ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Eon
Das Papier legte zuletzt um fast ein Prozent auf 9,21 Euro zu und war damit so teuer wie seit Mitte Juni nicht mehr. Seit dem Jahrestief von 7,716 Euro von Anfang Juli ging es inzwischen wieder ein Fünftel nach oben. Analysten äußerten sich zufrieden. Die Zahlen stimmten zuversichtlich, schrieb Vincent Ayral von der US-Bank JPMorgan. Auch sein Kollege Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs lobte: Der Energiekonzern habe die Erwartungen solide übertroffen. Er erwartet, dass sich die beschlossene Gasumlage positiv auf Eon auswirken wird.
Bis Ende Juni ging der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Eon um 15 Prozent zurück auf 4,1 Milliarden Euro, auch weil der Vorjahreszeitraum von positiven Sondereffekten beeinflusst war. Den größten Anteil trug das Netzgeschäft bei, das jedoch durch milderes Wetter und höhere Kosten für Netzverluste belastet wurde.
Zu den sogenannten Netzverlusten kommt es, weil ein Netzbetreiber verpflichtet ist, seine Energienetze mit einer gewissen Grundspannung zu versorgen. Dafür wird auch Strom am Markt zugekauft. Aktuell ist dieser sehr teuer, was die Ergebnisse bei Eon drückt. Die Belastungen konnte der Konzern im ersten Halbjahr jedoch teilweise im deutschen Netz ausgleichen.
Im Bereich Kundenlösungen konnte Eon die hohen Preise bereits in Teilen weitergeben, das Segment legte im zweiten Quartal kräftig zu, was die Analysten positiv bewerteten. Auf Halbjahressicht blieb aber auch das Segment hinter den Vorjahreswerten zurück. Die Essener stellen in dem Geschäftsbereich die Lieferung von Energie sowie Energie-Konzepte für Städte und Industrie bereit.
Auf Konzernebene sank der bereinigte Überschuss um ein Fünftel auf 1,4 Milliarden Euro. Die wirtschaftliche Nettoverschuldung ging von 38,8 Milliarden Euro zum Jahresende 2021 auf jetzt 37,4 Milliarden Euro zurück. Dieser Zugewinn an finanziellem Spielraum ist laut Eon vor allem das Ergebnis der gestiegenen Zinsen, die zu einer Verringerung der Pensionslasten führen. Außerdem war auch der operative Mittelzufluss im zweiten Quartal wieder positiv.
In seinen Kerngeschäftsfeldern bestätigte Eon seine Jahresprognose. Im Nicht-Kerngeschäft erwartet das Management dank der gestiegenen Energiepreise jetzt 200 Millionen Euro mehr und hob die Spanne für das bereinigte operative Ergebnis auf 0,8 bis 1 Milliarde Euro. In dem Bereich bündelt Eon den Rückbau der deutschen Kernkraftwerke, die von der Einheit Preussenelektra gesteuert werden, sowie das Erzeugungsgeschäft in der Türkei.
Eon ist seit 2016 vor allem noch als Netzbetreiber und Dienstleister von Energie tätig. Damals wurde die Erzeugung, der Handel mit Energie sowie die Aktivitäten in Russland in der eigenständigen Gesellschaft und dem heutigen MDax-Konzern Uniper ausgegründet./lew/men/zb