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ROUNDUP: Grenke legt beim Wachstum eine Schippe drauf - Profitabilität sinkt

05.07.2022
um 10:43 Uhr

BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der Leasingspezialist Grenke arbeitet sich aus dem Corona-Tief heraus. Im zweiten Quartal beschleunigte sich das Wachstum bei den Baden-Badenern weiter. Das Leasingneugeschäft kletterte in den Monaten April bis Juni im Vergleich zum noch von der Pandemie geprägten Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte auf gut 587 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Grenke konnte damit das dritte Quartal in Folge den Zuwachs im Neugeschäft ankurbeln. Allerdings sank auch die Profitabilität weiter. An der Börse zeigten sich die Anleger jedoch erfreut.

Die im Nebenwerte-Index SDax notierte Aktie kletterte am Vormittag in der Spitze um fast drei Prozent auf 24,42 Euro und lag zuletzt noch mit gut einem Prozent im Plus. Die aktuelle Kursschwäche an den Börsen hat jedoch auch vor Grenke nicht haltgemacht, seit dem Jahreswechsel hat das Papier mehr als ein Fünftel an Wert eingebüßt. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte der Kurs gar noch über 100 Euro gelegen. Bevor der Leerverkäufer Fraser Perring mit seiner Beteiligungsfirma Viceroy im Spätsommer 2020 schwere Anschuldigungen gegen Grenke erhob, hatte die Aktie immerhin noch um die 60 Euro gekostet. Der anschließende Kursverfall auch im Zuge einer Sonderprüfung durch die Finanzaufsicht Bafin kostete Grenke dann den Platz im Mittelwerteindex MDax .

Das Kapitel Viceroy ist für Grenke inzwischen abgeschlossen, Mitte Mai 2021 hatte das Unternehmen das uneingeschränkte Testat für seinen 2020er-Abschluss erhalten. Aktuell arbeitet der Vorstand daran, aus dem Corona-Tief herauszukommen. Die Firma finanziert Gewerbetreibenden die Ausstattung, und in der Pandemie waren viele Kunden wie Restaurants und Kneipen besonders betroffen. Grenke-Chef Michael Bücker zieht nunmehr ein positives Fazit mit Blick auf das vergangene Quartal: "Mit diesem Ergebnis bestätigen sich unsere Erwartungen, dass wir zurück sind auf einem stabilen, nachhaltigen Wachstumskurs", sagte er laut Mitteilung.

Grenke will nach den Problemen durch die Pandemie und dem Shortseller-Dämpfer wieder kräftig wachsen. Für das laufende Jahr hat sich der Konzern bisher im Leasingneugeschäft zwischen 2 und 2,2 Milliarden Euro vorgenommen, als Nachsteuergewinn sollen 75 und 85 Millionen Euro herauskommen. Firmenlenker Bücker und sein Finanzvorstand Sebastian Hirsch wollen hier eine deutliche Schippe drauflegen und bis zum Jahr 2024 das Leasingneugeschäft auf 3,4 Milliarden Euro anschieben und dann unterm Strich 140 Millionen Euro erzielen. Zum Vergleich: Vor der Pandemie hatte Grenke im Jahr 2019 noch 2,8 Milliarden Euro Neugeschäft im Leasing verzeichnet und 133 Millionen Gewinn gemacht.

Die Firma vertreibt das sogenannte Small-Ticket-Leasing über Fachhändler bisher vor allem in Europa, verliehen werden etwa Geräte wie Kopierer, Telefonanlagen und Computer. Im zweiten Quartal beschleunigte sich das Wachstum im Neugeschäft in allen Regionen weiter. Am höchsten waren die Zuwächse in Südeuropa mit 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gefolgt von Nord- und Osteuropa. In Deutschland, Österreich und der Schweiz fiel das Plus zwar mit 26 Prozent deutlich bescheidener aus, doch konnte Grenke damit auch im deutschsprachigen Raum das Tempo im Vergleich zum vorangegangenen Quartal beschleunigen.

Analyst Marius Fuhrberg von Warburg Research sprach von einem exzellenten Wachstum, das Grenke in allen Regionen verzeichnet habe. Damit übertraf der Konzern deutlich die Erwartungen des Branchenexperten. Grenke sei auf dem besten Weg, die Ziele für das Jahr zu erreichen oder noch zu übertreffen, urteilte der Analyst.

Erneut Einbußen verzeichnet der Leasingspezialist jedoch bei der Profitabilität: Die Marge gemessen am sogenannten Deckungsbeitrag 2 sackte von 18,1 Prozent auf 15,9 Prozent ab. Damit liegt dieser Wert unter dem vorangehenden Quartal und rund einen Prozentpunkt unter der Zielgröße von 17,0 Prozent. Grund dafür seien unter anderem höhere Refinanzierungskosten infolge der gestiegenen Zinsen.

Grenke werde das höhere Zinsniveau "wie bereits in all den früheren Phasen von Zinsanstiegen - mit überschaubarem Zeitverzug im Markt weitergeben", erläuterte Finanzvorstand Hirsch. Dieser Prozess in den einzelnen Märkten beanspruche üblicherweise ein Quartal, weshalb die Profitabilität lediglich "temporär" hinterherhinke.

Auch Warburg-Experte Fuhrberg schätzt den Margenrückgang als vorübergehenden Effekt ein, da die Zinsen am Markt im zweiten Quartal schnell gestiegen seien. Den ausführlichen Halbjahresbericht will der Grenke-Konzern am 11. August vorlegen./tav/mne/mis

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WKN A161N3 ISIN DE000A161N30
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