Advanced Micro Devices (AMD;i) schrumpft im 2. Quartal, kann die Erwartungen allerdings übertreffen. Zudem wird deutlich, wie groß die Chancen durch die KI-Ära mittelfristig sein werden. Das Unternehmen steht hier noch am Beginn.

02.08.2023
um 14:53 Uhr

Liebe Börsianer,

wir befinden uns in der Earnings-Saison, sodass wir die Entwicklungen bei den möglichen KI-Profteuren natürlich eng verfolgen wollen. Advanced Micro Devices (AMD;i) meldete am Dienstag (1. August) nach Börsenschluss seine Zahlen zum 2. Quartal und musste einen Umsatzrückgang von 18 % im Jahresvergleich auf 5,36 Mrd. USD hinnehmen, was allerdings über den Konsensschätzungen der Analysten von 5,32 Mrd. USD lag. Der Umsatz blieb gegenüber dem Vorquartal unverändert, da das Wachstum in den Segmenten Client und Datacenter durch erwartete Rückgänge in den Segmenten Gaming und Embedded ausgeglichen wurde.  

Kurzfristig wird das Geschäft sehr schleppend, doch es wird einmal mehr deutlich, wo die Chancen liegen: Die Aufträge für KI-Cluster stiegen im Vergleich zum Vorquartal um mehr als das Siebenfache, da mehrere Kunden Programme zur Unterstützung künftiger Implementierungen von Instinct MI250- und MI300-Hardware und -Software im großen Maßstab initiierten oder erweiterten.  

Im Datacenter-Segment ging der Umsatz um 11 % zurück, doch die Einführung der 4. Generation der EPYC-CPUs beschleunigte sich. Der Umsatz konnte sich im Vergleich zum Vorquartal fast verdoppeln. In der Cloud konnte AMD im 2. Quartal 30 neue AMD-Instanzen einführen, wobei mehrere Genoa-Instanzen von AWS, Alibaba, Microsoft und Oracle angekündigt wurden. Genoa biete laut Managementaussagen eine bis zu 1,9-mal höhere Leistung bei Unternehmens- und Cloud-Anwendungen und eine 1,8-mal höhere Leistung pro Watt als die Konkurrenz, was ihn mit Abstand zum leistungsstärksten und effizientesten Serverprozessor der Branche macht. Mit der Einführung von Bergamo und Genoa-X hatte AMD in diesem Quartal auch seine Zen-4-Server-Produktportfolio erweitert. Microsoft Azure kündigte die ersten Genoa-X HPC-Instanzen an. Meta (i) war bei der AMD-Einführungsveranstaltung anwesend und kündigte an, dass man Bergamo in der globalen Rechenzentrumsinfrastruktur einsetzen wolle, um Anwendungen wie Facebook, Instagram und WhatsApp zu betreiben. Dell, HPE, Lenovo, Supermicro und andere große Serveranbieter seien laut Unternehmensangaben auf dem besten Weg, ihre neuen Bergamo-Plattformen im 3. Quartal auf den Markt zu bringen. Der Absatz von EPYC-Prozessoren für Unternehmensserver stieg im Vergleich zum Vorquartal, da AMD mehrere Verträge mit großen Unternehmen aus den Bereichen Energie, Technologie, Finanzdienstleistungen und Gesundheitswesen abschließen konnte. Das Management erwartet, dass der EPYC-Umsatz im 3. Quartal um einen zweistelligen Prozentsatz gegenüber dem Vorquartal wachsen wird.  

Im Datacenter-Geschäft haben die größten Cloud-Anbieter im Berichtsquartal ihre Nutzung von Pensando DPUs ausgeweitet, was durch neue Implementierungen bei Alibaba und Oracle Cloud unterstrichen wurde. Im Bereich Supercomputing sind EPYC- und Instinct-Prozessoren weiterhin die Lösungen der Wahl für die leistungsstärksten Supercomputer der Welt. Sie treiben 121 der schnellsten Systeme der aktuellen Top-500-Liste und sieben der zehn effizientesten Systeme der Green500-Liste an. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz hat das Unternehmen wichtige Hardware- und Software-Meilensteine erreicht, um die wachsende Nachfrage der Kunden nach den KI-Lösungen für Rechenzentren zu befriedigen. Von den KI-Kunden und Ökosystem-Partnern erhält das Unternehmen derzeit positives Feedback zu den Verbesserungen und den neuen Funktionen des neuesten ROCm-Software-Stacks. Es handelt bei Radeon Open Compute um ein Open-Source-Software-Projekt von AMD, das einen universellen Plattform-Software-Stack für AMD-GPUs bereitstellt. Es bietet Tools, Bibliotheken und Frameworks, die es Entwicklern erleichtern, auf AMD-Hardware zu programmieren und zu optimieren. Auf der Hardwareseite hatte AMD seine neuen Instinct MI300X-GPUs angekündigt, die als die weltweit fortschrittlichsten Beschleuniger für generative KI konzipiert sind. Das Kundeninteresse an Instinct MI300A und MI300X GPUs ist laut Unternehmensangaben sehr groß. 

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Im Client-Segment sank der Umsatz im Jahresvergleich um satte 54 % auf 1 Mrd. USD. In der saisonal stärkeren zweiten Jahreshälfte soll dieses wieder wachsen. Als Treiber sollen Ryzen 7000 CPUs, einschließlich der Markteinführung der Ryzen 7040 Mobil-CPUs, dienen. Diese bieten eine führende Leistung und Energieeffizienz und sind die branchenweit ersten x86-Prozessoren mit einer dedizierten KI-Engine. Für die Zukunft sieht das Management KI als einen bedeutenden Treiber der PC-Nachfrage, da Microsoft und andere große Softwareanbieter generative KI in ihre Angebote integrieren. Im Embedded-Segment stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 16 % auf 1,5 Mrd. USD. Die Umsätze mit Embedded-CPUs stiegen in diesem Quartal mit der Einführung neuer AMD-basierter Sicherheits-, Speicher- und Netzwerklösungen für HPE, Fortinet und anderen führenden Anbietern. In der zweiten Hälfte rechnet das Unternehmen allerdings mit einem Rückgang.  

Der Gewinn je Aktie ging um 45 % im Jahresvergleich auf 0,58 USD zurück, lag allerdings leicht über den Konsensschätzungen von 0,57 USD. Das Management erwartet für das 3. Quartal einen Umsatz von 5,7 Mrd. USD +- 300 Mio. USD (Konsens: 5,82 Mrd. USD). 

Kurzfristig wirkt die Geschäftsentwicklung etwas holprig. Das Unternehmen tritt etwas auf der Stelle, doch mittel- bis langfristig steht das Unternehmen am Anfang der neuen Ära der KI. Diese soll eine milliardenschwere Wachstumschance für AMD in den Bereichen Cloud, Edge und einer immer größeren Anzahl intelligenter Endgeräte darstellen. Allein im Rechenzentrum erwartet das Management, dass der Markt für KI-Beschleuniger bis 2027 mehr als 150 Mrd. USD erreichen wird. 

 gttzz

Advanced Micro Devices (ISIN US0079031078): Analysten erwarten in diesem Jahr einen Gewinn je Aktie von 2,85 USD. Das KGV beträgt für das laufende Jahr rund 41. Im kommenden Jahr soll der Gewinn je Aktie auf 4,10 USD steigen, 2025 schon auf 5,17 USD. Die Aktie konsolidierte seit dem letzten Anstieg im Mai. Ob die Kraft für eine neue, kurzfristig startende Aufwärtswelle bereits ausreicht, bliebt zunächst abzuwarten. 

Eigenposition: Ich halte eine Eigenposition bei Advanced Micro Devices.