FRANKFURT (dpa-AFX) - Angesichts der abflauenden Berichtssaison bei den Unternehmen und der eher dünnen Datenlage auf konjunktureller Seite dürfte es der deutsche Aktienmarkt in der neuen Woche tendenziell ruhig angehen lassen. Entspannung sollte auch deshalb angesagt sein, weil sich das Inflationsgespenst in den Vereinigten Staaten nach den jüngsten Statistiken etwas zurückgezogen hat. Weniger Inflation dürfte das Zinserhöhungstempo verlangsamen und könnte das Konjunkturwachstum wieder steigern.
"Die niedriger als befürchtet ausgefallene US-Inflation verleiht der Sommer-Rally neuen Schub", konstatierte LBBW-Aktienstratege Uwe Streich. Allerdings trübe sich das Ertragsbild der Unternehmen ein. Noch trotze die Mehrheit der Firmen dem Konjunkturabschwung, die Analystenerwartungen an die Unternehmensgewinne verringerten sich allerdings. "Daher driften Kurse und fundamentales Bild auseinander", so Streich.
Auch sein Kollege Markus Reinwand von der Helaba tritt auf die Euphoriebremse: Der Pessimismus der Marktteilnehmer habe zuletzt Raum für positive Überraschungen geschaffen. Ob aber "weniger schlecht als erwartet" für eine Trendwende ausreiche, sei fraglich. Denn trotz der jüngsten Erholung der Aktienmärkte seien die Abwärtstrends noch intakt.
"Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn einige Anleger die jüngsten Kursanstiege für Gewinnmitnahmen nutzen würden, zumal saisonal nun eine für Aktien eher ungünstige Phase begonnen hat. Das dritte Quartal ist im langjährigen Durchschnitt die performanceschwächste Phase im Jahr", gab Reinwand zu bedenken.
Zudem habe die Inflation in Europa wohl noch nicht den Höhepunkt erreicht, bemerkte Helaba-Devisenstratege Christian Apelt. "Es bleibt daher fraglich, ob die Teuerung wirklich so stark nachgibt, dass die Zentralbanken damit zufrieden sein können." Daher sei es sicherlich zu früh für eine Entwarnung.
Das Aktienumfeld bleibe eher schwierig, befürchtet Reinwand. Allerdings hätten die jüngsten Quartalsberichte der Unternehmen auch gezeigt, dass die Erwartungshaltung im Vorfeld von zu großem Pessimismus geprägt gewesen sei. "Die insbesondere bei deutschen Standardwerten niedrige Bewertung eröffnet Spielräume nach oben", glaubt der Aktienstratege. Etwaige Kursrücksetzer böten mittelfristig orientierten Anlegern aufgrund der moderaten Bewertung die Gelegenheit zum Einstieg.
Aus makroökonomischer Sicht könnten in der neuen Woche die ZEW- Konjunkturerwartungen (August) am Dienstag sowie die deutschen Erzeugerpreise (Juli) am Freitag im Fokus stehen. In der Eurozone dürften die Handelsbilanz (Juni) am Dienstag, aktualisierte Daten zum Bruttoinlandsprodukt (2. Quartal) am Mittwoch sowie die endgültigen Inflationsdaten (Juli) am Donnerstag zu den Highlights zählen.
In den USA stehen neben einigen Immobilienmarktdaten (Juli) und der Industrieproduktion (Juli) am Dienstag auch die Einzelhandelsumsätze (Juli) sowie das Protokoll zur jüngsten Fed-Sitzung am Mittwoch auf der Agenda. Vor allem letzteres dürften die Anleger mit Argusaugen betrachten, um hieraus mögliche Hinweise darauf abzuleiten, wie stark die US-Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung die Zinsen anziehen wird.
Unternehmensseitig stehen im Zuge der auslaufenden Berichtssaison nur noch Quartalsberichte einiger Nachzügler an. Aus dem Dax
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---