FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben sich am Donnerstag von zwischenzeitlich deutlichen Verlusten nach der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) erholt. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Hierzulande hatte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zunächst mit einem Sprung nach oben darauf reagiert, weil die Rekordinflation die Euro-Währungshüter zu einem unerwartet hohen Tempo bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren zwingt. Die Leitzinsen steigen um jeweils 0,50 Prozentpunkte und nicht wie von Analysten erwartet um lediglich jeweils 0,25 Prozentpunkte.
Die Rendite kam aber schnell wieder unter Druck. Nach Ansicht von Händlern wuchsen die Zweifel bezüglich des am Donnerstag vorgestellten neuen Anti-Krisen-Programms, des sogenannten Transmission Protection Instruments (TPI). Dieses soll sicherstellen, dass Zinserhöhungen Länder wie zum Beispiel Italien nicht über Gebühr belasten, und eine Fragmentierung des Währungsraums verhindern.
Zudem fielen Konjunkturdaten aus den USA schwächer aus als erwartet. So hat sich im Juli das Geschäftsklima in der Region Philadelphia überraschend weiter eingetrübt. Entsprechend gefragt waren hierzulande die als sicher geltenden Staatspapiere, während die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe im Gegenzug fiel.
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella verfügte nach dem Rücktritt von Regierungschef Mario Draghi die Auflösung der beiden Parlamentskammern. Damit ist klar: Das Land wird früher als geplant ein neues Parlament wählen. Eigentlich hätten die Wahlen erst im Frühjahr 2023 angestanden.
Wegen der hohen wirtschaftlichen Bedeutung Italiens für die Eurozone haben die politischen Vorgänge auch große Relevanz für die EZB. Sollten Anleger dem Land das Vertrauen entziehen, würde sich dies in deutlich steigenden Kapitalmarktzinsen bemerkbar machen./la/ngu