SAARLOUIS (dpa-AFX) - Ford
"Uns wurde immer von der Ford-Geschäftsführung seit 2018 gesagt, dass für Saarlouis an einem Zukunftsplan gearbeitet wird", sagte der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal der Deutschen Presse-Agentur. "Es wird sich jetzt zeigen, wie glaubwürdig das Ford-Management ist."
Bei einer Betriebsversammlung sollen die Beschäftigten am Mittwoch (12.15 Uhr) über die Zukunft des Standortes über das Jahr 2025 hinaus und den Status des Bieterverfahrens informiert werden. Je nach Ergebnis ist laut Betriebsrat eine Fortführung der Versammlung am darauffolgenden Morgen möglich.
Ford ist einer der größten Arbeitgeber im Saarland. Im Kampf um die Arbeitsplätze waren kürzlich Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Wirtschaftsminister Jürgen Barke zu Ford nach Dearborn in die USA geflogen. Dann kam in der vergangenen Woche ein von Europa-Chef Stuart Rowley benanntes vierköpfiges Führungsteam zu weiteren Gesprächen ins Saarland. Das Wirtschaftsministerium bestätigte, dass die Treffen stattfanden. Über die Zwischenstände hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart.
Auch das Unternehmen gibt sich zur Zukunft des Standortes Saarlouis bedeckt. "Das ist ein interner Prozess, der noch nicht final abgeschlossen ist", sagte eine Firmensprecherin am Montag. "Erst wenn der Prozess abgeschlossen ist, werden wir uns dazu äußern."
Nach Einschätzung des Autoexperten Stefan Bratzel stehen die Chancen für den Standort Valencia besser. "Zurzeit gibt es vieles, was dafür spricht, wenn man jetzt die Kostensituation vergleicht, dass da Valencia das Rennen wahrscheinlich machen wird", sagte der Direktor des Centers of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Um Valencia herum gebe es mittlerweile auch große Zuliefererparks.
Die Frage sei, ob Saarlouis in irgendeiner Weise gehalten werden könne, auch im geringerem Maße, sagte Bratzel. "Aber dafür braucht es eben weitere Modelle." Gegebenenfalls könne der Focus, der in Saarlouis produziert werde, ein bisschen länger als bis 2025 laufen.
Barke zeigte sich in der vergangenen Woche zuversichtlich, dass der Standort an der Saar nicht geschlossen werden muss. "Im Moment bin ich optimistisch, dass wir, wenn in einem transparenten, fairen Verfahren entschieden wird, gute Chancen haben, einen Zuschlag zu bekommen." Soweit er die Zahlen kenne und interpretiere, habe Saarlouis einen Vorteil.
Barke machte allerdings auch klar, dass ein Zuschlag für Valencia nicht zu weiteren Zugeständnissen führen würde. Es gäbe ein klares Förderregime in Europa: Beihilfen, die man gewähren dürfe, seien nach oben begrenzt. Zudem befänden sich beide Standorte in der gleichen Förderkulisse. "Wir haben alles getan, um in einem dicken Paket alle wirtschaftlich möglichen, rechtlich zulässigen und an der Grenze vertretbaren Fördermöglichkeiten aufzuzeigen", bilanzierte er. "Ich glaube, dass wir mit dem Paket sehr gut im Rennen liegen und bei jeder fairen Entscheidung im Sinne von Saarlouis bestehen können."
Die Ungewissheit, welcher Standort den Zuschlag bekommen soll, zehrt nach Angaben des Betriebsrates seit Monaten an den Nerven und der Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen. "Viele sind in großer Angst um ihren Arbeitsplatz", sagte Betriebsratschef Thal. Auch die Ankündigung von Ford-Manager Rowley, dass der Zuschlag für den einen nicht automatisch das Ende für den anderen Standort bedeuten müsse, habe keinesfalls für Erleichterung gesorgt. "Bis heute weiß niemand, was diese Aussage zu bedeuten hat", sagte Thal am Montag. "Ford muss für Saarlouis und Valencia eine Perspektive haben."
Der neue Vorsitzende der CDU-Fraktion im Saarland, Stephan Toscani, forderte angesichts der Einschnitte, die die Ford-Belegschaft im Saarland schon mitgetragen habe, eine Perspektive. "Es braucht jetzt eine Entscheidung für eine sichere Zukunft für das Ford-Werk Saarlouis." Das sei grundlegend für den gesamten Autostandort Saarland./ksp/DP/zb