FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Online-Broker Flatexdegiro
Ihr Kurs rutschte zeitweise um rund sechs Prozent auf 8,752 Euro ab. Zuletzt konnte das Papier seinen Verlust auf rund ein Prozent bei 9,25 Euro begrenzen. Ende September hatte der Kurs bei 8,30 Euro ein Zwei-Jahres-Tief erreicht. Die im SDax
Im dritten Quartal ging die Zahl der Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr um gut 16 Prozent auf 15,3 Millionen zurück, wie das Unternehmen am Dienstagabend in Frankfurt mitteilte. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf knapp 92 Millionen Euro - dies war aber nur auf einen Bilanzierungseffekt zurückzuführen. Ohne diesen wäre der Erlös gefallen. Dabei warf jede Transaktion mit 5,15 Euro im Schnitt mehr ab als im Vorjahr. Vorstandschef Niehage will diesen Wert weiter steigern. Insgesamt sieht er die Gesellschaft auf Kurs, ihren Umsatz in diesem Jahr wie geplant auf "mindestens" 400 Millionen Euro zu steigern. Im Halbjahresbericht hatte der Konzern noch einen Umsatz zwischen 400 Millionen und 440 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Im bisherigen Jahresverlauf wurde der Umsatz allerdings von einem Bilanzierungseffekt in die Höhe getrieben. Hintergrund sind Aktienvergütungen für die Beschäftigten, wie ein Sprecher erläuterte. So hatte Flatexdegiro im Vorjahr wegen des stark gestiegenen Aktienkurses millionenschwere Rückstellungen vornehmen müssen, was den unbereinigten operativen Gewinn (Ebitda) belastete. Nach dem Kursrückgang im laufenden Jahr wurden solche Rückstellungen wieder aufgelöst - was in diesem Fall im Umsatz verbucht werden muss. Im dritten Quartal erhöhte dieser Effekt den Erlös um 13,4 Millionen Euro, in den ersten neun Monaten sogar um 20,7 Millionen Euro. Beim bereinigten operativen Ergebnis ist dieser Posten herausgerechnet.
Unterdessen gewann Flatexdegiro im dritten Quartal rund 94 000 neue Kunden für sich. Die Zahl der Kundenkonten stieg den Angaben zufolge seit dem Jahreswechsel um 376 000 auf 2,36 Millionen. Der um die Rückstellungs-Effekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach jedoch unter anderem wegen höherer Marketingaufwendungen um 37 Prozent auf 24 Millionen Euro ein. Auch dank einer Erhöhung der Bearbeitungsgebühren seit Anfang September rechnet das Management weiter damit, in diesem Jahr eine Marge gemessen am bereinigten operativen Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres von etwas mehr als 42 Prozent zu erreichen.
Nach neun Monaten lag der Wert allerdings mit rund 35 Prozent deutlich unter dem Wert von 46,5 Prozent aus dem Vorjahreszeitraum und auch unter dem Zielwert für das laufende Jahr. Warburg-Analyst Marius Fuhrberg attestierte dem Unternehmen eine anhaltend schwache Handelsaktivität der Kunden im dritten Quartal. Um das avisierte bereinigte operative Ergebnis im Gesamtjahr zu erreichen, bräuchte es schon ein starkes viertes Quartal. Goldman-Sachs-Analyst Charles Mayne monierte zudem das "gedämpfte" Umsatzziel und die ausgebliebene Bestätigung der Prognose für die Zahl der Transaktionen.
Dass der Vorstand keine Ziele für die Kundenzahl und die Transaktionen mehr nennt, begründete Niehage mit dem derzeit schweren Umfeld mit hoher Inflation und der Energiekrise. Daher sei dies derzeit nicht möglich. Mit Blick auf die im Sommer in Aussicht gestellten Aktienrückkäufe und erstmalige Ausschüttung einer Dividende sagte er, dass die Planungen laufen und dies dann bei der Hauptversammlung im kommenden Jahr beschlossen werden könnte. Sollte es dazu kommen, wäre es jeweils das erste Mal in der 13-jährigen Börsengeschichte des Konzerns, dass die Anteilseigner direkt am Gewinn beteiligt werden oder das Unternehmen Aktien zurückkauft.
Nach dem rund 250 Millionen Euro teuren Kauf des niederländischen Online-Brokers Degiro im Jahr 2020 stehen für das Unternehmen erst einmal keine Übernahmen auf der Agenda. "Unsere Priorität liegt derzeit auf dem organischen Wachstum", hatte Niehage im Sommer gesagt. "So wachsen wir billiger." Wegen der hohen Bewertung vor allem der nicht an der Börse notierten Konkurrenten wie Trade Republic oder Scalable Capital sei es derzeit zu teuer, die Kundenzahl über Zukäufe zu steigern. Flatexdegiro selbst hält er für unterbewertet, weswegen er auch immer wieder selbst Aktien zukauft.
Der Manager zählt seinen Worten im Sommer zufolge daher zu den 30 bis 40 wichtigsten Aktionären von Flatexdegiro. Diese glauben ihm zufolge weiterhin an die Chancen des Unternehmens an der Börse und würden selbst im Falle eines möglichen Gebots zum Beispiel durch einen Finanzinvestor nicht verkaufen. Vor einigen Wochen hatte es am Markt vage Spekulationen gegeben, dass ein Investor wegen der inzwischen deutlich gesunkenen Bewertung an einer Übernahme interessiert sein könnte.
Größter Anteilseigner ist nach wie vor der Unternehmer und Verleger Bernd Förtsch, der das Unternehmen 1999 gegründet hat und heute direkt und indirekt rund 19 Prozent hält. Daneben halten noch frühere Degiro-Anteilseigner und das Management größere Aktienpakete./stw/zb/men