FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Einleitung eines Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hat die Aktien von Compleo
Angesichts von Informationen über den Stand der Verhandlungsgespräche mit potenziellen Investoren und Stakeholdern sei der Vorstand zu dem Ergebnis gekommen, dass "die in den letzten Wochen geführten Gespräche über eine kurzfristige Bereitstellung zusätzlicher Finanzierungsmittel nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden", teilte Compleo am Vorabend nach Börsenschluss mit.
Am Dienstag wurde nun wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ergänzt, dass in den nächsten Tagen ein Antrag auf Eröffnung eines geordneten Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim zuständigen Amtsgericht gestellt werden soll.
Hohe Kosten hatten den Verlust bei Compleo in den ersten drei Quartalen ausgeweitet. Erst Mitte November hatte der seit 1. November amtierende Vorstand unter der Führung von Jörg Lohr sein Konzept zur Neuausrichtung des Geschäfts vorgestellt.
Damit bewahrheitet sich die Sorge des Experten Stefan Augustin vom Analysehaus Warburg Research, der schon mehrfach vor Finanzrisiken warnte und die Titel im September auf "Sell" abgestuft hatte. Vor zwei Wochen sprach er dann bereits von einer zugespitzten Lage und reagierte nun in einer ersten Reaktion wenig verwundert auf die neuen Nachrichten. Er fürchtet, dass das Verfahren negative Auswirkungen auf das laufende Geschäft haben wird - in einer ohnehin schwierigen Zeit.
Augustin geht davon aus, dass die Einführung einer neuen Hochleistungs-Ladelösung durch den Insolvenzprozess unwahrscheinlich wird. Außerdem dürfte die Ausdehnung des Geschäfts über die Landesgrenzen hinaus im Keim erstickt werden, so seine These. Laut dem Experten sorgt auch der aktuelle Anstieg der Energiepreise sowie der Rückgang der Subventionen im kommenden Jahr für generell starken Gegenwind für den Absatz von Elektroautos in Deutschland.
Compleo war im Oktober 2020 an die Börse gegangen. Der Ausgabepreis hatte 49 Euro je Aktie betragen. Nachdem die Anteilsscheine zunächst zwischenzeitlich stark gestiegen und im Sommer 2021 bei knapp 113 Euro ein Rekordhoch erreicht hatten, ging es steil nach unten. Das Jahresminus liegt nun bei etwa 98 Prozent./la/tih/ajx/mis