BERLIN/FRANKFURT(dpa-AFX) - Nach dem flächendeckenden Warnstreik des Lufthansa
Die Parteien haben sich zwei Tage Zeit genommen, um sich zu den Gehältern und Arbeitsbedingungen für rund 20 000 Beschäftigte zu einigen. Für den Fall einer Nicht-Einigung hat Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle bereits mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen zur Hauptreisezeit gedroht. Sie verlangte, dass Lufthansa ein abschlussfähiges Angebot vorlegt.
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann strebt laut einem intern verbreiteten Interview einen schnellen Abschluss noch in dieser Woche an. Er äußerte Verständnis für den starken Unmut in der Belegschaft: "Statt nun langsam wieder zu starten, sehen sich unsere Mitarbeitenden in großen Teilen mit extremen operativen Belastungen konfrontiert. Das führt zu viel Frust. Umso mehr gilt es jetzt, nach vorne zu schauen. Und da zählt, dass wir gemeinsam mit ver.di als Sozialpartner im Interesse unserer Mitarbeiter:innen eine Einigung erzielen."
Verdi hatte am vergangenen Mittwoch mit ihrem Warnstreik mehr als 1000 Lufthansa-Flüge und damit nahezu das gesamte Flugprogramm ausfallen lassen. Rund 134 000 Fluggäste mussten ihre Pläne ändern, etliche Passagiere strandeten an den Drehkreuzen.
Die Gewerkschaft verlangt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten durchgehend Gehaltssteigerungen von 9,5 Prozent, mindestens aber 350 Euro im Monat, woraus sich in den unteren Gehaltsgruppen höhere Steigerungen ergeben würden. Zudem sollen die Mindeststundenlöhne auf mindestens 13 Euro steigen und später einen tariflich fest vereinbarten Abstand zum gesetzlichen Mindestlohn haben. Dieser steigt zum 1. Oktober dieses Jahres auf 12 Euro.
Der Konzern hatte bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige Erhöhung der Grundvergütung um zusammen 250 Euro angeboten. Daraus ergäben sich für Vergütungsgruppen bis 3000 Euro brutto zweistellige Zuwachsraten, hatte das Unternehmen vorgerechnet. Zudem sollte es ab Juli 2023 für alle zwei Prozent mehr Geld geben, falls der Konzern wieder Gewinne macht. Diese Koppelung an das Konzernergebnis lehnt Verdi ebenfalls ab.
Parallel führt die Lufthansa Sondierungsgespräche mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Deren Mitglieder haben bei einer Urabstimmung mit deutlicher Mehrheit unbefristete Streiks gebilligt, die aber zunächst nicht ausgerufen wurden. Hier signalisierte Niggemann die Bereitschaft, die zuvor einseitig vom Konzern gekündigte Perspektivvereinbarung wiederzubeleben. Sie hatte bis Ende 2021 garantiert, dass 325 Jets der Gesellschaften Lufthansa und Lufthansa Cargo den Stammpiloten vorbehalten bleiben./ceb/DP/mis