchen erwies sich das kostenlose Online-Spiel APEX Legends, wobei man es auch in diesem Fall mit In-Game-Services geschafft hat, sehr gute Umsätze zu generieren. Das Spiel schaffte es immer hin schon seit dem Start von 2019 rund 1. Mrd. USD zu generieren. Und sollte EA es endlich schaffen, APEX Mobile rauszubringen, so wäre dieser Goldesel (genauso wie CoD Mobile) noch profitabler. Positive Impulse im laufenden Geschäftsjahr erwartet man jedoch mit dem Start der Battlefield 2042, die Ende Oktober auf den markt kommen soll, zumal der Spieltrailer es tatsächlich geschafft hat, die Fans zu begeistern.
Abschließend muss man erwähnen, dass wir schon bald auch andere spannende Gaming-Stocks aufgreifen werden, denn die aktuelle Kursschwäche bietet für mittel- oder langfristige Investoren eher sehr interessante Einstiegschancen als sog Dead-End-investments.
Und daher Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!
Gaming
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