BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1
Mit einem Minus von gut fünf Prozent auf 7 Euro steuerte das Papiere auf das Rekordtief von 6,60 Euro vom Juni zu. Damit kostet die Aktie nur noch einen Bruchteil ihres Platzierungspreises von Anfang 2021. Damals waren die Papiere zu je 38 Euro an die Börse gebracht worden. Nach einem anfänglichen Anstieg bis auf 57 Euro drehte der Wind aber schnell. Seither ging es beständig nach unten.
Für das zweite Quartal rechnet der Vorstand im Geschäft mit privaten Käufern mit einem Rohergebnis - das heißt der Verkaufserlös minus Ankaufpreis - von mehr als 980 Euro je Fahrzeug. Das wäre deutlich mehr als noch im Vorquartal. Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan kommentierte in einer ersten Reaktion, die Zahlen lägen knapp unter seinen Schätzungen. Er zeigte sich überzeugt, dass Auto1 mit dem Erreichen der 1000-Euro-Schwelle das Vertrauen von Investoren zurückgewinnen dürfte. Zudem könnte damit der Start für eine Neubewertung des Unternehmens gegeben sein.
Bis dahin bleibt Diebel aber bei seiner Empfehlung, die Aktie zu untergewichten ("Underweight"). Der Branchenkenner begründete die aus seiner Sicht "vergleichsweise unattraktive" Investmentmöglichkeit unter anderem mit einem begrenzten Potenzial von Auto1 für Portfolioveränderungen. Zudem werde die Firma möglicherweise erst ab 2024 einen positiven bereinigten Betriebsgewinn erwirtschaften.
Analystin Sherri Malek von der kanadischen Bank RBC rechnet damit, dass Auto1 die Schwelle von 1000 Euro beim Rohergebnis je Fahrzeug im zweiten Quartal des kommenden Geschäftsjahres erreichen könnte. Das deute auf eine stärkere Konzentration in Richtung Rentabilität statt auf Wachstum hin, urteilte sie.
Für den Geschäftskundenbereich erwartet das Unternehmen unterdessen einen Rohertrag von mehr als 720 Euro je Exemplar. Insgesamt kaufte Auto1 im zweiten Quartal 161 400 Wagen an und damit fast zwölf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Noch immer macht der Großhandel über Händler sowohl beim An- als auch Verkauf den größten Teil des Gesamtgeschäftes aus. So verkaufte Auto1 im zweiten Quartal rund 150 000 Wagen in diesem Segment, während nur knapp 16 000 Fahrzeuge an Privatkunden verkauft wurden. Damit wuchs der Privatkundenbereich im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich.
Weitere Angaben zum Geschäftsverlauf im zweiten Quartal will das Unternehmen am 3. August veröffentlichen. Der Finanzbericht für das erste Halbjahr soll dann am 13. September folgen./ngu/tav/mis