(neu: Aussagen Management, Kurs aktualisiert, weitere Analystenstimme.)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Autobauer BMW
Die im Dax
Analyst Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies verwies auf das gesenkte Ziel beim freien Barmittelzufluss aus dem Autogeschäft. Das Management geht hier nur noch von mindestens 10 Milliarden Euro in diesem Jahr aus, statt der bisher anvisierten mindestens 12 Milliarden. Die um Konsolidierungseffekte bereinigte operative Gewinnmarge in der Autosparte sei im Quartal allerdings stark ausgefallen, schrieb Houchois.
Experte Daniel Schwarz vom Investmenthaus Stifel sprach in einer Einschätzung von einem enttäuschenden Ausblick. Er habe mit einer Anhebung der Margenprognose gerechnet. BMW liege nach den ersten sechs Monaten auf Kurs und in der zweiten Jahreshälfte dürften Belastungen aus der Mehrheitsübernahme in China wegfallen.
Die Münchener rechnen 2022 nun mit einem Autoabsatz "leicht unter" dem Vorjahresniveau von 2,5 Millionen Autos, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das bedeutet bei BMW ein Minus zwischen einem und fünf Prozent. Bisher hatte Vorstandschef Oliver Zipse das Vorjahresniveau angepeilt. Das Umfeld mit Versorgungsengpässen bleibe schwierig, hieß es. Bereits im ersten Halbjahr hatten Chipknappheit, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und weitere Lieferprobleme die Verkäufe von BMW belastet. Zipse räumte in einer Telefonkonferenz ein, dass die hereinkommenden neuen Aufträge bereits kleiner ausfielen als vor Jahresfrist.
Mit dem Ausblick schlug BMW vorsichtigere Töne an als die direkte Konkurrenz. Mercedes-Benz
Die Preisentwicklung sei derzeit in allen Regionen weiter gut, auch die Entwicklung hin zu teureren Modellen sei erfreulich, sagte Finanzchef Nicolas Peter. Den Ausblick für die viel beachtete Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern von 7 bis 9 Prozent in der Sparte behält BMW bei. Die Preisentwicklung und die Verschiebung hin zu teureren Modellen soll den Rückgang der Auslieferungen teilweise kompensieren.
Doch die hohe Inflation und Zinssteigerungen dürften bis Ende des Jahres für eine Normalisierung des überdurchschnittlich hohen Auftragsbestands insbesondere in Europa sorgen, hieß es von BMW. Die Zeiten, in denen die Nachfrage das Angebot auch infolge von Produktionseinschränkungen deutlich überstieg und damit die Autopreise trieb, könnten damit zur Neige gehen.
Im zweiten Quartal erwirtschaftete BMW mehr Gewinn als von Experten erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Konzern lag mit 3,43 Milliarden Euro zwar um knapp ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Allerdings hatte BMW vor einem Jahr von der Auflösung von Kartellrückstellungen in Höhe von einer Milliarde Euro profitiert, zudem kamen im abgelaufenen Quartal milliardenschwere Sonderkosten für die Mehrheitsübernahme des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Automotive (BBA) hinzu. Diese bezifferte der Konzern auf 1,1 Milliarden Euro.
Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft betrug 8,2 Prozent nach 15,8 Prozent vor einem Jahr. Ohne Konsolidierungseffekte hätte sie in den Monaten April bis Juni bei 12 Prozent gelegen.
Der Konzernumsatz wuchs im zweiten Quartal trotz des Rückgangs bei den Auto-Auslieferungen. Er legte vor allem dank des Zukaufs in China im Jahresvergleich um 21,6 Prozent auf fast 34,8 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich lag der Konzernüberschuss bei 3,05 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren es 4,79 Milliarden gewesen.
Angesichts eines drohenden Gasmangels prüft BMW derzeit die Verlagerung auf andere Energieträger. Es werde aber auf jeden Fall noch einen bestimmten Anteil an Gas brauchen, "um BMW am Laufen zu halten", wie es Zipse ausdrückte. Derzeit rechnet das Unternehmen durch, wie teuer die Beschaffung von Fremdstrom wäre, um die mit Gas in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen erzeugte Elektrizität zu ersetzen. Das größte Problem an einer Verschiebung bei den Energieträgern seien letztlich die Kosten, die dabei entstünden, so der BMW-Chef./men/mne/mis