(Berichtigt wird im vorletzten Absatz, erster Satz, der Anteil von Bernd Förtsch. Er beträgt gut 19 rpt gut 19 Prozent.)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Online-Broker Flatexdegiro
Niehage geht davon aus, dass die Netto-Finanzmittel bis zum Jahresende auf mehr als 300 Millionen Euro steigen. Ende 2021 hatten sie sich auf circa 230 Millionen Euro belaufen. Die im SDax
Nach dem rund 250 Millionen Euro teuren Kauf des niederländischen Online-Brokers Degiro im Jahr 2020 stehen für das Unternehmen erst einmal keine Übernahmen auf der Agenda. "Unsere Priorität liegt derzeit auf dem organischen Wachstum", sagte Niehage. "So wachsen wir billiger." Wegen der hohen Bewertung vor allem der nicht an der Börse notierten Konkurrenten wie Trade Republic oder Scalable Capital sei es derzeit zu teuer, die Kundenzahl über Zukäufe zu steigern.
Bei einer Übernahme lägen die Kosten pro Kunde nach Niehages Worten derzeit im vierstelligen Bereich. Die Aufwendungen für die Gewinnung von Neukunden aus eigener Kraft bezifferte der Manager dagegen auf weniger als 100 Euro. Diese Kosten hätten sich nach rund einem halben Jahr amortisiert.
An der Börse wurden die Aussagen zu einem möglichen Aktienrückkauf und Dividende leicht positiv aufgenommen - allerdings konnte das Papier nach den drastischen Verlusten der vergangenen Wochen und Monate verhältnismäßig nur wenig zulegen.
Der Kurs der Flatexdegiro-Aktie stieg am Nachmittag um rund 4,3 Prozent auf 8,914 Euro. Erst am Dienstag war er bis auf 8,59 Euro und damit den tiefsten Stand seit Mitte 2020 gefallen. Damit ist fast der gesamte Anstieg, den das Papier seit Ausbruch der Pandemie eingefahren hat, wieder aufgezehrt. Da die Handelsaktivität gerade in den Lockdowns deutlich zugelegt hatte und gleichzeitig die Aktienmärkte boomten, hatte der Kurs des Papiers im Juni 2021 bis auf fast 30 Euro angezogen.
Damals war der Online-Broker an der Börse mehr als drei Milliarden Euro wert - inzwischen liegt die Marktkapitalisierung wieder unter der Marke von einer Milliarde Euro. Niehage hält das für deutlich unterbewertet, weswegen er auch immer wieder selbst zukauft - zuletzt für Kurse knapp unter der Marke von 13 Euro. Er zählt daher seinen Worten zufolge zu den 30 bis 40 wichtigsten Aktionären des Unternehmens. Diese glauben seinen Worten zufolge weiter an die Chancen des Unternehmens an der Börse und würden selbst im Falle eines möglichen Gebots zum Beispiel durch einen Finanzinvestor nicht verkaufen. Vor einigen Wochen hatte es am Markt vage Spekulationen gegeben, dass ein Investor wegen der inzwischen deutlich gesunkenen Bewertung an einer Übernahme interessiert sein könnte.
Größter Anteilseigner ist nach wie vor der Unternehmer und Verleger Bernd Förtsch, der das Unternehmen 1999 gegründet hat und heute direkt und indirekt gut 19 Prozent hält. Daneben halten noch die Beteiligungsgesellschaft Heliad sowie frühere Degiro-Anteilseigner und das Management größere Aktienpakete. Das Unternehmen hatte vor zwei Wochen wegen der nachlassenden Aktivitäten der Kunden und der derzeit schwierigen Rahmenbedingungen die Prognosen für das laufende Jahr gesenkt. Nach dem Rekordjahr 2021 rechnet das Management für 2022 jetzt nicht mehr mit einem Anstieg der Transaktionen - sondern mit einem Rückgang. Auch beim Kundenwachstum zeigt sich das Unternehmen etwas vorsichtiger als zuvor.
An der mittelfristigen Prognose hielt Niehage aber fest. So soll die Kundenzahl bis 2026 auf 7 bis 8 Millionen wachsen und jährlich 250 bis 350 Millionen Transaktionen abgewickelt werden. Am kommenden Dienstag (12. Juli) legt das Unternehmen, das Trikotsponsor von Borussia Mönchengladbach und in der neuen Saison auch auf der Brust des spanischen Champions-League-Teilnehmers FC Sevilla ist, nachbörslich Eckdaten für das abgelaufene zweite Quartal vor./zb/ngu/stw