FRANKFURT (dpa-AFX) - Die kräftige Kurserholung beim deutschen Leitindex Dax
"Keine leichte Sitzung für die EZB", erwarten die Experten des Bankhauses Metzler. So bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass Russland nach dem Abschalten der Pipeline Nord Stream 1 für Wartungsarbeiten in der vergangenen Woche die Gaslieferungen nach Europa weitestgehend einstellen wird. Zudem zeichnet sich in Italien eine Regierungskrise ab, die laut Metzler-Chefvolkswirt Edgar Walk zu weiteren erheblichen Turbulenzen an den Anleihemärkte der Eurozone führen könnte. Die EZB müsse daher in einem äußerst schwierigen Umfeld die richtigen geldpolitischen Entscheidungen treffen. Zuletzt war auch der Euro weiter unter die Räder geraten und hatte erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten wieder den Gleichstand zum US-Dollar erreicht.
Die EZB hat angekündigt, die Leitzinsen im Euroraum zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte anzuheben. Der jetzige Schritt wäre der erste Zinserhöhung im Euroraum seit genau elf Jahren und voraussichtlich der Anfang einer Serie von Zinsschritten nach oben. Die nächste - womöglich größere - Anhebung ist bisher für September angekündigt. Unerwartet hohe Inflationsdaten aus den USA nährten in den vergangenen Tagen zudem Spekulationen über einen weiteren Zinsschritt der US-Notenbank Fed. Von großem Interesse ist ferner, wie die Bank of Japan, die bisher trotz Inflation und Preisverfall an ihrer ultralockeren Geldpolitik festgehalten hat, agieren wird - sie entscheidet am selben Tag wie die EZB über ihren weiteren Kurs.
Dem Dax bescherte die allgemein unsichere Wetterlage zuletzt eine weitere Woche mit Verlusten. Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen bringt die Lage an den Kapitalmärkten auf einen Nenner: "Rezessionsangst, aber immerhin noch eine kontrollierte." Von Panik oder Ausverkauf könne keine Rede sein.
Nach einem katastrophalen ersten Halbjahr hat der Börsenmonat Juli in Summe bisher dem deutschen Leitindex zumindest nur sehr moderate Abschläge gebracht, - allerdings hat der Dax seit seinem Jahreshoch bei 16 285 Punkten von Anfang Januar inzwischen auch mehr als ein Fünftel eingebüßt.
Zumindest kurzfristig ist ein Bruch des allgemeinen Abwärtstrends aber nach Sicht vieler Kenner nicht zu erwarten. Die Experten der Fondsgesellschaft DWS senkten erst vor wenigen Tagen ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum und kürzten zudem ihre einjährigen Kursziele für zahlreiche wichtige Indizes. Den Dax erwartet das Institut nunmehr im Juni bei 13 900 Punkten statt zuvor bei 14 600 Zählern - zumindest auf Jahressicht bleibt damit aber noch Erholungspotenzial.
Die Experten gehen dabei davon aus, dass der rasante Anstieg der Gaspreise Deutschland besonders heftig treffen wird. Während dies aktuell besonders der Versorger Uniper
Wie weit sich die konjunkturelle Schwächephase bereits bemerkbar macht, darüber wird wohl anrollende Berichtssaison Auskunft geben. Nach einem durchwachsenen Auftakt des Zahlenreigens mit den Großbanken in den USA werden hierzulande am Donnerstag mit dem Softwarekonzern SAP
Am selben Tag gibt es auch Zahlen von der Vodafone-Tochter
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---