FRANKFURT (dpa-AFX) - Erfreuliche Unternehmensnachrichten aus den USA könnten in der neuen Woche die Dax-Rally
Damit die zuletzt beobachteten Aktienkurse Bestand haben können, müsse der neu aufgekeimte Optimismus jetzt mit harten Daten bestätigt werden, fuhren die Experten fort. Nun folge "die Stunde der Wahrheit" im Zuge der Berichterstattung über die Gewinne der Unternehmen für das vierte Quartal. Sollten die Ergebnisse erneut die pessimistischen Erwartungen Lügen strafen, wäre es durchaus möglich, dass die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks weiter unterstützt werden.
Nachdem aus den USA bereits viele Großbanken ihre Geschäftszahlen veröffentlicht haben, nimmt die Berichtssaison dort nun Fahrt auf. Am Mittwoch etwa berichten der Flugzeugbauer Boeing
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, blickt zuversichtlich in die nahe Zukunft. Die Bedingungen für die Aktienmärkte seien weiterhin besser als noch zum Jahresende 2022. In Deutschland etwa hätten die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten jüngst einen großen Satz nach oben gemacht.
Zusätzlich keimten mehr und mehr Hoffnungen auf, dass insbesondere die US-Notenbank ihre Leitzinsen bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder senken könnte, so Kater. Zwar werde es kein Zurück in die Zeit mit Null- und Negativzinsen geben, aber ein Teil des enormen Zinsanstiegs aus dem vergangenen Jahr könnte 2023 wieder zurückgenommen werden.
In Europa hingegen träten Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) offensiv Erwartungen entgegen, die Zeit von Leitzinsanhebungen könne vorüber sein, mahnte Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen. So hatte die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, jüngst davon gesprochen, dass die Inflation "viel zu hoch", sei. Die EZB sei entschlossen, die Teuerung rasch auf zwei Prozent zu reduzieren.
Die EZB hatte im Dezember den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte angehoben und zugleich weitere Erhöhungen in dieser Größenordnung in Aussicht gestellt. Höhere Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv erscheinen. Zugleich besteht bei zu starken Zinsanstiegen die Gefahr, dass die Wirtschaft abgewürgt wird, da sich Kredite und Investitionen verteuern.
In der neuen Woche werde sich nun herausstellen, ob die zarten Stabilisierungs- beziehungsweise Erholungstendenzen in Sachen Konjunktur trotz des Kampfes gegen die Inflation anhalten, sagte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck: "Die zahlreichen anstehenden Frühindikatoren dürften zeigen, wie hoch die Rezessionswahrscheinlichkeit in Europa und den USA wirklich ist."
Greil richtete den Blick vor allem auf die am Dienstag anstehenden Einkaufsmanagerindizes aus wichtigen europäischen Ländern und den deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex am Mittwoch: "Auch wenn das Ifo-Geschäftsklima zum vierten Mal in Folge leicht steigen sollte, müssten etwa die Einkaufsmanagerindizes schon deutlich über die 50er-Expansionsschwelle springen, um die jüngste Dax-Erholung von dieser Seite zu untermauern."
Alles in allem bleibt der Merck-Finck-Experte vorsichtig. Bei allem aufkeimendem Optimismus sollten die Risiken in Sachen Krieg und Energiepreise sowie die weiter viel zu hohe Inflation, und damit verbunden wohl noch mehr Leitzinserhöhungen, als anhaltende Belastungen für die Konjunktur nicht unterschätzt werden./la/ajx/jha/
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---