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ROUNDUP 2: Rheinmetall erwartet 2022 weniger Rüstungsaufräge als bisher

05.08.2022
um 15:07 Uhr

(Neu: Details zum niedrigeren 2023er-Ausblick für die Rüstungssparte im 1. und 5. Absatz, UBS-Analyst im 5. Absatz, Kursentwicklung aktualisiert)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall profitiert angesichts des Ukraine-Krieges weiter von einer hohen Nachfrage nach Munition und Wehrtechnik. Die Geschäfte mit der Autoindustrie liefen zuletzt noch gut, doch hier trüben sich die Aussichten mittlerweile ein. Daher hatte Unternehmenschef Armin Papperger Ende Juli auch bei der Umsatzprognose Abstriche gemacht. Zudem rechnet der Vorstand laut einer Präsentation vom Freitag mit einer Verschiebung von Rüstungsaufträgen in das kommende Jahr, weshalb er den Umsatzausblick für 2023 senkte. Das kam bei den Anlegern an der Börse nicht gut an.

Der Kurs der Rheinmetall-Aktie geriet am Freitag deutlich unter Druck. Mit einem Kursverlust von rund zehn Prozent auf 171 Euro war das Papier zuletzt größter Verlierer im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte. Damit rutschte der Kurs auch unter die wichtige Unterstützung um die 180 Euro, an der er sich bei Rücksetzern seit Mai mehrfach wieder gefangen hatte. Die Unterstützung ist damit dahin und dürfte bei möglichen Erholungsversuchen in den kommenden Tagen oder Wochen wohl erst einmal ein Hindernis darstellen.

Nach dem ersten Quartal hatte Rheinmetall für das Rüstungsgeschäft noch mit Aufträgen von 13 bis 15 Milliarden Euro im laufenden Jahr gerechnet. Jetzt sollen es noch 10 bis 12 Milliarden werden, was nach den 4,8 Milliarden aus dem vergangenen Jahr aber immer noch ein kräftiger Sprung wäre.

Ein Grund für die gekappte Prognose sei, dass es mittlerweile mehr Klarheit über die Verwendung des Sondervermögens für die Bundeswehr gebe, hieß es vom Konzern. Zudem sei zuletzt ein Großauftrag der Slowakei für leichte Infanteriepanzer an den Konkurrenten BAE Systems gegangen, erklärte Analystin Olivia Charley von der Investmentbank Goldman Sachs.

Grundsätzlich bleibt das Management aber zuversichtlich. "In vielen der von uns belieferten Nationen gewinnt die Modernisierung oder Erweiterung der Streitkräfteausrüstung als Folge des Krieges in der Ukraine weiter an Stellenwert", erklärte das Unternehmen im Quartalsbericht. Daher und wegen des historisch hohen Auftragsbestands in den Rüstungssparten dürfte das Geschäft auch in den kommenden Jahren schwungvoll wachsen. Allerdings wird 2023 vorerst nur noch mit einem Umsatz von rund 5,5 Milliarden Euro in der Rüstungssparte kalkuliert, nach bisher avisierten mindestens 5,5 bis 6 Milliarden. Der Schritt sei eine logische Folge der Auftragsverzögerungen und sollte zu leicht sinkenden Markterwartungen führen, erklärte Analyst Sven Weier von der Schweizer Großbank UBS.

Die Automobilmärkte seien indes weiterhin von stärkeren Schwankungen geprägt. Daher rechnet Rheinmetall zwar weiterhin mit einer Erholung der internationalen Autoproduktion im Jahresverlauf, allerdings dürfte diese deutlich langsamer verlaufen als noch zu Jahresanfang erwartet. So hatte der Autobauer BMW erst jüngst seine Absatzziele für das laufende Jahr gekappt. Rivale Mercedes-Benz wurde zwar optimistischer für Umsatz und Gewinn, aber nur dank Preiserhöhungen und der Verlagerung des Geschäfts in Richtung teurerer Luxuswagen.

Vor diesem Hintergrund rechnet Rheinmetall 2022 nur noch mit einem Umsatzwachstum aus eigener Kraft um rund 15 Prozent. Das entspricht dem unteren Ende der vorherigen Zielspanne von 15 bis 20 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern 5,66 Milliarden Euro umgesetzt.

Mit Blick auf die erwartete Profitabilität änderte sich indes nichts. Das Unternehmen rechnet weiter mit einer operativen Ergebnisrendite von über elf Prozent. Damit soll das operative Ergebnis über den 594 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr liegen.

Nach einem Wachstum des Umsatzes um 7 Prozent auf gut 1,4 Milliarden Euro und des operativen Ergebnisses um 7,5 Prozent auf 114 Millionen Euro im zweiten Quartal stehen bei Rheinmetall nach sechs Monaten Erlöse 2,7 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von 206 Millionen Euro zu Buche. Das zweite Halbjahr dürfte insgesamt also noch besser verlaufen als das erste.

Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner im zweiten Quartal ein Nettogewinn von 57 Millionen Euro, nachdem vor einem Jahr wegen einer Wertberichtigung für das zum Verkauf stehende Kolbengeschäft noch ein Minus von 40 Millionen Euro angefallen war./mis/stw/lew/men

Rheinmetall AG

WKN 703000 ISIN DE0007030009