KÖLN (dpa-AFX) - Beim Medienunternehmen RTL Deutschland muss nach knapp einem Jahr Co-Chef Stephan Schäfer gehen. RTL-Group- und Bertelsmann-Chef Thomas Rabe übernimmt den Vorsitz der Geschäftsführung, Co-Chef Matthias Dang bleibt, wie die börsennotierte RTL Group
Erst vor annähernd einem Jahr war mit Schäfer (Chef von Gruner + Jahr und verantwortlich für Inhalte bei RTL Deutschland) und Dang (verantwortlich für die kommerziellen, technologischen und digitalen Aktivitäten von RTL) als gleichberechtigte Co-Chefs das neue Führungsduo von RTL Deutschland präsentiert worden. Sie starteten das Zusammengehen der TV-Sendergruppe mit dem deutschen Magazingeschäft des Hamburger Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr zum Jahreswechsel. Beide Häuser zählen zum Bertelsmann-Konzernportfolio. Dang bleibt in der RTL-Geschäftsleitung.
Rabe verwies in seiner Begründung auf den inzwischen wieder angespannteren Werbemarkt. Zudem gebe es große Projekte wie den Ausbau der Streaming-Plattform RTL+ zu einem crossmedialen Angebot. Er nannte auch das Zusammengehen von RTL und Gruner + Jahr. "Vor dem Hintergrund der Herausforderungen wollen wir das Managementteam anders aufstellen."
Die neue Geschäftsleitung von RTL Deutschland besteht ab sofort neben Rabe als Vorsitzendem und Co-CEO Dang aus den ebenfalls bisherigen Mitgliedern Oliver Radtke als Verantwortlicher für die Gesamtkoordination der Zusammenführung von RTL und Gruner + Jahr und Alexander Glatz, Verantwortlicher für den Bereich Recht & Finanzen. Neu in das Führungsteam kommt der langjährige RTL-Mann Andreas Fischer, bislang Executive Vice President Business Development der RTL Group. Er wird sich um das operative Geschäft als Chief Operating Officer (COO) kümmern. Stephan Schäfer scheidet nach RTL-Angaben "in bestem Einvernehmen aus der Geschäftsführung aus und verlässt das Unternehmen. Er bleibt RTL als Berater verbunden".
Nachgefragt zu den Gründen für Schäfers Weggang erläuterte Rabe: "Das hat mit den Herausforderungen zu tun." Er nannte die Werbekonjunktur und die entsprechenden Auswirkungen auf die TV-Geschäfte, aber auch die Vielzahl der Projekte, "die eine andere Führung erfordern". Schäfer stehe weiter als Berater zur Verfügung. "Wir sind übereinkommen, dass wir weiter zusammenarbeiten."
Rabe selbst wolle "bis auf Weiteres" an der Spitze der Geschäftsführung stehen. Er kündigte der dpa an: "Wir werden weitere Schritte, die Geschäftsführung zu stärken, in den nächsten Monaten bekannt geben." Zu der Entscheidung, neben den Chefposten bei Bertelsmann mit Hauptsitz in Gütersloh und der RTL Group in Luxemburg nun auch den bei RTL Deutschland zu übernehmen, sagte Rabe: "Ich führe Bertelsmann insgesamt, aber ich habe in den knapp elf Jahren, seitdem ich die Führung übernommen habe, immer wieder Arbeitsschwerpunkte in einzelnen Geschäften gesetzt." Bei dem Dienstleister Arvato, bei der Bildung von Dienstleister Majorel oder in der RTL Group sei das so gewesen. "Es gehört zu meiner Art zu arbeiten."
Neben dem Zusammenwachsen der Redaktionen der Häuser RTL und Gruner + Jahr arbeitet das Medienunternehmen RTL Deutschland mit seinen mehr als 8000 Mitarbeitern an dem Ausbau der Streamingplattform RTL+ mit bereits 3,4 Millionen Abonnenten zu einem multimedialen Angebot. Jetzt startet mit einer neuen Musik-App ein erster Schritt dahin. Ziel ist es, sich von anderen weltweiten Streamingangeboten wie Netflix
Zur Bedeutung von RTL Deutschland für Bertelsmann sagte Rabe: "RTL Group ist für Bertelsmann ausgesprochen wichtig und RTL Deutschland ist unser größtes Einzelgeschäft." Deshalb liege seine Aufmerksamkeit auch besonders auf diesem Geschäft. "Ich werde jetzt noch mehr Zeit in Köln verbringen, mindestens drei Tage in der Woche."
Der Manager äußerte sich auch zur Zusammenlegung der Zeitschriftenmarken von Gruner + Jahr und RTL. Der Zusammenschluss laufe planmäßig, aber auch schrittweise. "Das war von Anfang an so angelegt." 2022 werde man das vorgesehene Synergieziel übertreffen, nämlich mehr als 20 Millionen Euro. "Das zeigt, wir kommen gut voran." Rabe sagte auch: "Wir verstehen uns als ein Unternehmen und nicht als zwei Unternehmen, die unter einem Dach zusammengeführt werden."/rin/DP/mis