VENLO (dpa-AFX) - Der Labordienstleister Qiagen
Im nachbörslichen Handel legte die Qiagen-Aktie moderat zu. Ganz überraschend kamen die Aussagen nicht, denn das Management hatte bereits seit einiger Zeit auf den nachlassenden Corona-Rückenwind verwiesen. Auch unter Analysten war es daher bereits Konsens, dass 2023 ein schwächeres Jahr für Qiagen werden würde. Dies blüht auch anderen früheren Corona-Gewinnern in der Branche: Europas größte Laborkette Synlab
Im Schlussquartal 2022 hatte sich der Umsatzeinbruch mit Corona-Produkten bei Qiagen noch beschleunigt. Im gesamten Jahr erlöste der Konzern in diesem Bereich mit 470 Millionen Dollar rund ein Drittel weniger als noch 2021. Konzernweit sank der Umsatz trotz eines florierenden Basisgeschäfts um fünf Prozent auf 2,14 Milliarden Dollar (rund 1,99 Mrd Euro). Nach zwei starken Corona-Jahren war der Konzernerlös damit erstmals wieder rückläufig. Allerdings belasteten auch Wechselkurseffekte. Zu konstanten Währungen lag der Umsatz auf Jahressicht bei 2,26 Milliarden Dollar. 2023 rechnet Qiagen währungsbereinigt nun mit einem Umsatz von mindestens 2,05 Milliarden US-Dollar (1,90 Mrd Euro).
Unter dem Strich ging der Gewinn im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 423 Millionen Dollar zurück. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie fiel um zehn Prozent auf 2,38 Dollar. Währungseffekte herausgerechnet kamen 2,46 Dollar heraus - womit der Konzern seine eigenen Erwartungen noch übertraf. Für 2023 peilt Qiagen bei dieser Kennziffer nun mindestens 2,10 Dollar an - wobei das erste Quartal noch deutlicher unter dem Vorjahresniveau herauskommen dürfte.
Qiagen hatte im vergangenen Jahr noch mehrmals seine Ziele erhöht, weil es bei den Covid-Produkten zumindest bis Ende September sogar besser lief als anfänglich gedacht. Zudem konnte der Konzern in Kerngeschäft zulegen, auf dessen Wachstum sich Qiagen weiter konzentrieren will. "Wir sind insbesondere mit den Fortschritten bei unseren fünf Wachstumsträgern zufrieden", sagte Firmenchef Thierry Bernard laut Mitteilung. Hierzu zählt der Diagnostikspezialist auch seinen Tuberkulosetest Quantiferon, der sich im vergangenen Jahr weitaus besser verkaufte als noch 2021. Bei einigen Diagnostikgeräten jedoch sank der Umsatz - hier hatte die Pandemie aber im Jahr zuvor einen Absatzboom beschert.
Weitere Details zu 2022 will das Qiagen-Management am Mittwoch in Konferenzen mit Journalisten und Analysten erläutern. Es wird erwartet, dass sich das Unternehmen dann auch zu den Aussichten für 2023 genauer äußert. Kreisen zufolge sucht der Konzern zudem derzeit nach einem Investor für sein Bioinformatikgeschäft, um dies weiter voranzubringen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte jüngst unter Berufung auf informierte Personen berichtet, Qiagen erwäge den Verkauf eines Minderheitsanteils an der Sparte, die Software für die Analyse biologischer und medizinischer Daten entwickelt./tav/ngu/he