ROUNDUP: Munich Re setzt beim Gewinnziel auf Ergo und Dollar - Aktie legt zu
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Angesichts milliardenschwerer Hurrikanschäden baut der Rückversicherer Munich Re bei seinen Gewinnplänen für 2022 auf seine Tochter Ergo und den starken US-Dollar. Zudem sollen Bilanzierungseffekte helfen, das Gewinnziel von 3,3 Milliarden Euro in diesem Jahr zu erreichen, wie der Dax-Konzern bei der Vorlage seines Zwischenberichts am Dienstag in München ankündigte. Dabei spielen der Munich Re die verbesserten Zinsaussichten in der deutschen Lebensversicherung ebenso in die Karten wie ein geplantes Gemeinschaftsunternehmen mit der kleineren Konkurrentin Hannover Rück. Zudem rechnet der Vorstand um Konzernchef Joachim Wenning mit noch stärker steigenden Prämieneinnahmen.
An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Munich-Re-Aktie lag am Vormittag zuletzt mit rund anderthalb Prozent im Plus bei 275,80 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im deutschen Leitindex. Nach einigem Auf und Ab im Jahresverlauf wurde das Papier damit rund sechs Prozent teurer gehandelt als Ende 2021.
Schon im Oktober hatte der Konzern mitgeteilt, dass er sich im dritten Quartal trotz immenser Schäden durch Hurrikan "Ian" in Florida in den schwarzen Zahlen gehalten hat. Die Zerstörungen durch den Wirbelsturm dürften die weltweite Versicherungsbranche nach Einschätzung der Munich Re etwa 60 Milliarden US-Dollar (gut 60 Mrd Euro) kosten - wovon der Münchner Konzern voraussichtlich rund 1,6 Milliarden Euro tragen muss.
Daher reichten die Prämieneinnahmen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung im dritten Quartal erneut nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote lag mit 108,2 Prozent deutlich im roten Bereich - wenn auch niedriger als ein Jahr zuvor, als die verheerende Flutkatastrophe in Deutschland und die Folgen von Hurrikan "Ida" in den USA am Ergebnis gezehrt hatten.
Dass die Munich Re diesmal dennoch 527 Millionen Euro verdiente, lag einerseits an der Stärke des Dollar im Verhältnis zum Euro. Vor allem dies brachte dem Konzern Währungsgewinne von fast 850 Millionen Euro ein. Zudem berücksichtigte die Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo in ihrem Quartalsabschluss die verbesserten Zinsaussichten für die deutsche Lebensversicherung in den kommenden Jahren. So winken mit den steigenden Zinsen nicht nur den Kunden, sondern auch dem Unternehmen höhere Erträge.
Im Gesamtjahr soll Ergo auch das Gewinnziel des Konzerns retten helfen. So dürfte die Rückversicherungssparte mit einem Gewinn von 2,5 Milliarden Euro rund 200 Millionen weniger einspielen als bislang geplant. Ergo soll mit 800 Millionen Euro hingegen 200 Millionen mehr abwerfen als bisher gedacht - was an dem Bilanzierungseffekt liegt.
Bei ihrem Gewinnziel plant die Munich Re zudem weitere Sondereffekte bei der Kapitalanlage sowie die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit der Hannover Rück ein. Die neue Gesellschaft soll einen Teil der Kapitalanlagen beider Unternehmen im Bereich Private Equity übernehmen und gemeinsame Investitionen ermöglichen. Der Übertrag soll noch in diesem Jahr gelingen, erklärte Munich-Re-Finanzchef Christoph Jurecka in einer Telefonkonferenz. Bei einem solchen Schritt werden die Kapitalanlagen neu bewertet, und Jurecka verspricht sich davon einen "positiven Ergebniseffekt".
Unterdessen will die Munich Re wie andere Rückversicherer angesichts der stark gestiegenen Inflation und hoher Katastrophenschäden bei ihren Kunden zum kommenden Jahreswechsel deutlich an der Preisschraube drehen. Schon im laufenden Jahr rechnet der Vorstand mit höheren Prämieneinnahmen: Sie sollen statt der zuletzt erwarteten 64 Milliarden jetzt 67 Milliarden Euro erreichen./stw/mis/stk