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ROUNDUP 2: Adidas vor weiterem schwierigen Jahr - Aktie unter Druck

08.03.2023
um 12:42 Uhr

(neu: Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz, aktualisierte Kursreaktion)

HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr bleiben die Aussichten für den Sportartikelhersteller Adidas vorerst mau. Der neue Konzernchef Björn Gulden sieht das Unternehmen vor einem weiteren schwierigen Jahr: Unsichere wirtschaftliche Aussichten und deren Auswirkungen auf den Konsum, hohe Lagerbestände besonders in den USA und Europa sowie die unklare Situation um die auf Halde liegenden Yeezy-Produkte aus der gekündigten Kooperation mit dem umstrittenen US-Rapper Kanye West dürften das Geschäft belasten.

Die Adidas-Aktie verlor am Mittwoch zwischenzeitlich mehr als drei Prozent. Um die Mittagszeit lag das Papier noch mit gut einem Prozent im Minus und gehörte zu den schwächsten Titeln im Dax .

Marktteilnehmer zeigten sich zunächst enttäuscht von einer heftigen Dividendenkürzung und den lediglich bestätigten Geschäftserwartungen für das laufende Jahr. Zudem vermisste Analyst Volker Bosse von der Baader Bank Aussagen zu mittelfristigen Zielen. Die endgültigen Zahlen deckten sich weitgehend mit denen im Februar bereits veröffentlichten, notierte Analyst Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC. Die Angaben zu den Lagerbeständen zeigten einen Anstieg um fast die Hälfte. Sie lägen mit sechs Milliarden Euro über seiner Annahme, schrieb der Experte.

"2023 wird ein Übergangsjahr sein, um die Basis für 2024 und 2025 zu legen", sagte Adidas-Chef Gulden bei der Vorlage der Jahreszahlen in Herzogenaurach. Das Unternehmen müsse Lagerbestände abbauen und Rabatte zurückfahren. "Im Jahr 2024 können wir dann wieder mit dem Aufbau eines profitablen Geschäfts beginnen", sagte der Manager, der zu Jahresbeginn vom Lokalrivalen Puma zu Adidas gewechselt war.

Dabei dürfte das Rabattgebaren vor allem in den nächsten sechs Monaten zunächst noch einmal massiv zunehmen, schätzt Gulden. Europa und speziell die USA sitzen auf hohen Lagerbeständen. So hätten Händler im vergangenen Jahr als Folge der Lieferkettenprobleme in erheblichem Umfang zusätzlich Produkte geordert, um die damals noch hohe Nachfrage bedienen zu können. Diese liegen nun in den Lägern und treffen auf eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Verbraucher.

Von den Lagerbeständen in Höhe von sechs Milliarden Euro entfallen allein 0,4 Milliarden auf die Yeezy-Produkte. Wie Adidas damit umgehen wird, ist noch offen. Die Optionen reichen von verschiedenen Verkaufsmöglichkeiten, die auch das Spenden der Erlöse an Organisationen beinhalten könnte, bis zur Vernichtung der Ware. Es sei eine der schwierigsten Entscheidungen überhaupt, sagte Gulden. Er nannte die Produktlinie, an der Adidas in den vergangenen Jahren prächtig verdient hatte, "unersetzlich".

Gulden sieht sich bei einer Entscheidung nicht unter Zeitdruck. Derzeit liefen viele Gespräche, wie Adidas damit umgehen solle. Zuletzt aufgekommene Gerüchte über "Verhandlungen" über die Bestände seien nicht wahr, sagte er. Adidas hatte die Kooperation im vergangenen Jahr unter anderem wegen Antisemitismus-Vorwürfen gegen den Rapper gekündigt.

Allein durch den Ausfall der Yeezy-Produkte erwartet das Management im laufenden Jahr Umsatzeinbußen von 1,2 Milliarden Euro. Bereits im Schlussquartal 2022 fielen durch die Kündigung der Kooperation Erlöse von etwa 600 Millionen Euro weg. Insgesamt geht das Unternehmen auch mit Blick auf die laufenden massiven Rabattaktionen von einem währungsbereinigten Umsatzminus im hohen einstelligen Prozentbereich aus. Gulden hofft, dass Adidas 2024 wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt.

An seiner Prognose für 2023 hält Adidas damit fest. Bereits im Februar hatte das Unternehmen zudem im schlechtesten Fall eine Abschreibung auf die Yeezy-Produkte von einer halben Milliarde Euro angekündigt und einen Betriebsverlust von 700 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Mögliche Wertberichtigungen und Sondereffekte wie Kosten für ein Umbauprogramm herausgerechnet, dürfte das Ergebnis an der Gewinnschwelle liegen.

Gulden hat sich die Verbesserung des Sportmodegeschäfts vorgenommen und will sowohl das Direktgeschäft mit Konsumenten als auch den Großhandel stärken. Im traditionell mehr auf Sportmode zugeschnittenen China-Geschäft soll der Sportbereich hingegen mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Dabei kommt es auch zu erheblichen Veränderungen im Vorstand. Der für den Vertrieb zuständige Roland Auschel wird Adidas nach 33 Jahren verlassen, von denen er allein zehn Jahre als Vorstandsmitglied bei dem Konzern verbracht hat. Nachfolger soll zum 1. April Arthur Hoeld werden, der auch bereits 25 Jahre bei Adidas ist. Ebenfalls seinen Posten abgeben wird Produkt- und Marketing-Vorstand Brian Greevy, dessen Aufgaben Konzernchef Gulden selbst übernimmt. In der aktuellen Situationen brauche es schnelle Entscheidungen, begründete der Manager diesen Schritt. Der Vertrag des seit 2017 amtierenden Finanzvorstands Harm Ohlmeyer wurde hingegen vorzeitig um drei weitere Jahre bis Anfang 2028 verlängert.

2022 hatte Adidas deutliche Gewinneinbußen verzeichnet. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft brach von knapp 1,5 Milliarden auf 254 Millionen Euro ein. Der Sportartikelhersteller bestätigte damit seine bereits vorgelegten vorläufigen Zahlen. Im vierten Quartal stand sogar ein Verlust von 482 Millionen Euro zu Buche nach 123 Millionen Euro Gewinn ein Jahr zuvor. Die Aktionäre müssen sich daher auf eine deutlich geringere Dividende einstellen: Sie sollen für 2022 eine Zahlung von 0,70 Euro je Aktie erhalten nach 3,30 Euro im Vorjahr, wie Adidas weiter mitteilte.

Adidas hatte im vergangenen Jahr mehrfach die Prognose senken müssen. Der frühere Chef Kasper Rorsted, dessen Vertrag ursprünglich bis 2026 lief, musste gehen. Er erhält inklusive bestimmter Entschädigungszahlungen insgesamt bis zu knapp 16 Millionen Euro, davon 12 Millionen Euro als einmalige Abfindung./nas/stw/mis

ADIDAS AG NA O.N.

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