FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Fluggesellschaft Lufthansa
Anleger langten im Handel am Vormittag zu und ließen die Lufthansa-Aktie in die Nähe des Vortageshochs steigen. Zuletzt notierte der Kurs 0,6 Prozent höher bei 6,62 Euro pro Papier und etwa sieben Prozent höher als zum Jahreswechsel. "Die Kranich-Airline ist gerade dabei, sich mit Schwung aus dem Corona-Tief zu erheben", kommentierte ein Händler.
Bereits am Vorabend legten die Scheine nach Bekanntwerden der Neuigkeiten sprunghaft zu und erreichten mit einem Plus von 4,6 Prozent ihr Tageshoch. Allerdings bröckelten die Gewinne schnell wieder ab. Zum Handelsschluss lag das Papier nur noch mit 1,57 Prozent im Plus und damit lediglich im hinteren Mittelfeld des MDax
Wie die Lufthansa mitteilte, soll der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) in diesem Jahr jetzt die Marke von einer Milliarde Euro überschreiten. Als Gründe nannte der Konzern die anhaltend starke Ticketnachfrage und ein weiteres Rekordergebnis der Frachttochter Lufthansa Cargo. Mit seiner Prognose eines operativen Milliardengewinns übertraf der Lufthansa-Vorstand auch die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Erst Anfang August hatte Konzernchef Spohr sein Ziel auf mehr als 500 Millionen Euro angehoben. Branchenexperten waren im Schnitt zuletzt von gut 800 Millionen Euro ausgegangen.
Analyst Sumit Mehrotra von der Société Générale zeigte sich indes vom Ziel für den bereinigten Barmittelzufluss (Free Cashflow) positiv überrascht. Die Prognose von mehr als zwei Milliarden Euro deute darauf hin, dass die Fluggesellschaft mit einer guten Buchungslage bei ihren Winterflügen rechnet. Auch sei die Auslastung innerhalb des Lufthansa-Netzes, zu dem auch die Konzern-Airlines Swiss, Austrian und Brussels zählen, besser gewesen als vermutet.
Denn das wichtige Sommergeschäft lief für den Lufthansa-Konzern trotz Streiks von Bodenpersonal und Piloten besser als gedacht. So erzielte der Konzern vorläufigen Zahlen zufolge im dritten Quartal einen Umsatz von 10,1 Milliarden Euro, fast doppelt so viel wie im coronageprägten Sommer 2021. Der bereinigte operative Gewinn lag mit 1,1 Milliarden Euro mehr als viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten nur mit gut 900 Millionen Euro gerechnet. Die Streiks belasteten das Ergebnis der Lufthansa zufolge mit rund 70 Millionen Euro.
Dabei hatten Lufthansa ebenso wie Eurowings das Flugprogramm im Sommer schon wegen Engpässen an vielen Flughäfen ausdünnen müssen. Bodenmitarbeiter und Piloten legten den Flugbetrieb der Hauptmarke Lufthansa tageweise lahm - und setzten mit ihren Ausständen deutliche Gehaltserhöhungen durch. Im Oktober zogen die Piloten der deutschen Teilgesellschaft von Eurowings mit eigenen Streiks nach. Ihr derzeitiger Ausstand soll von Montag bis Mittwoch dauern.
Die Lufthansa-Führung zeigte sich mit ihrer verdoppelten Gewinnprognose dennoch zuversichtlich für 2022. So zeige die derzeitige Buchungslage eine weiterhin starke Nachfrage nach Flugreisen für die kommenden Monate. Zudem rechnet das Management mit einem weiteren Rekordergebnis bei Lufthansa Cargo. Die Frachtsparte hatte im Jahr 2021 einen bereinigten operativen Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro erzielt - so viel wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Ihre vollständigen Quartalszahlen will Lufthansa am 27. Oktober vorlegen./stw/ngu/jcf/stw