LOS ANGELES (dpa-AFX) - Die schrecklichen Bilder aus New Orleans gehen im August 2005 um die ganze Welt. Der gewaltige Hurrikan Katrina verwüstet große Teile der US-Golfküste, mehr als 1800 Menschen sterben. Die Dämme brechen ein, 80 Prozent von New Orleans stehen unter Wasser. Zehntausende Menschen suchen in der Sportarena Louisiana Superdome Zuflucht. Betroffene warten tagelang auf Hilfe, bei großer Hitze und knappen Vorräten.
Die achtteilige Miniserie "Memorial Hospital - Die Tage nach Hurrikan Katrina" steigt mit dramatischen Nachrichtenbildern in das Katastrophenszenario ein. Die Serie, die am Freitag (12. August) beim Streamingdienst Apple TV+
Die Macher greifen sich mit dem Memorial Medical Center einen besonderen Ort heraus. 2000 Menschen, darunter schwerkranke Patienten und Personal, sind tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Mit jedem Tag verschlimmert sich die Lage, Trinkwasser wird knapp, Generatoren für Geräte und Klimaanlage versagen, der Strom fällt aus. Bei erdrückender Hitze spitzt sich die Lage in dem Krankenhaus katastrophal zu.
"Wir können nichts tun, als es ihnen erträglich zu machen", sagt die erschöpfte Ärztin Dr. Anna Pou (Vera Farmiga) mit Blick auf Schwerkranke, die in dem Chaos der Evakuierung zurückbleiben. Am Ende sind 45 Patientinnen und Patienten tot. Ein knappes Jahr später werden Pou und zwei Krankenpflegerinnen wegen Mordes angeklagt. Einige der Leichen wiesen Spuren von Morphin und anderen Substanzen auf, die in hohen Dosen zum Tod führen. "Ich habe versucht, den Leuten zu helfen, mehr habe ich nicht getan", weist Pou die Vorwürfe zurück.
Die Serie rüttelt auf und weicht schwierigen Fragen nicht aus. 17 Jahre nach Hurrikan Katrina, mitten in der Coronavirus-Pandemie mit Notständen und medizinischen Engpässen, sind diese Inhalte erschreckend zeitgemäß.
Zu den hochkarätigen Machern der Serie gehören Oscar-Preisträger John Ridley ("12 Years a Slave") und Emmy-Preisträger Carlton Cuse ("Lost"). Für Produzent und Regisseur Cuse ist das zurückliegende Überlebensdrama im Memorial Medical Center eine hochaktuelle Geschichte. "Wir leben in einer Welt mit so viel Ungewissheit. Der Klimawandel führt zu beispiellosen Katastrophen. Zu dieser 17 Jahre alten Story hat man sofort Bezug", sagt Cuse im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
Vera Farmiga (49, "Up in the Air", "Bates Motel") als Dr. Pou und Emmy-Preisträgerin Cherry Jones (65, "The Handmaid's Tale") in der Rolle der Pflegepersonal-Chefin Susan Mulderick, die damals zur Einsatzleiterin wurde, stellen starke Frauen dar. "Aber es sind auch Frauen, die unglaubliche Angst in der Situation hatten und trotz aller Widrigkeiten bis zum Ende mutig durchhielten", sagt Farmiga. Den Notstand in dem Krankenhaus vergleicht sie mit einem "Kriegsgebiet".
Robert Pine (81), Vater von "Star Trek"-Schauspieler Chris Pine, spielt einen der dienstältesten Ärzte des Krankenhauses, der sich später dafür stark machte, dass Mediziner aus der Tragödie lernen. "Wir wollen kein Urteil über diese Leute fällen, sondern versuchen, ihre menschliche Seite zu zeigen", sagt Pine.
"Scandal"-Star Cornelius Smith Jr. (40) porträtiert einen der wenigen schwarzen Mediziner in der Ärzteriege. Die Serie würde Rassismus und Ungleichheit ganz klar thematisieren, sagt Smith. Armenviertel in New Orleans waren von Hurrikan Katrina besonders schwer betroffen.
Die Serie beleuchtet auch das völlige Versagen der Behörden nach der verheerenden Flutkatastrophe. Die Hilfsmaßnahmen der Regierung unter US-Präsident George W. Bush liefen nur schleppend an. Memorial-Center-Patienten wurden erst nach Tagen mit Hubschraubern gerettet. Zögerlich reagierte damals auch der private Betreiber von LifeCare, einer Pflegestation in dem Krankenhaus mit besonders gebrechlichen Patienten, Hilfe zu schicken.
Julie Ann Emery (47, "Better Call Saul") spielt die hochschwangere LifeCare-Mitarbeiterin Diane Robichaux, die verzweifelt auf die Evakuierung ihrer sterbenden Patienten drängte. "Diese Leute wurden fünf Tage lang im Stich gelassen, das ist nicht richtig. Wir sind eine der reichsten Nationen der Welt, wir haben Hilfsmittel", lamentiert die Schauspielerin. "Wir müssen mehr von den Verantwortlichen einfordern."/mub/DP/zb