LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Die hohen Energiepreise und trübere Konjunkturaussichten stimmen den Kunststoffkonzern Covestro
Die Anleger an der Börse reagierten verstimmt auf die Prognosesenkung. Die Aktie büßte am Freitagabend auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss fast sieben Prozent auf 31 Euro ein.
So muss sich die Covestro-Führung nun wohl Fragen gefallen lassen, warum sie nicht von vornherein vorsichtiger kalkuliert hat - gerade weil der weltgrößte Chemiekonzern BASF
Finanzchef Thomas Toepfer hatte noch Mitte Juli in einem Interview in der "Börsen-Zeitung" noch für ein wenig Optimismus gesorgt und für das zweite Quartal ein operatives Ergebnis (Ebitda) am oberen Ende der im Mai in Aussicht gestellten Spanne von 430 bis 530 Millionen Euro avisiert und dabei auf eine überraschend schnelle Erholung Chinas von den Corona-Lockdowns sowie auf eine stabile Geschäftsentwicklung in Europa verwiesen. Die Aktien hatten sich daraufhin zumindest ein wenig vom tiefsten Stand seit Mail 2020 bei 30,73 Euro erholt.
Im abgelaufenen zweiten Quartal übertrafen der im deutschen Leitindex Dax
Und dabei schätzt das Unternehmen den Gewinn im dritten Quartal auf 300 bis 400 Millionen Euro. Dass damit im Schlussquartal schlimmstenfalls ein kleiner operativer Verlust gesehen wird, zeigt, wie viel Unsicherheit die Entwicklung der Energiepreise aktuell mit sich bringt. Auch die Prognose für den freien operativen Mitttelzufluss senkte Covestro und geht nun von Null bis 500 Millionen Euro aus, anstelle der zuvor avisierten 400 Millionen bis 900 Millionen EUR.
So ist ein möglicher Gas-Lieferstopp seitens Russlands ein großes Risiko für die Wirtschaft Europas, die in vielen Bereichen noch von dessen Gaslieferungen abhängig ist. Gerade die deutsche Chemieindustrie verarbeitet viel Erdgas weiter, nutzt einen großen Teil aber auch zur Erzeugung von Prozesswärme für den Betrieb der Anlagen. Eine Umstellung auf andere Energieträger ist in großem Umfang nur längerfristig möglich.
Insgesamt versuchte Finanzchef Toepfer hier Mitte Juli in dem Interview mit der "Börsen-Zeitung" zu beruhigen. "Natürlich haben wir, wenn Gaslieferungen aus Russland ausbleiben, ein großes gesamtgesellschaftliches Problem", sagte er dem Blatt. Allerdings stehe in Deutschland nur ein Viertel der globalen Produktionskapazitäten des Unternehmens. "Selbst wenn wir in Deutschland jetzt eine 20- oder 30-prozentige Gaskürzung erfahren würden, wäre nur ein kleiner Teil des globalen Outputs betroffen. Wir bereiten uns in Deutschland auf den Notfall vor, aber es wird das Unternehmen in keinem Fall umwerfen."/mis/nas/he