(Neu: Aussage aus der Pressekonferenz, Aktienkurs, Analysten)
HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials
In das Jahr 2023 sei Heidelberg Materials gut gestartet, sagte der Manager. Die Volatilität auf Energie- und Rohstoffmärkten bleibe zwar hoch, aber die Entspannung bei den Energiepreisen verschaffe dem Konzern etwas Luft. Auf der Nachfrageseite dürften die staatlichen Infrastrukturpläne den Rückgang im privaten Wohnungsbau ausgleichen. Das Management blicke optimistisch auf den weiteren Jahresverlauf. Für 2023 erwartet der Vorstand ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 2,35 bis 2,65 Milliarden Euro. Der Umsatz soll erneut bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe zulegen.
Das vom Zementhersteller für dieses Jahr in Aussicht gestellte bereinigte operative Ergebnis nannte Analystin Glynis Johnson von Jefferies in einer ersten Reaktion "spezifischer und optimistischer" als erwartet. Sie habe mit 2,2 Milliarden Euro gerechnet. Beim Umsatz wolle das Unternehmen in diesem Jahr zulegen, sie habe bislang mit einem Rückgang um 1,4 Prozent gerechnet. Für Analyst Nabil Ahmed von der britischen Investmentbank Barclays sind im vierten Quartal die Erwartungen leicht übertroffen worden. Dies sei getrieben von einem verbesserten Preis-Kosten-Verhältnis und dem Asien-Geschäft. Trotz des stärkeren Cashflows sei aber der Schuldenstand gestiegen.
Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um fast 13 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro. Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise hätten die Bauaktivitäten und damit die Nachfrage nach Baustoffen stark beeinträchtigt, hieß es. Dies habe in vielen Schlüsselmärkten von Heidelberg Materials zu einer deutlich schwächeren Absatzentwicklung geführt. Preisanpassungen in allen Konzerngebieten hätten diesen Mengenrückgang jedoch mehr als ausgleichen können.
Das bereinigte Ebit - das sogenannte RCO - ging um fünf Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Euro zurück. Der Wert fiel damit aber etwas besser aus, als Analysten erwartet hatten. Unter dem Strich blieb 2022 ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von knapp 1,6 Milliarden Euro nach knapp 1,76 Milliarden im Vorjahr. Den Rückgang begründete Heidelberg Materials unter anderem mit einem steuerlichen Einmaleffekt. Zudem hatte das Unternehmen 2021 von dem Verkauf von Unternehmensteilen profitiert. Bereinigt um diese Effekte sei der Jahresüberschuss deutlich gestiegen.
Ein weiteres Sparprogramm sei im Moment nicht geplant, sagte von Achten. Das Unternehmen bleibe aber diszipliniert. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen seine Sparanstrengungen noch einmal verschärft, um die gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe auszugleichen. Mit zusätzlichen Preiserhöhungen und Sparmaßnahmen holte der Konzern laut von Achten deutlich mehr als zwei Milliarden Euro herein.
Derweil will sich das Unternehmen erst einmal nicht aus Russland zurückziehen. "Wir fahren unsere Werke in Russland auf kleiner Flamme weiter", sagte von Achten. Es sei ein lokales Geschäft, die Investitionen habe Heidelberg Materials dort komplett eingefroren. Das Unternehmen halte sich an alle Sanktionen, die von der Bundesregierung und der EU beschlossen worden seien, betonte der Manager. Heidelberg Materials habe das Russland-Geschäft mit gut 100 Millionen Euro Ende 2022 abgeschrieben, fügte Finanzchef René Aldach hinzu. In der Bilanz stehe das Geschäft noch mit 150 Millionen Euro. Heidelberg Materials betreibt drei Zementwerke in Russland, die drei Prozent zum Konzernumsatz beisteuern.
Die im Dax
Seither läuft eine Erholung, allein seit dem Jahreswechsel legte die Aktie um rund ein Viertel zu und kostete zuletzt mit rund 66 Euro wieder mehr als vor einem Jahr, als der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte. Der Abstand zum Rekordhoch von rund 112 Euro aus dem Jahr 2007 bleibt aber riesig. Im Jahr darauf hatte die Weltfinanzkrise für einen beispiellosen Kurseinbruch auf weniger als 20 Euro gesorgt.
Heidelberg Materials ist eines der größten Baustoffunternehmen der Welt. In Deutschland ist es nach eigenen Angaben Marktführer bei Zement und Transportbeton sowie bei Sand und Kies. Das Unternehmen mit knapp 51 000 Mitarbeitern will bis 2050 klimaneutralen Beton herstellen. Um dieses Ziel zu erreichen, baut Heidelberg Materials das Baustoffrecycling aus, auch mit Übernahmen./mne/jkr/stk