BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1
Der um Sondereffekte bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll der Planung von Bertermann zufolge in diesem Jahr auf 60 bis 90 Millionen Euro schrumpfen, wie das SDax
Allerdings setzte die lange Durststrecke bei den Ergebnissen den Aktienkurs immer mehr unter Druck. Kurz nach dem Börsengang im Frühjahr 2021 war das Papier noch über die Marke von 50 Euro geklettert, bis es Zug um Zug abwärts ging, zuletzt dümpelte die Aktie auch wegen Finanzproblemen ähnlich aufgestellter Konkurrenten in Großbritannien und den USA zwischen 5 und 10 Euro.
Am Donnerstag verlor sie nach Handelsbeginn gut 3 Prozent auf 6,89 Euro. Analystin Lisa Yang von Goldman Sachs wähnte die Resultate aus dem vierten Quartal etwas unter den Erwartungen, den Ausblick jedoch in deren Rahmen. Marcus Diebel von JPMorgan sorgte sich um leicht verfehlte Erwartungen beim Umsatz nicht - er sah hingegen positive Anzeichen rund um den Rohertrag pro Fahrzeug bei der Privatkundenmarke Autohero.
Zwar erwartet Bertermann, im vierten Quartal den sogenannten Break-even zu erreichen, also die Schwelle zum operativen Gewinn. Beim Absatz hingegen plant das Unternehmen vorsichtig - in diesem Jahr sollen 625 000 bis 690 000 Autos verkauft werden, davon 65 000 bis 70 000 über Autohero.
Im vergangenen Jahr steigerte Auto1 den Absatz um knapp 9 Prozent auf 649 709 Fahrzeuge, davon 64 164 Autos bei Privatkunden - ein Plus von über der Hälfte. Das Wachstum des mit Werbemillionen gepäppelten Privatkundensegments - neben dem Verkaufsportal Autohero auch das Ankaufsportal wirkaufendeinauto.de - dürfte damit nun deutlich geringer ausfallen. Insgesamt könnte die Zahl der verkauften Autos sogar spürbar sinken.
Hohe Gebrauchtwagenpreise in einem schlechten Wirtschaftsumfeld könnten ein Hemmschuh sein für das Wachstum bei Auto1. Über das Jahr hatte Auto1 seine Absatzprognose bereits spürbar eindampfen müssen. Beim Umsatz legte Auto1 im Gesamtjahr aber immer noch um über ein Drittel auf 6,53 Milliarden Euro zu.
Dabei entwickelt sich der Abstand von Ankaufspreisen zu Verkaufspreisen vor allem bei Autohero für das Unternehmen erfreulich. Im vierten Quartal lag das Rohergebnis je Fahrzeug bei 1254 Euro, rund dreimal so hoch wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Großhandel mit den Autohändlern lag der Rohertrag mit 673 Euro nur etwa halb so hoch wie im Privatkundengeschäft.
Bertermann will den Rohertrag pro Fahrzeug im Privatkundensegment langfristig auf 3000 Euro erhöhen, unter anderem auch durch Finanzierungsangebote und zusätzliche Dienste. "Im Retail-Bereich liegt unser Fokus darauf, das Rohergebnis pro Einheit zu erhöhen und die variablen Kosten pro Fahrzeug weiter zu reduzieren, während wir gleichzeitig die Kundenzufriedenheit auf hohem Niveau halten", sagte der Manager mit Blick auf das neue Jahr.
Im Großhandel fielen die Gebrauchtwagenpreise im Schlussquartal im Vergleich zum Vorquartal um 15 Prozent. Logistikprobleme infolge fehlender Fahrer und steigende Kosten hätten die Branche insbesondere im vierten Quartal unter Stress gesetzt. Im europäischen Gebrauchtwagenhandel seien 2022 rund 2,4 Millionen weniger Transaktionen abgewickelt worden als ein Jahr zuvor, sagte Bertermann.
Die finalen Zahlen inklusive des Nettoergebnisses und den Geschäftsbericht legt das Unternehmen am 5. April vor./men/nas/jha/