FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Staatsanleihen sind am Freitag deutlich unter Druck geraten. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Spekulationen über ein aggressiveres Vorgehen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Inflation belastete die Anleihekurse. Händler verwiesen auf Medienberichte, dass einige Ratsmitglieder der EZB im September einen Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte befürworteten. Bislang war man von einer Anhebung um 0,5 Prozentpunkte ausgegangen. In allen Ländern der Eurozone legten die Renditen zu. Besonders deutlich stiegen sie in Italien, wo die Unsicherheit im Vorfeld der Parlamentswahlen besonders hoch ist.
Zudem hat die US-Notenbank im Kampf gegen die Inflation weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. "Die Wiederherstellung der Preisstabilität wird wahrscheinlich die Fortsetzung einer restriktiven Geldpolitik für einige Zeit notwendig machen", sagte der Vorsitzende der Notenbank, Jerome Powell, am Freitag im Rahmen der Notenbankkonferenz von Jackson Hole. Das "überragende Ziel" der Fed sei es, den Zielwert für die Inflation von zwei Prozent wieder zu erreichen. Ein zu zögerliches Vorgehen würde nur die langfristigen Kosten erhöhen, sagte Powell. Er versuchte zudem offenbar die Marktspekulationen auf eine Zinssenkung im kommenden Jahr zu dämpfen.
Powell gab jedoch noch keine klaren Signale für die nächste Zusammenkunft. "Unsere Entscheidung auf der September-Sitzung wird von der Gesamtheit der eingehenden Daten und den sich entwickelnden Aussichten abhängen", sagte der Notenbanker. Es könnte jedoch ein erneut "außergewöhnlich großer" Zinsschritt notwendig werden. An den Märkten wird spekuliert, ob die Fed den Leitzins um 0,50 oder 0,75 Prozentpunkte anhebt./jsl/he