FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag auf Talfahrt gegangen. Die überraschende Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sorgte für große Verunsicherung. Der für den deutschen Markt richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Auslöser für den Ausverkauf war die Entscheidung der SNB, die Geldpolitik merklich zu straffen. Die Notenbank erhöht den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte auf minus 0,25 Prozent. Volkswirte hatten einen unveränderten Zins erwartet. Die Währungshüter wollen so der Inflation entgegenwirken. Dies könnte auch den Druck erhöhen, dass auch die EZB auf ihrer Sitzung im Juli den Leitzins stärker als bisher erwartet anhebt. Die Märkte warten jetzt auf die Entscheidung der britischen Notenbank. Hier wird eine Zinserhöhung um 0,25 Punkte erwartet.
Die Renditen in allen Ländern der Eurozone und der Schweiz legten deutlich zu. Die deutlichen Rendite-Rückgänge vor allem bei südeuropäischen Anleihen am Vortag wurden so größtenteils wett gemacht. Als Reaktion auf die jüngste Unruhe an den Finanzmärkten hatte die EZB nach einem Sondertreffen angekündigt, frei werdende Gelder aus dem Corona-Notkaufprogramm Pepp besonders flexibel einzusetzen. Zudem soll die Fertigstellung eines neuen Kriseninstruments beschleunigt werden. Dies sorgte nur für eine vorübergehende Entspannung bei den südeuropäischen Anleihen.
Am Vorabend hatten die Finanzmärkte noch gelassen auf die Zinserhöhung der US-Notenbank Fed reagiert. Die Fed hatte ihren Leitzins um 0,75 Punkte angehoben. Dies war der größte Zinsschritt seit 1994. Zwar war eine Mehrheit der Experten von einem Schritt von nur 0,50 Punkte ausgegangen, allerdings war an den Finanzmärkten ein größerer Schritt schon eingepreist worden./jsl/jha/