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Börse Frankfurt-News: ETFs: "Keine Panikverkäufe"

21.03.2023
um 16:49 Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auch ETFs sind vom Bankenbeben nicht verschont, besonders Banken-Tracker haben stark verloren. Viele nutzen die niedrigen Kurse aber offenbar für einen Einstieg. Auch gefragt: Gold- und Krypto-Tracker.

21. März 2023. Frankfurt (Börse Frankfurt). Wirklich Ruhe eingekehrt ist an den Börsen noch nicht - trotz der am Wochenende beschlossenen Übernahme der Credit Suisse durch den Schweizer Konkurrenten UBS. ETF-Händler haben viel zu tun. "Heute ist ungewöhnlich viel los", berichtet Holger Heinrich von der Baader Bank. Von Ausverkauf kann aber keine Rede sein. "In den vergangenen Tages gab es bei steigenden Umsätzen im Vergleich zu den Vorwochen doppelt so viele Käufe wie Verkäufe."

"Die Unsicherheit ist noch hoch", erklärt Torben Bendt von Lang & Schwarz. Panikverkäufe sieht er aber nicht. In den großen Indizes wie dem S&P 500 laufe es erstaunlich normal. "Und Banken-ETFs werden eher gekauft."

Die Börsen sind am Dienstagmorgen klar auf Erholungskurs. Der DAX, der am gestrigen Montagmorgen noch bei 14.600 Punkten stand, hatte sich schon im Tagesverlauf erholt. Am Dienstagmittag steht der Index bei 15.200 Punkten.

Kräftige Verluste für Banken-Tracker

Besonders hart trifft die Krise Banken-Tracker. So verlor der viel gehandelte iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (DE0006289309Y) innerhalb weniger Tage 19 Prozent, der iShares Stoxx Europe 600 Banks (DE000A0F5UJ7) 16 Prozent. Zuletzt haben sich die Kurse erholt, seit Jahresanfang steht sogar immer noch ein kleines Plus.

Für Banken-ETFs meldet Bendt sehr viel Umsatz. "Es sind vor allem Käufe - nicht erst seit dieser Woche." Zugegriffen werde etwa beim iShares Stoxx Europe 600 Banks und beim Lyxor Euro Stoxx Banks (LU1829219390), aber auch gerne bei gehebelten ETNs wie dem WisdomTree Euro Stoxx Banks 3x Daily Leveraged (IE00BLS09N40). "Da wird viel spekuliert."

Auch US-amerikanische Banken-ETFs würden viel gekauft, konkret der iShares S&P 500 Financials Sector (IE00B4JNQZ49). Die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank hatte auch in den USA die Angst vor einer neuen Finanzkrise geschürt. Trotz einer großen Rettungsaktion durch US-Großbanken war die Aktie der US-Regionalbank First Republic gestern erneut dramatisch eingebrochen.

"Erste, zweite und dritte Reihe gefragt"

Marktbreite Aktien-ETFs sind weiter gesucht. Heinrich verweist auf die unterschiedliche Entwicklung der Börsen in Europa und in den USA: "Während wir in Europa bis zu 4 Prozent verloren, gab es in den USA Kursgewinne." Bei europäischen Aktien sei die erste, zweite und dritte Reihe gefragt. Als Beispiele nennt er aus der ersten Reihe den Lyxor 1 Stoxx Europe 600 ESG (DE000ETF9603) und den Deka MSCI Europe (DE000ETFL292), aus der zweiten den iShares Stoxx Europe Mid 200 (DE000593399) und aus der dritten den Lyxor MSCI EMU Small Cap (LU1598689153).

Was US-Tracker angeht, setzen Kund*innen der Baader Bank auf klassische S&P 500-Tracker, etwa von der UBS (IE00B7K93397), aber auch Small Caps mit ESG-Filter (IE00B3VWM098). MSCI USA Minimum Volatility-ETFs (IE00BKVL7331) und gehebelte ETNs wie der WisdomTree S&P 500 3x Daily Leveraged (IE00B7Y34M31) kämen ebenfalls gut an.

Diskussion um Coco-Bonds

Auch in Anleihen-ETFs sind die Umsätze hoch, wie die Händler melden. "Viel um geht in Produkten, die Bankanleihen abbilden", bemerkt Bendt. Rege gehandelt wird an der Börse Frankfurt heute aber auch der iShares EUR Corp Bond ex-Financials 1-5yr ESG (IE00B4L5ZY03). Der bezieht sich auf europäische Unternehmensanleihen und schließt explizit Papiere von Finanzinstituten aus.

Stark verloren haben im Übrigen ETFs, die sogenannte Coco-Bonds (Contingent Convertible Bonds) abbilden, etwa von WisdomTree (IE00BZ0XVF52, IE00BFNNN236). Auslöser ist auch hier der Untergang der Credit Suisse, denn die Inhaber der niedrigrangigen Schuldtiteln im Wert von 17 Milliarden US-Dollar gehen leer aus. "Eine Sache ist dieses Mal ungewöhnlich: Die Aktionäre, die normalerweise noch unter den Anleihegläubigern der untersten Stufe rangieren, können Teil des Kapitals retten", kommentiert Lukas Strobl im Morningstar-Beitrag "Sind Aktien jetzt besser als CoCos?" https://www.morningstar.de/de/news/233177/das-seltsame-ende-der-credit-suisse-sind-aktien-jetzt-besser-als-cocos.aspx. CoCo-Bonds oder AT1-Bonds sind langlaufende, nachrangige Anleihen von Finanzinstituten mit meist festem Kupon, die bei einem bestimmten Ereignis automatisch in Eigenkapital umgewandelt werden. Die Anlageklasse war nach der Finanzkrise geschaffen worden, damit Investor*innen - und nicht Steuerzahler*innen - für die Kosten einer Insolvenz aufkommen.

Gesucht: Gold und Bitcoin

Auffällig hoch sind Bendt zufolge die Käufe von Gold-ETCs (DE000A2T0VU5, JE00B8DFY052). Der Goldpreis war im Zuge der Krise zum ersten Mal seit einem Jahr wieder über die Marke von 2.000 US-Dollar die Feinunze geklettert. Am Dienstagmittag sind es immer noch 1.966 US-Dollar.

Fest zeigen sich auch Kryptowährungen. Der Bitcoin ist auf 28.034 US-Dollar gestiegen, seit Jahresanfang ergibt das ein Plus von fast 70 Prozent. Viel um geht an der Börse Frankfurt in ETNs wie dem ETC Group Physical Bitcoin (DE000A27Z304), dem VanEck Bitcoin (DE000A28M8D0) und dem 21Shares Bitcoin (CH0454664001). Bendt meldet einen stabilen Handel. "Besonders gestiegen ist die Nachfrage nach Krypto-ETNs nicht."

Aktien
Welt: Käufe
Europa: Käufe
USA: Käufe

Branchen
Banken: Käufe

Krypto-ETNs: Käufe

Gold-ETCs: Käufe

von: Anna-Maria Borse, 21. März 2023, © Deutsche Börse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)