FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Zwischen Januar und September vergangenen Jahres erzielte die Deutsche Bank mit gut 4,8 Milliarden Euro den höchsten Vorsteuergewinn in einem Neun-Monats-Zeitraum seit 2011. Nach Abzug von Zinszahlungen an die Inhaber nachrangiger Anleihen standen zum 30. September 3,2 Milliarden Euro Gewinn in den Büchern.
Für das Gesamtjahr rechnen Analysten im Schnitt mit fast sechs Milliarden Euro Gewinn vor Steuern. Unter dem Strich dürften demnach rund 4,2 Milliarden Euro Überschuss stehen. Zum Vergleich: In ihrem Rekordjahr 2007 erzielte die Deutsche Bank einen Vorsteuergewinn von mehr als 8,7 Milliarden Euro und rund 6,5 Milliarden Euro Überschuss.
In jüngster Zeit profitierte das Geldhaus wie andere Institute vom Anstieg der Zinsen. Nicht sicher jedoch ist, ob die Deutsche Bank ihr Jahresziel einer Rendite von acht Prozent auf das materielle Eigenkapital erreichte. Analysten erwarten im Schnitt einen Wert knapp unter dieser Marke. Für 2025 strebt der Vorstand um Konzernchef Christian Sewing mehr als zehn Prozent Rendite an. 2021 waren es 3,8 Prozent.
Im Interview der "Börsen-Zeitung" bekräftigte Finanzchef von Moltke Anfang 2023 das Ziel, die Rendite in den kommenden Jahren zu steigern: "Natürlich haben wir uns die Frage gestellt, ob die Entwicklungen der vergangenen Monate es nötig machen, unsere Strategie zu verändern. Wir sind jedoch zu dem Schluss gekommen, dass uns die Ereignisse seit Februar sogar darin bestätigen, dass wir mit unserer Ausrichtung richtig liegen." Die Deutsche Bank hatte ihre nach oben geschraubten Ziele gut zwei Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine veröffentlicht.
2021 hatte das Institut das bis dato beste Jahresergebnis seit 2011 erreicht: Der Vorsteuergewinn kletterte binnen Jahresfrist von gut einer Milliarde auf rund 3,4 Milliarden Euro. Unter dem Strich verblieben für 2021 gut 1,9 Milliarden Euro.
In den Zeiten vor der Finanzkrise 2008/2009 waren solche Milliardengewinne nichts Besonderes. Doch Deutschlands größtes Geldhaus musste seine Bilanz nach der großen Krise kräftig aufräumen und machte bis einschließlich 2019 fünf Jahre in Folge Verluste.
Im Sommer 2019 leitete der gut ein Jahr zuvor auf den Chefposten beförderte Sewing eine grundlegende Neuaufstellung des Konzerns ein: Tausende Jobs wurden gestrichen, das Investmentbanking gestutzt, der weltweite Aktienhandel beendet. 2020 schloss die Deutsche Bank erstmals wieder ein Jahr unter dem Strich mit Gewinn ab.
"Wir haben jetzt ein klares Geschäftsmodell mit vier Kernsparten, das sich an den Bedürfnissen unserer Kunden orientiert und nachhaltig profitabel ist", sagte von Moltke jüngst der "Börsen-Zeitung": "Die großen Entscheidungen und Weichenstellungen haben sich als richtig erwiesen, auch in der Rückschau. Wir sind zufrieden mit dem Fortschritt."
In diesem Jahr dürfte jedoch eine höhere Steuerlast Gewinn und Rendite sinken lassen: Analysten erwarten im Schnitt einen Überschuss von rund 3,7 Milliarden Euro und eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von nur noch 6,6 Prozent. Negativ dürften sich auch drohende Kreditausfälle bemerkbar machen. Analysten erwarten, dass die Risikovorsorge für gefährdete Darlehen von 1,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf knapp 1,8 Milliarden steigen wird.
Der Kurs der Aktie pendelte zuletzt um die Marke von zwölf Euro, ist damit aber immer noch weit entfernt von besseren Zeiten. Es sei somit "auch offensichtlich, dass noch ein Stück Arbeit vor uns liegt", sagte von Moltke. "Unsere Marktbewertung weist noch immer einen deutlichen Abschlag gegenüber unserem Buchwert und auch gegenüber einigen Wettbewerbern auf."/ben/DP/stw