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APA ots news: WIFO: Konjunkturbelebung ab dem 2. Halbjahr 2023

30.03.2023
um 10:06 Uhr

Prognose für 2023 und 2024

Wien (APA-ots) - Der internationale Konjunkturabschwung, der im 2.
Halbjahr 2022 eingesetzt hatte und auch die österreichische
Wirtschaft erfasst hat, dämpft auch noch im 1. Halbjahr 2023 das
BIP-Wachstum. Um die Jahresmitte sollte die Wirtschaft sowohl im
Euro-Raum als auch in Österreich wieder Fahrt aufnehmen. Für das
Gesamtjahr erwartet das WIFO ein schwaches Wirtschaftswachstum von
nur 0,3%. 2024 beschleunigt es sich auf 1,8%. Durch die deutliche
Entspannung auf den Energiemärkten hat sich die Stimmung der
Unternehmen und privaten Haushalte etwas aufgehellt. Die heimischen
Tarife für Haushaltsenergie und damit die Inflation werden jedoch
erst mit einiger Verzögerung nachgeben.

"Während die Entspannung auf den Energiemärkten die Konjunktur
begünstigt, bleibt die Kerninflation hartnäckiger als erwartet. Dies
veranlasst die Notenbanken zu einer deutlicheren Straffung der
Geldpolitik, wodurch der bevorstehende Konjunkturaufschwung verhalten
ausfällt", so Marcus Scheiblecker, der Autor der aktuellen
WIFO-Prognose.

Die internationale Konjunktur hat seit der letzten WIFO-Prognose
vom Dezember 2022 nicht an Schwung gewonnen. Im Euro-Raum hielt der
bereits im 2. Halbjahr 2022 beobachtete Abschwung auch nach dem
Jahreswechsel an. Während die Weltmarktpreise von Energieträgern
sinken, dämpfen die deutlich höheren Zinssätze als Folge einer
restriktiveren Geldpolitik die Konjunkturerwartungen.

Abbildung 1: Entwicklung der Energiepreise - auf der
[WIFO-Website] (https://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/70713)

Untypisch für die derzeitige Konjunkturphase ist die Robustheit
der Arbeitsmärkte in den USA und in Europa. In beiden Regionen hat
trotz der schwächeren Wirtschaftsleistung die Beschäftigungsdynamik
nur wenig nachgelassen, wodurch die Arbeitslosigkeit bislang auf
niedrigem Niveau verblieben ist. Dies deutet ebenso wie das
allmählich wiederkehrende Vertrauen der Unternehmen und privaten
Haushalte auf eine Belebung der internationalen Konjunktur ab der
Jahresmitte 2023 hin. In der Industrie haben sich die
Auftragsbestände in einigen Ländern zuletzt wieder stabilisiert,
sodass vor allem die Industrieproduktion wieder Fahrt aufnimmt.

Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose - auf der [WIFO-Website]
(https://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/70713)

In diesem Umfeld wird es auch der heimischen Wirtschaft gelingen,
ab dem 2. Halbjahr wieder Tritt zu fassen und die Produktion
auszuweiten. Für das Gesamtjahr 2023 ist allerdings nur mit einem
schwachen BIP-Zuwachs von real 0,3% zu rechnen. Erst 2024
beschleunigt sich das Wachstum auf 1,8%.

Ausgehend von der Exportwirtschaft wird die Konjunkturbelebung in
weiterer Folge in vielen Bereichen der heimischen Wirtschaft zu
spüren sein. Die Bauwirtschaft kann hingegen nicht von dieser
positiven Entwicklung profitieren. Dort lassen hohe Preissteigerungen
und das schwierigere Finanzierungsumfeld die Nachfrage weiter
schrumpfen, insbesondere im Wohnbau. Das WIFO erwartet daher für 2023
einen weiteren Rückgang der Bauinvestitionen (0,8%, real), der sich
2024 sogar noch etwas beschleunigt (-1,4%).

Der Tourismus, der besonders unter der COVID-19-Pandemie gelitten
hatte, erholte sich 2022 deutlich. 2023 hält die Erholung zwar an,
schwächt sich jedoch ab. Stützend sollte vor allem die Nachfrage aus
dem Ausland wirken, während jene aus dem Inland wegen der hohen
Inflation, die die real verfügbaren Haushaltseinkommen belastet,
leicht sinken dürfte. Für 2024 rechnet das WIFO mit einer weiteren
Belebung der Tourismusnachfrage. Während die Nachfrage aus dem
Ausland 2024 kaum mehr zulegt, sollte die inländische Nachfrage
aufgrund der nachlassenden Inflation wieder kräftiger expandieren.

Trotz des deutlichen Rückgangs der Importpreise für Energieträger
steigen die Verbraucherpreise 2023 abermals stark - getrieben durch
die Kerninflation. Für das Gesamtjahr erwartet das WIFO einen Anstieg
des VPI um 7,1%. Da die Preise für Konsumgüter üblicherweise
verzögert reagieren, wird mit einer spürbaren Abschwächung des
allgemeinen Preisauftriebs ab der zweiten Jahreshälfte 2023
gerechnet. 2024 beträgt die Verbraucherpreisinflation voraussichtlich
3,8%.

Im Einklang mit der Konjunktur wird für 2023 ein
Beschäftigungszuwachs von nur 0,8% erwartet (2024 +1,3%). Die
Arbeitslosigkeit dürfte 2023 zunächst um 6.000 Personen steigen und
erst 2024 weiter sinken (-10.000 Personen). Die Arbeitslosenquote
(laut nationaler Berechnung) steigt dementsprechend von 6,3% (2022)
auf 6,4% (2023) und geht 2024 auf voraussichtlich 6,1% zurück. Damit
läge sie auf dem niedrigsten Stand seit 2008.

Die anhaltend hohe Inflation führt 2023 neuerlich zu einem
deutlichen Anstieg der Steuereinnahmen, insbesondere aus der
Mehrwertsteuer. Die gesamten Staatseinahmen wachsen in der Folge fast
so kräftig wie das nominelle BIP, womit die Einnahmenquote nur leicht
sinkt. Die Ausgaben steigen jedoch nicht in gleichem Ausmaß. In der
Folge verringert sich das Budgetdefizit 2023 auf 1,8% des nominellen
BIP (2022 -2,5%). Für 2024 wird ein weiterer Rückgang auf 0,4% des
BIP prognostiziert.

Zu den Definitionen siehe "[Methodische Hinweise und Kurzglossar]
(https://www.ots.at/redirect/wifo25)".

Rückfragehinweis:
Rückfragen bitte am Donnerstag, dem 30. März 2023, von 14 bis 16 Uhr, an Mag. Dr. Marcus Scheiblecker, Tel. (1) 798 26 01 - 245, marcus.scheibecker@wifo.ac.at

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