FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Konzernbilanzen dürften auch in der neuen Woche im Blick der Anleger stehen. Wie sicher die Vorstände die Unternehmen durch die Krise lenken, könnte folglich auch am Aktienmarkt die Richtung vorgeben. Bisher zeigten sich die Unternehmensgewinne durchaus robust. Von Bedeutung ist auch die Zinsentscheidung der europäischen Währungshüter, auch wenn Experten hier nicht mit einer Überraschung rechnen.
Für Aktien sei der aktuelle geldpolitische Straffungszyklus durch die Notenbanken "einer der schlimmsten in den vergangenen siebzig Jahren", schrieb Christian Stocker, Aktienstratege bei Unicredit. Da das Ende der Zinstreppe aber in Sicht sei, könne der Druck auf dem Aktienmarkt bald abnehmen.
Kurzfristig richten sich die Blicke allerdings auf die Bilanzqualität der Konzerne, wie Commerzbank-Experte Markus Wallner schrieb. Grundsätzlich seien die meisten deutschen Unternehmen gut mit Kapital eingedeckt. Probleme könnten einige Unternehmen aber mit Blick auf ihre Verschuldung oder durch Abschreibungen auf zugekaufte Firmenwerte bekommen.
In der neuen Woche gewähren denn auch ein Dutzend Dax
Gut gefüllt ist der Kalender zudem mit Wirtschaftsdaten. Den Aufschlag machen am Montag die Einkaufsmanager-Indizes von S&P. Für Deutschland dürfte die Oktober-Umfrage keine deutlich aufgehellte Unternehmensstimmung zeigen, wie die Experten der BayernLB schrieben - auch wegen gestiegener Strompreise. Am Dienstag folgt das ifo-Geschäftsklima, bei dem sie ebenfalls einen Rückgang auf dem Zettel haben. Laut BayernLB gilt hier das Gleiche wie für die Einkaufsmanager-Indizes: "Erst eine nachhaltige Entlastung bei den Energiepreisen wird den Unternehmen helfen."
Am Donnerstag richtet sich der Blick neben dem GfK-Konsumklima für November vor allem auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank. "Der EZB dürfte angesichts des sogar vorerst wohl noch zunehmenden Inflationsdrucks in der Eurozone gar nichts anderes übrig bleiben, als voll auf der Bremse zu bleiben", kommentierte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Die Mehrzahl der Ökonomen geht von einem großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten aus. Laut Greil werden die Währungshüter ihren Kurs erst ändern, wenn die Rezession nach dem Jahreswechsel deutlich spürbar wird.
Wie es um die Wirtschaftskraft in den USA und Deutschland steht, darüber geben die vorläufigen BIP-Zahlen zum dritten Quartal am Donnerstag und Freitag Aufschluss. Für die hiesige Volkswirtschaft dürfte sich dann in Zahlen abbilden, was unter vielen Ökonomen schon Konsens ist: dass sich Deutschland in der Rezession befindet./jcf/ck/he
--- Von Jan Christoph Freybott, dpa-AFX ---