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WOCHENAUSBLICK: Abwärtstrend dürfte anhalten - Anleger warten auf EZB

18.07.2022
um 05:50 Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die kräftige Kurserholung beim deutschen Leitindex Dax am Freitag sollten Anleger besser nicht überbewerten. Auch in der neuen Woche könnte die schon seit einiger Zeit an den Märkten diskutierte Konjunktur- und Zinsangst die Kurse von Aktien belasten. Während die Energieversorgung unsicher bleibt und sich ein Wirtschaftsabschwung abzeichnet, erhöht sich mit der Rekord-Inflation gleichzeitig der Druck auf die Notenbanken, ihre Zinsen anzuheben. Als eine der wenigen Währungshüter hat bisher die Europäische Zentralbank (EZB) noch nicht agiert, aber einen ersten Zinsschritt für die Juli-Sitzung angekündigt. Am Donnerstag dürfte es also soweit sein.

"Keine leichte Sitzung für die EZB", erwarten die Experten des Bankhauses Metzler. So bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass Russland nach dem Abschalten der Pipeline Nord Stream 1 für Wartungsarbeiten in der vergangenen Woche die Gaslieferungen nach Europa weitestgehend einstellen wird. Zudem zeichnet sich in Italien eine Regierungskrise ab, die laut Metzler-Chefvolkswirt Edgar Walk zu weiteren erheblichen Turbulenzen an den Anleihemärkte der Eurozone führen könnte. Die EZB müsse daher in einem äußerst schwierigen Umfeld die richtigen geldpolitischen Entscheidungen treffen. Zuletzt war auch der Euro weiter unter die Räder geraten und hatte erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten wieder den Gleichstand zum US-Dollar erreicht.

Die EZB hat angekündigt, die Leitzinsen im Euroraum zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte anzuheben. Der jetzige Schritt wäre der erste Zinserhöhung im Euroraum seit genau elf Jahren und voraussichtlich der Anfang einer Serie von Zinsschritten nach oben. Die nächste - womöglich größere - Anhebung ist bisher für September angekündigt. Unerwartet hohe Inflationsdaten aus den USA nährten in den vergangenen Tagen zudem Spekulationen über einen weiteren Zinsschritt der US-Notenbank Fed. Von großem Interesse ist ferner, wie die Bank of Japan, die bisher trotz Inflation und Preisverfall an ihrer ultralockeren Geldpolitik festgehalten hat, agieren wird - sie entscheidet am selben Tag wie die EZB über ihren weiteren Kurs.

Dem Dax bescherte die allgemein unsichere Wetterlage zuletzt eine weitere Woche mit Verlusten. Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen bringt die Lage an den Kapitalmärkten auf einen Nenner: "Rezessionsangst, aber immerhin noch eine kontrollierte." Von Panik oder Ausverkauf könne keine Rede sein.

Nach einem katastrophalen ersten Halbjahr hat der Börsenmonat Juli in Summe bisher dem deutschen Leitindex zumindest nur sehr moderate Abschläge gebracht, - allerdings hat der Dax seit seinem Jahreshoch bei 16 285 Punkten von Anfang Januar inzwischen auch mehr als ein Fünftel eingebüßt.

Zumindest kurzfristig ist ein Bruch des allgemeinen Abwärtstrends aber nach Sicht vieler Kenner nicht zu erwarten. Die Experten der Fondsgesellschaft DWS senkten erst vor wenigen Tagen ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum und kürzten zudem ihre einjährigen Kursziele für zahlreiche wichtige Indizes. Den Dax erwartet das Institut nunmehr im Juni bei 13 900 Punkten statt zuvor bei 14 600 Zählern - zumindest auf Jahressicht bleibt damit aber noch Erholungspotenzial.

Die Experten gehen dabei davon aus, dass der rasante Anstieg der Gaspreise Deutschland besonders heftig treffen wird. Während dies aktuell besonders der Versorger Uniper zu spüren bekommt - das Unternehmen hat bei der Bundesregierung einen Antrag auf Staatshilfen gestellt - dürfte das sinkende Wirtschaftswachstum generell Spuren bei den Unternehmensgewinnen hinterlassen, warnt DWS-Chefanlagestratege Stefan Kreuzkamp.

Wie weit sich die konjunkturelle Schwächephase bereits bemerkbar macht, darüber wird wohl anrollende Berichtssaison Auskunft geben. Nach einem durchwachsenen Auftakt des Zahlenreigens mit den Großbanken in den USA werden hierzulande am Donnerstag mit dem Softwarekonzern SAP sowie dem Pharma- und Laborausrüster Sartorius die ersten beiden Unternehmen aus dem Dax ihre Bücher öffnen.

Am selben Tag gibt es auch Zahlen von der Vodafone-Tochter Vantage Towers . Bereits am Mittwoch präsentiert der Autozulieferer Hella seine Bilanz für das bis Ende Mai gelaufene Geschäftsjahr. Und schon am Montag dürfte wegen der Börsenpläne der Kapitalmarkttag der VW-Sportwagentochter Porsche AG von Interesse sein. Auf der Konjunkturagenda stehen noch die Einkaufsmanagerindizes aus Europa und den USA am Freitag im Blick./tav/la/he

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

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