FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Stopp der Gaslieferungen Russlands durch die Nord-Stream-1-Pipeline dürfte dem deutschen Aktienmarkt den Start in die neue Woche verhageln. Die ohnehin schon vorhanden Sorgen in puncto einer Wirtschaftsschwäche werden nun noch größer. So hatte der russische Staatskonzern Gazprom
Der X-Dax als Indikator für den Dax fiel daraufhin am Freitagabend deutlich und rutsche unter die Marke von 12 700 Punkten. Geschlossen hatte der deutsche Leitindex zuvor mit 13 050 Zählern.
Ob demnächst wieder Gas durch Nord Stream 1 fließt, ist ungewiss. Allerdings geht die Einspeicherung von Gas in Deutschland ungeachtet des Lieferstopps weiter. Inzwischen ist bei den Füllständen der Speicher die Marke von 85 Prozent überschritten, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Sonntag auf Twitter mitteilte.
Volle Speicher vor dem Winter verbessern die Lage erheblich. Das Risiko, dass Gas zugeteilt werden muss, mit entsprechenden Belastungen für die Industrie, sinkt dadurch.
Insgesamt droht damit der September dennoch seinem Ruf als schwacher Börsenmonat auch in diesem Jahr alle Ehre zu machen. Neben der Energiekrise sind Inflation, steigende Zinsen, und eine triste Verbraucherstimmung die Schlagworte, die in den vergangenen Wochen schon tiefe Spuren an den Aktienmärkten hinterlassen haben.
"Der September ist statistisch betrachtet der schlechteste Börsenmonat", stellt Sascha Sadowski vom Online-Broker Lynx mit Blick auf die US-Börsen fest. Dort sind die Zeitreihen länger als hierzulande. Für den marktbreiten S&P 500
Von Anfang Juli bis Mitte August hatten sich die Zinsängste an den Märkten merklich gelegt, Dow und Dax
Aktuelle Zahlen zur Beschäftigung in den USA untermauern die gute Arbeitsmarktlage, setzen aber auch die Fed unter Druck. Im August stieg die Beschäftigung stärker als von Volkswirten erwartet. "Der Stellenaufbau ist weiterhin stark", kommentierte Ökonom Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. Auch dürfte der Preisdruck nicht wesentlich nachlassen. Die Fed werde wohl an dem Plan festhalten, "aggressiv gegen die hohe Inflationsrate vorzugehen".
Auch in der Eurozone stehen die Signale klar auf Zinserhöhungen. Die Sitzung der Europäische Zentralbank am Donnerstag nennt Analyst Andreas Hürkamp von der Commerzbank "das für die Kapitalmärkte wichtigste Ereignis in der kommenden Woche". Er rechnet mit dem "großen Schritt", also einer Anhebung um 0,75 Prozentpunkte. Grund sei die hohe Inflationsrate, die im August mit 9,1 Prozent höher als erwartet gewesen sei. Im Oktober, Dezember und Februar dürfte die EZB die Zinsschraube weiter anziehen.
Nach den Kursverlusten des Dax in den vergangenen Wochen drängt sich ein Blick auf den Chart geradezu auf. Denn die bisherigen Jahrestiefstände vom März und Juli bei rund 12 400 Zählern sind bedrohlich nahe gerückt. "Bevor auch die runde 12 000er-Marke auf den Prüfstand gestellt werden könnte", wie die Analysten der Bank UBS warnen. In diesem Fall hätte der Leitindex in nur acht Monaten mehr als 4000 Punkte eingebüßt.
Nicht nur die Charttechnik des Dax, auch seine Zusammensetzung dürfte in der neuen Woche ein Thema an der Börse sein. Denn der Kochboxenlieferant Hellofresh
--- Von Benjamin Krieger und Michael Schilling, dpa-AFX ---