(neu: Mehr Details, Aussagen Management, Kurs.)
STUTTGART (dpa-AFX) - Der Autobauer Mercedes-Benz
Das Papier legte an der Dax-Spitze um rund 2,3 Prozent auf 74,27 Euro zu. Von den Tiefs im Sommer vergangenen Jahres hat sich der Kurs bereits deutlich abgesetzt, damals war die Aktie nur noch etwas mehr als 50 Euro wert gewesen. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von einer starken Preissetzungsmacht, die den Ausblick für das neue Jahr stütze. Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies bezeichnete die Dividende im Zusammenspiel mit dem Aktienrückkauf angesichts der mauen wirtschaftlichen Aussichten als stark.
Das Management um Källenius stellt die Aktionäre nach dem fulminanten Lauf im vergangenen Jahr auf weniger Gewinn ein. Die um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern in der Autosparte dürfte bei 12 bis 14 Prozent liegen und damit gegenüber dem Vorjahreswert von 14,6 Prozent zurückgehen, teilte der Dax
Zwar rechnet das Unternehmen mit einer leicht positiven Entwicklung der Nettopreise, das Gebrauchtwagengeschäft wird hingegen unter dem Vorjahr erwartet. Der geplant steigende Anteil von Batterieautos dürfte angesichts der noch schwächeren Margen in dem Bereich rund einen halben Prozentpunkt Marge kosten, sagte Finanzchef Harald Wilhelm. Daneben dürften diesmal auch höhere Kosten für Kreditausfälle anfallen.
Die Prognosen insgesamt seien mit einer außergewöhnlichen Unsicherheit behaftet, hieß es vom Unternehmen. Der Umsatz des Konzerns soll nach dem Plan des Managements auf Vorjahresniveau liegen. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern werde aber wohl leicht sinken - das bedeutet im Prognosejargon des Unternehmens einen Rückgang zwischen 5 und 15 Prozent. Das hatten Analysten im Schnitt auch so auf dem Zettel.
"Auch wenn wir makroökonomische und geopolitische Ereignisse nicht kontrollieren können, ist das Geschäftsjahr 2022 ein Beleg dafür, dass die strategische Ausrichtung stimmt", sagte Källenius. Im vergangenen Jahr hat der Autobauer dank des guten Laufs bei teuren Autos und dank Preiserhöhungen deutlich mehr Gewinn gemacht. Allein im vergangenen Jahr stieg der durchschnittliche Verkaufspreis der Autos um neun Prozent auf fast 73 000 Euro. 2019 betrug der Durchschnittserlös pro Auto noch 51 000 Euro - seitdem ist er entsprechend um 43 Prozent geklettert.
Das Konzernergebnis lag 2022 bei 14,8 Milliarden Euro. Das war ein Drittel mehr als im Vorjahr, wenn nur die fortgeführten Geschäfte betrachtet werden. Ein milliardenschwerer Sonderertrag wegen der Abspaltung des Lkw-Geschäfts von Daimler Truck
In den kommenden Jahren erwartet Finanzchef Wilhelm Kostenentlastung unter anderem über das Direktvertriebsmodell. Bislang verkauft der Konzern die Autos an die Händler. In Zukunft sollen diese für die Vermittlung an die Kunden lediglich eine Provision erhalten. Das soll für einheitliche Preise und weniger Rabatte sorgen, auch weil Preiskonkurrenz zwischen den eigenen Händlern ausgeschaltet wird. In England sei das Modell im Januar angelaufen und solle in Deutschland auch im laufenden Jahr kommen, sagte Källenius. Die Kunden seien zufriedener, und auch die Händler, die das System schon übernommen hätten, würden sich damit zunehmend anfreunden, so der Manager.
Vom Subventionspaket der US-Regierung unter dem Namen Inflation Reduction Act profitiere Mercedes zunächst bei der ohnehin geplanten Batterieproduktion in Nordamerika, stellte Källenius in Aussicht. Auch die Förderung von Leasing umweltfreundlicher Autos dürfte dem Unternehmen zugutekommen. Gleichwohl warnte er vor protektionistischen Effekten des Pakets von US-Präsident Joe Biden, das unter anderem auf Elektromobilität setzt und vielfach einen hohen Anteil amerikanischer Produktion als Voraussetzung erfordert.
Die Aktionäre sollen für 2022 eine Dividende von 5,20 Euro je Aktie erhalten. Das sind 20 Cent mehr als vor einem Jahr, und damals waren auch noch 70 Cent von Daimler Truck in der Auszahlung enthalten. Zudem hat Mercedes am Vorabend ein bis zu vier Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt, das über die kommenden zwei Jahre laufen soll. Die beiden größten Aktionäre, die staatliche chinesische Firma Beijing Automotive Group Co Ltd (BAIC), und der ebenfalls chinesische Geely-Konzern, haben Mercedes zugesichert, dass ihr Anteil unter zehn Prozent bleiben soll.
Die Stuttgarter steigerten den Umsatz 2022 um 12 Prozent auf 150 Milliarden Euro. Das Unternehmen hatte zwar etwas weniger Autos an Endkunden ausgeliefert als im Vorjahr, aber mit 2,04 Millionen Autos rund fünf Prozent mehr Autos im Großhandel abgesetzt. Vor allem zog der Verkauf von teuren Top-Modellen wie der S-Klasse, der Tuning-Tochter AMG und der Luxusmarke Maybach an, was mehr Rendite bringt. Bei den besonders teuren Autos soll es auch in diesem Jahr weiter leicht aufwärtsgehen. Von den vollelektrischen Modelle sollen etwa doppelt so viele abgesetzt werden wie im Vorjahr. Da lieferte Mercedes 149 227 Stück an die Kunden aus.
Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern legte im vergangenen Jahr um ein Fünftel auf 20,7 Milliarden Euro zu. Die operative Marge im Autogeschäft zog um 1,5 Prozentpunkte auf 14,6 Prozent an. Im vierten Quartal konnte sich der Konzern es komfortabel leisten, Zahlungen an ausgewählte Lieferanten zu machen, die in Schwierigkeiten zu geraten drohten. Auch 2023 kann sich Finanzchef Wilhelm vorstellen, in Einzelfällen wieder zu diesem Mittel zu greifen.
In Europa schaffte Mercedes im vergangenen Jahr, die Flottengrenzwerte für den Ausstoß mit dem klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) einzuhalten und nimmt sich das auch für dieses Jahr vor. In China und den USA müsse Mercedes aber weiterhin CO2-Zertifikate kaufen, um die Vorgaben zu erfüllen, räumte Källenius ein. Der Konzern arbeite daran, auch in den Regionen die Grenzwerte einzuhalten./men/lew/jha/