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ROUNDUP: Munich Re erwartet 2023 vier Milliarden Euro Gewinn

15.12.2022
um 10:00 Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re peilt für das kommende Jahr einen Konzerngewinn von rund vier Milliarden Euro an. Die Kennzahl basiert auf dem ab 2023 geltenden neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 17 und ist daher nicht mit bisherigen Vorjahreszahlen vergleichbar, wie der Dax-Konzern am Mittwochabend in München mitteilte. Für 2022 geht der Vorstand nach bisheriger Rechnungslegung von einem Überschuss von rund 3,3 Milliarden Euro aus, macht dies angesichts hoher Schäden durch Naturkatastrophen jedoch von positiven Sondereffekten abhängig.

An der Börse sorgten die Nachrichten am Donnerstagmorgen für Zuversicht. Die Munich-Re-Aktie hielt sich am Vormittag zuletzt stabil, während der Dax um rund ein Prozent fiel.

Branchenexperte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies schätzt, dass der für 2023 angepeilte Gewinnanstieg nicht nur auf der veränderten Bilanzierung, sondern auch auf höheren Prämien im Rückversicherungsgeschäft beruht. Auch Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan wies darauf hin, dass die Gewinnziele für die beiden Jahre nicht einfach miteinander zu vergleichen seien. Präsentationen vergleichbarer Unternehmen hätten aber gezeigt, dass die Ergebnisse meist nicht stark von denen unter dem alten Standard IFRS 4 abwichen. Daher wertet Hossain das Gewinnziel für 2023 positiv.

Die neue Bilanzierungsregel IFRS 17 soll künftige Gewinne aus dem Lebensversicherungsgeschäft der Erst- und Rückversicherung besser abbilden. Dazu werden noch nicht verdiente Gewinne in diesem Bereich bilanziell abgegrenzt und in den Folgejahren gewinnwirksam aufgelöst.

Zudem tritt in der Gewinn- und Verlustrechnung die neue Kennzahl Versicherungsumsatz an die Stelle der Versicherungsprämien. Für 2023 rechnet die Munich Re mit einem Umsatz von rund 58 Milliarden Euro. Die Zahl liegt deutlich niedriger als die Bruttoprämien von 70 Milliarden nach alter Rechnungslegung, da die Beiträge der Lebensversicherung nur teilweise in die neue Kennzahl eingehen. Vom gesamten Umsatz sollen 39 Milliarden aus dem Geschäftsfeld Rückversicherung und 19 Milliarden von der Erstversicherungstochter Ergo kommen.

Auch die Berechnung der Einnahmen, die für die Versicherungsschäden, Verwaltung und den Vertrieb draufgehen, verändert sich. Die sogenannte Schaden-Kosten-Quote dürfte dadurch in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung deutlich sinken und soll künftig bei etwa 86 Prozent liegen, hieß es. Im Schaden- und Unfallgeschäft von Ergo Deutschland soll sie sich auf etwa 89 Prozent und bei Ergo International auf etwa 90 Prozent belaufen.

Der Löwenanteil des Konzerngewinns soll auch künftig aus der Rückversicherung stammen. Zu dem angepeilten Überschuss von vier Milliarden Euro soll die Sparte im kommenden Jahr rund 3,3 Milliarden beisteuern. Die restlichen rund 700 Millionen sollen von Ergo kommen. Die Kapitalanlagerendite soll konzernweit mindestens 2,2 Prozent betragen.

Aus Sicht des Vorstands stehen die neuen Ziele aber unter erhöhter Unsicherheit. Als Gründe führte die Munich Re die fragile weltwirtschaftliche Entwicklung, die Schwankungen an den Kapitalmärkten und der unklare Fortgang der Corona-Pandemie an. Ähnliches gilt für die finanziellen Folgen aus dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Zudem stellt der Konzern seine Prognosen wie üblich unter den Vorbehalt, dass Großschäden wie Naturkatastrophen oder starke Währungs- und Kapitalmarktschwankungen die Planungen durchkreuzen können.

Unterdessen lässt die neue Rechnungslegung das Eigenkapital der Munich Re sinken - und führt in der Folge zu einer höheren Rendite. Im Jahr 2025 soll die Eigenkapitalrendite daher statt 12 bis 14 Prozent nun 14 bis 16 Prozent erreichen, wie aus einer Präsentation von Finanzvorstand Christoph Jurecka zum Kapitalmarkttag des Konzerns an diesem Donnerstag hervorgeht. Den Gewinn je Aktie will die Munich Re in den Jahren 2023 bis 2025 allerdings weiterhin pro Jahr im Schnitt um mindestens 5 Prozent steigern. Für die Dividende hält der Vorstand für die Zeit von 2020 bis 2025 ebenfalls an einer Steigerung um jährlich mindestens 5 Prozent fest.

Eine Beispielrechnung des Konzerns zeigt, wie sich die neue Rechnungslegung auf das Eigenkapital auswirkt: Hatte sich das Kapital Ende 2021 noch auf 30,9 Milliarden Euro belaufen, wäre es unter dem neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 17 Anfang 2022 auf 28,4 Milliarden Euro gesunken. Bereinigt um unrealisierte Gewinne und Verluste aus Kapitalanlagen, Währungseffekte und Absicherungsgeschäfte hätte es nur bei 24,2 Milliarden Euro gelegen./stw/nas/mis

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