DUISBURG/ESSEN (dpa-AFX) - Der Bau eines milliardenschweren Hochofens zur Herstellung von "grünem" Stahl in Duisburg rückt näher. Vorstand und Aufsichtsrat des Industriekonzerns Thyssenkrupp
In der Anlage soll klimaneutral hergestellter Wasserstoff den bisher in Hochöfen verwendeten Koks ersetzen, um dem Eisenerz Sauerstoff zu entziehen. Nach einem weiteren Bearbeitungsschritt entsteht Roheisen, das wie bisher weiterverarbeitet werden kann. Bislang hatte das Unternehmen die Investitionskosten für die erste derartige Anlage mit 1,2 Milliarden Euro angegeben. Am Donnerstag teilte Thyssenkrupp mit, dass die Anlage nun deutlich größer ausfallen soll. Die Investitionen würden mehr als zwei Milliarden Euro umfassen.
War bisher die Produktion von einer Million Tonnen grünen Stahls pro Jahr geplant, soll die Anlage jetzt über zwei Millionen Tonnen produzieren. Das Unternehmen sprach von der größten deutschen Direktreduktionsanlage für CO2-armen Stahl. Thyssenkrupp will im Gegenzug einen seiner vier konventionell betriebenen Hochöfen in Duisburg stilllegen.
Bei der Stahlherstellung entstehen sehr große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Thyssenkrupp ist nach eigenen Angaben für rund 2,5 Prozent des bundesweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich, im Ruhrgebiet sogar für rund ein Viertel der Kohlendioxid-Emissionen.
Die Auftragsvergabe für den Bau soll noch in diesem Herbst erfolgen. Den ersten "grünen" Stahl soll die Anlage 2026 produzieren, ein Jahr später als bislang geplant. "Die Freigabe dieser enormen Investition erfolgt mitten im Umbau des Unternehmens, in einem zudem für alle sehr herausfordernden Umfeld", erklärte Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz. Thyssenkrupp unterstreiche damit seinen Anspruch, "auch beim Stahl einen entscheidenden und vor allem schnellen Beitrag zur grünen Transformation zu leisten".
Das Unternehmen leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung nationaler und europäischer Klimaziele, hieß es weiter. "Zugleich wird der steigenden Nachfrage nach klimafreundlichem Stahl Rechnung getragen und der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft forciert." Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Thyssenkrupp Stahlsparte, Tekin Nasikkol, bewertete die Entscheidung für den Bau als "ein klares Bekenntnis zur Beschäftigungssicherung und zur Zukunft unseres Standortes".
Mitte Juli hatte bereits der Stahlhersteller Salzgitter einen ähnlichen Beschluss unter anderem für den Bau einer Direktreduktionsanlage gefasst. Salzgitter plant, mit seiner Anlage bis zu 1,9 Millionen Tonnen CO2-armen Stahl zu produzieren./tob/DP/jha