dpa-AFX Compact

Indischer Milliardär Adani beruhigt nervöse Investoren mit Kreditrückzahlung

07.02.2023
um 10:01 Uhr

MUMBAI (dpa-AFX Broker) - Die vorzeitige Rückzahlung eines Kredits durch den indischen Milliardär Gautam Adani hat Investoren am indischen Aktienmarkt am Dienstag ein Stück weit beruhigt. Adani und seine Familie zahlten laut einer aktuellen Mitteilung gut 1,1 Milliarden US-Dollar zurück, die eigentlich erst im September 2024 fällig geworden wären. Zuvor hatten sich Sorgen breit gemacht, dass Adani nur noch begrenzt Zugang zu frischen Finanzmitteln habe. Aktien von Unternehmen aus seiner Firmengruppe erholten sich, allen voran die des Flaggschiffs Adani Enterprises mit einem Plus von zuletzt etwa 15 Prozent. Seit den Vorwürfen des US-Leerverkäufers Hindenburg Research vor rund zwei Wochen summieren sich die Verluste aber immer noch auf rund 46 Prozent.

Hindenburg hatte sich kritisch zur Finanzlage des Konglomerats von Adani geäußert. In der Folge hatten börsennotierten Firmen aus dem Reich des Inders in Summe umgerechnet mehr als 100 Milliarden Euro an Wert verloren, und damit mehr als die Hälfte des ursprünglichen Börsenwertes. Adani streitet die Vorwürfe ab und droht mit rechtlichen Schritten.

Die Vorwürfe von Hindenburg hatten den ohnehin bereits schwelenden Sorgen hinsichtlich der schuldenfinanzierten rasanten Expansion von Adanis Firmengruppe die Bahn gebrochen. Verstärkt wurde dies durch den Stopp des geplanten Verkaufs neuer Aktien in der vergangenen Woche. Am Wochenende hatte Adani Enterprises laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg dann auch eine geplante Anleihe-Emission gestoppt.

Mit der nun erfolgten vorzeitigen Schuldenrückzahlung von 1,1 Milliarden Dollar bekommt Adani wieder Zugriff auf Aktien, mit denen die Kredite besichert waren. Das könnte die Finanzierungsoptionen für den Inder insgesamt wieder verbessern. Jüngst noch hatten einige Banken die Wertpapiere der Gruppe, deren Geschäfte vom Betrieb von Häfen bis zur Energieerzeugung reichen, nicht mehr als Sicherheiten für Kundengeschäfte akzeptiert.

Die Blicke richten sich nunmehr auf aktuelle Geschäftszahlen von Adanis Unternehmen. So beruhigte Adani Transmission die Anleger mit einem deutlichen Gewinnanstieg im abgelaufenen Geschäftsquartal, während Adani Ports die Erwartungen verfehlte.

Ein Analyst von Bloomberg Intelligence warnte mit Blick auf die Kurserholung von Adani-Aktien indes vor verfrühtem Optimismus. Neben der Kreditrückzahlung spielten wohl auch technische Faktoren eine Rolle, nachdem die Aktien überverkauft gewesen seien. Kaufinteressenten sollten daher eher einen erfolgreichen Test der jüngsten Tiefs abwarten.

Der Fall Adani beschäftigt mittlerweile auch die indische Politik angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung seiner Firmengruppe für das Land und einer möglichen Ausbreitung der Krise etwa auf den Finanzsektor.

Hindenburg Research ist eine kleine, aber auf den Finanzmärkten bekannte Investmentfirma. Sie tritt als Leerverkäufer von Aktien auf - setzt also auf fallende Kurse. Hindenburg hat sich nach eigenem Bekunden zum Ziel gesetzt, bei Unternehmen Unregelmäßigkeiten etwa in der Buchhaltung aufzuspüren und von den mutmaßlichen Missständen zu profitieren.

Der Name Hindenburg leitet sich nach Firmenangaben vom Unglück des gleichnamigen Luftschiffes 1937 ab. "Wir suchen nach ähnlichen, von Menschen verursachten Katastrophen, die im Markt kursieren", heißt es auf der Webseite. Hindenburg wolle diese aufklären, bevor weitere "ahnungslose Opfer" angelockt würden./mis/tav/tih