FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschung für die Bayer
Wirklich überraschend kommt die Ablehnung nicht, da die US-Regierung bereits den Schritt empfohlen hatte. Das ist zwar nicht bindend für das Gericht, aber ein Hinweis. Wäre es zur Verhandlung gekommen und Bayer hätte gesiegt, so hätten die Leverkusener einen Schlussstrich unter den teuren Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter machen können - so war die Hoffnung der Anleger. Zumal Bayer vor niedrigeren Gerichten jüngst Erfolg hatte und Glyphosat-Fälle für sich entscheiden konnte.
Zunächst ist die Hoffnung auf den Supreme Court für Bayer damit vorüber. Allerdings ist der nun abgelehnte Fall Hardeman nur einer von mehreren, die der Agrarchemie- und Pharmakonzern vom obersten US-Gericht klären lassen will. "Es wird erwartet, dass der Supreme Court demnächst darüber entscheidet, ob er unseren Antrag auf Überprüfung des Falls Pilliod annimmt", teilte Bayer am Dienstag mit.
Zudem betonte Bayer abermals, mit den schon vor längeren verbuchten Milliarden-Rückstellungen auf rechtliche Risiken durch potenzielle künftige Kläger vorbereitet zu sein.
Der Kursrutsch vom Dienstag ist damit vorerst nur ein weitere Dämpfer für die im bisherigen Jahresverlauf starken Aktien. Im Mai waren sie infolge der für Bayer negativen Empfehlung der US-Regierung an den Supreme Court noch bis auf gut 55 Euro abgesackt, hatten sich dann aber schnell wieder erholt. An das Jahreshoch von knapp 68 Euro aus dem April kamen sie aber nicht mehr ganz heran.
Für 2022 summieren sich die Kursgewinne immer noch auf fast ein Drittel, was mit Abstand den ersten Platz im Dax bedeutet. Rückenwind lieferten dabei vor allem ein starkes Agrarmarktumfeld sowie Erfolge mit neuen Medikamenten und Medikamentenkandidaten. Letztes räumte Zweifel vieler Investoren an den Perspektiven der Pharmasparte vom Tisch.
Trotz der jüngsten Kurserholung notieren die Aktien aber immer noch ein Drittel tiefer als vor der Niederlage im ersten Glyphosat-Prozess im Sommer 2018. Der Rechtsstreit hat den Konzern schon Milliarden gekostet und Bayer-Chef Werner Baumann, der ihn durch die Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto in Haus geholte hatte, viel Kritik eingebracht./mis/tih/ngu