BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der Leasingspezialist Grenke
Die im Nebenwerte-Index SDax
Das Kapitel Viceroy ist für Grenke inzwischen abgeschlossen, Mitte Mai 2021 hatte das Unternehmen das uneingeschränkte Testat für seinen 2020er-Abschluss erhalten. Aktuell arbeitet der Vorstand daran, aus dem Corona-Tief herauszukommen. Die Firma finanziert Gewerbetreibenden die Ausstattung, und in der Pandemie waren viele Kunden wie Restaurants und Kneipen besonders betroffen. Grenke-Chef Michael Bücker zieht nunmehr ein positives Fazit mit Blick auf das vergangene Quartal: "Mit diesem Ergebnis bestätigen sich unsere Erwartungen, dass wir zurück sind auf einem stabilen, nachhaltigen Wachstumskurs", sagte er laut Mitteilung.
Grenke will nach den Problemen durch die Pandemie und dem Shortseller-Dämpfer wieder kräftig wachsen. Für das laufende Jahr hat sich der Konzern bisher im Leasingneugeschäft zwischen 2 und 2,2 Milliarden Euro vorgenommen, als Nachsteuergewinn sollen 75 und 85 Millionen Euro herauskommen. Firmenlenker Bücker und sein Finanzvorstand Sebastian Hirsch wollen hier eine deutliche Schippe drauflegen und bis zum Jahr 2024 das Leasingneugeschäft auf 3,4 Milliarden Euro anschieben und dann unterm Strich 140 Millionen Euro erzielen. Zum Vergleich: Vor der Pandemie hatte Grenke im Jahr 2019 noch 2,8 Milliarden Euro Neugeschäft im Leasing verzeichnet und 133 Millionen Gewinn gemacht.
Die Firma vertreibt das sogenannte Small-Ticket-Leasing über Fachhändler bisher vor allem in Europa, verliehen werden etwa Geräte wie Kopierer, Telefonanlagen und Computer. Im zweiten Quartal beschleunigte sich das Wachstum im Neugeschäft in allen Regionen weiter. Am höchsten waren die Zuwächse in Südeuropa mit 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gefolgt von Nord- und Osteuropa. In Deutschland, Österreich und der Schweiz fiel das Plus zwar mit 26 Prozent deutlich bescheidener aus, doch konnte Grenke damit auch im deutschsprachigen Raum das Tempo im Vergleich zum vorangegangenen Quartal beschleunigen.
Analyst Marius Fuhrberg von Warburg Research sprach von einem exzellenten Wachstum, das Grenke in allen Regionen verzeichnet habe. Damit übertraf der Konzern deutlich die Erwartungen des Branchenexperten. Grenke sei auf dem besten Weg, die Ziele für das Jahr zu erreichen oder noch zu übertreffen, urteilte der Analyst.
Erneut Einbußen verzeichnet der Leasingspezialist jedoch bei der Profitabilität: Die Marge gemessen am sogenannten Deckungsbeitrag 2 sackte von 18,1 Prozent auf 15,9 Prozent ab. Damit liegt dieser Wert unter dem vorangehenden Quartal und rund einen Prozentpunkt unter der Zielgröße von 17,0 Prozent. Grund dafür seien unter anderem höhere Refinanzierungskosten infolge der gestiegenen Zinsen.
Grenke werde das höhere Zinsniveau "wie bereits in all den früheren Phasen von Zinsanstiegen - mit überschaubarem Zeitverzug im Markt weitergeben", erläuterte Finanzvorstand Hirsch. Dieser Prozess in den einzelnen Märkten beanspruche üblicherweise ein Quartal, weshalb die Profitabilität lediglich "temporär" hinterherhinke.
Auch Warburg-Experte Fuhrberg schätzt den Margenrückgang als vorübergehenden Effekt ein, da die Zinsen am Markt im zweiten Quartal schnell gestiegen seien. Den ausführlichen Halbjahresbericht will der Grenke-Konzern am 11. August vorlegen./tav/mne/mis