KASSEL (dpa-AFX) - Die immer noch hohen Düngerpreise haben K+S
Entscheidend für die Kursentwicklung dürften insbesondere die Aussagen zur weiteren Nachfrageentwicklung sein, nachdem die K+S-Aktien in den vergangenen Wochen durchaus unter schwachen Geschäftszahlen der Konkurrenz gelitten hatte, da diese Befürchtungen genährt hatte, dass hohe Düngerpreise die Nachfrage stark nach unten ziehen könnten. Mit 21,48 Euro per Mittwochsschluss kosten die Aktien zwar immer noch 41 Prozent mehr als Ende 2021, vom April-Hoch über 36 Euro sind sie aber weit entfernt.
Der Umsatz von K+S verdoppelte sich von Juli bis Ende September im Jahresvergleich nahezu auf 1,47 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg mit 633 Millionen Euro auf mehr als das Fünffache des Vorjahreswerts. Damit hat K+S nach neun Monaten mit 1,86 Milliarden Euro Betriebsergebnis mehr verdient als im bislang erfolgreichsten Jahr 2008, als ebenfalls hohe Düngerpreise kräftig Rückenwind geliefert hatten.
Unter dem Strich blieben im dritten Quartal bereinigt rund 379 Millionen Euro hängen, nach knapp 1,3 Milliarden Euro vor einem Jahr. Allerdings sind die Zahlen nicht vergleichbar, da K+S damals einen positiven Sondereffekt durch eine Erhöhung des angesetzten Wertes für Produktionsstätten verbucht hatte.
Analysten hatten indes auf mehr operativen Gewinn als die 633 Millionen Euro gehofft. Ein Teil der Differenz geht auf logistische Probleme zurück, da ein Schiff mit Dünger von K+S den Hamburger Hafen entgegen den Planungen erst verspätet im Oktober verlassen konnte und damit nicht mehr im dritten Quartal. Und: der trockene Sommer mit Niedrigwasser in vielen Flüssen erschwerte die Logistik und sorgen zusammen mit hohen Energiepreisen für Mehrkosten. Hinzu kam eine gewisse Kaufzurückhaltung in Europa wegen der hohen Preise, aber auch weil etwa Stickstoffdünger Mangelware ist. Dadurch können weniger Dünger-Mischungen produziert werden. Zudem macht es für Landwirte oft wenig Sinn, größere Mengen Kalidünger ausbringen, wenn sie nicht auch ausreichend mit Stickstoff düngen können.
Überdies sitzen brasilianische Großhändler und Landwirte auf recht vollen Kalilagern, nachdem sie im ersten Halbjahr wegen der Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg ihre Bestände ungewöhnlich stark aufgefüllt hatten - war doch unklar, inwieweit Russland und Belarus als wichtige Produzenten ausfallen könnten. Am Ende waren die Sorgen dann zu groß gewesen.
Gut lief es für K+S aber nicht nur in der Sparte Landwirtschaft. Das Segment Industrie verzeichnete zwar nach dem witterungsbedingt außergewöhnlich starken Vorjahresquartal einen Rückgang beim Absatz von Auftausalz. Insgesamt sei das Niveau aber im dritten Quartal überdurchschnittlichem gewesen, hieß es vom Unternehmen.
Für 2022 kalkuliert Lohr nun - unter der Annahme einer stabilen und ausreichenden Gasversorgung - mit einem operativen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro. Bisher standen 2,3 bis 2,6 Milliarden auf dem Zettel, allerdings unter der Annahme einer Belastung im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich durch eine verringerten Gasverfügbarkeit sowie eine Gasumlage. Dieses Szenario entfällt jetzt.
Der auch für die Dividende wichtige bereinigte freie Mittelzufluss aus fortgeführter Geschäftstätigkeit wird vor Sondereffekten nun von K+S etwas über dem oberen Ende der bisher avisierten Spanne von 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro gesehen.
Mit Blick auf die stark gestiegenen Energiekosten, die energieintensive Unternehmen wie K+S besonderes betreffen, gab Lohr in einem vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Videointerview gewisse Entwarnung. Da sich die Lage zuletzt leicht entspannt habe, müsse der Konzern für dieses Jahr nicht mehr mit negativen Effekten rechnen. Zudem seien 90 Prozent des Erdgasbedarfs in Europa für 2023 bereits zu einem Durchschnittspreis von 50 Euro je Megawattstunde gesichert worden. Zum Vergleich: Der Preis für europäisches Erdgas ist zwar vom August-Rekord schon deutlich gefallen, liegt aber immer noch über 100 Euro. In anderen Regionen der Welt ist Erdgas aber deutlich günstiger.
Derweil will K+S von der geplanten deutschen Gaspreisbremse keinen Gebrauch machen. In diesem Zuge betont der Konzern auch die Sicherheit der Dividende für die Aktionäre. Zwar gibt es es noch keine konkreten Pläne der Regierung, Unternehmen, die Hilfen in Anspruch nehmen, eine Ausschüttung zu verbieten. Die Diskussion darüber gibt es allerdings. Analysten erwarten angesichts der hohen Gewinne von K+S im Durchschnitt eine Dividende von fast 2 Euro je Aktie.
Sollte es zudem im Winter doch noch zu einem Gasmangel in Europa kommen, können EU-Staaten Düngerproduzenten bevorzugt versorgen. Das empfiehlt die EU-Kommission laut einer Mitteilung vom Mittwoch, damit die für die Landwirtschaft wichtige Ressource bezahlbar und verfügbar bleibt. Allerdings sind die Empfehlungen der EU-Kommission rechtlich nicht bindend./mis/tav/he