GÖPPINGEN (dpa-AFX) - Der Softwareanbieter Teamviewer
Das Papier des Spezialisten für Fernwartungssoftware gewannen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich mit dem Xetra-Schluss am Vorabend rund vier Prozent. Von den Tiefs aus dem Herbst bei teils unter acht Euro hatte sich der Kurs in den vergangenen Monaten wieder erholen können, war aber jüngst wieder unter die Marke von 13 Euro gerutscht.
Der Umsatz des Konzerns soll 2023 zwischen 620 und 645 Millionen Euro liegen. Das wäre ein Plus von 10 bis 14 Prozent. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten zuvor im Schnitt lediglich mit 615 Millionen Euro Umsatz gerechnet. Grundlage für Vorstandschef Steil ist das "sehr gute" vierte Quartal, wie er im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX sagte. "Wir sind erfolgreich dabei, zusätzliche Produkte und Funktionalitäten an unsere bestehenden Kunden zu verkaufen. Im Raum Asien-Pazifik greift das Wachstum nach Änderungen in der Organisation."
Bei der um Sondereffekte bereinigten Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) erwartet das Management dieses Jahr einen Wert von um die 40 Prozent vom Umsatz nach 41 Prozent im Vorjahr. Teamviewer passt seine Prognosemethodik an und hebt nun vorwiegend auf den Umsatz als Bezugsgröße ab.
Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen laut Steil bei der Marge am Ende einen etwas besseren Lauf als selbst erwartet. "Auch im neuen Jahr sind wir gut beraten, bei den Billings und bei den Kosten nicht das beste aller Szenarien anzunehmen. Zudem haben wir ein inflationäres Umfeld, in dem auch die Kosten für Personal anziehen", sagte er.
Teamviewer hatte mit einem Schlussspurt im vierten Quartal seine Jahresziele 2022 wie bereits bekannt erreicht. Dabei legten die Geschäfte mit Großkunden trotz der wirtschaftlich unklaren Lage besonders deutlich zu, auch weil diese verstärkt Mehrjahresverträge abschlossen. "Wir haben eine sehr gesunde und stetige Entwicklung bei den Großkunden mit größeren Vertragsvolumina", sagte Steil. Die Weitergabe von steigenden Kosten habe insgesamt gut funktioniert.
Die Lage sei insgesamt aber nicht einfach, räumte Steil ein. "In der Region Amerika hatten wir zum Beispiel mehr Mühe", sagte er. "Dort sind die Entscheidungsprozesse der Kunden aktuell etwas länger, insbesondere wenn es sich um weitreichendere Projekte handelt, die zusätzliche Investitionen etwa in Hardware erfordern." Die Probleme sieht der Konzernchef aber auch selbstkritisch. "Man kann aber nicht alles nur auf den Markt schieben, wir werden uns auch ansehen, ob wir im Vertrieb noch mal an ein paar Stellschrauben drehen müssen."
Besser liefen die Geschäfte in Europa und Asien. Der Umsatz insgesamt kletterte auch dank des schwachen Euro um 13 Prozent auf knapp 566 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente der MDax-Konzern mit 67,6 Millionen Euro 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Wie im Vorjahr greift das Management auch in diesem Jahr wieder zu Aktienrückkäufen. So sollen in diesem Jahr in zwei Tranchen bis zu 150 Millionen Euro dafür ausgegeben werden. Vergangenes Jahr hatte Teamviewer 300 Millionen Euro in die Rückkäufe gesteckt. Probleme sieht Steil bei der Liquidität trotzdem nicht. "Wir generieren aus dem laufenden Geschäft ordentlich Cash und haben uns auch noch rechtzeitig eine gute Zinsstruktur gesichert", sagte der Manager. "Trotz des neuen Aktienrückkaufprogramms könnten wir uns kleinere Zukäufe leisten, da bleiben wir flexibel. Die Bewertungen sind vielfach aber noch zu hoch, aber wir haben keine Eile."
Ein Stellenabbau wie bei anderen Firmen der Software- und Technologiebranche steht bei den Göppingern laut Steil derzeit nicht an. Ob das Unternehmen früh aus dem teuren Trikotsponsorvertrag beim englischen Premier-League-Fußballclub Manchester United herauskommt, darüber wollte Steil nicht spekulieren. "Wann Manchester United einen neuen Haupttrikotsponsor finden wird, wissen wir nicht. Wir würden dann aber auch etwas von dem freiwerdenden Geld in andere Marketingmaßnahmen investieren, und wir würden ja auch in deutlich reduziertem Umfang ein Partner von Manchester United bleiben." Dennoch würde die operative Marge in diesem Fall um mehrere Prozentpunkte steigen, so Steil./men/ngu/he