DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Eine starke Nachfrage nach Kunststoffverpackungen, Inhalatoren sowie nach Medikamentenampullen aus Spezialglas treibt das Wachstum von Gerresheimer
Die Geschäfte liefen schwungvoll und die Auftragsbücher seien gut gefüllt, doch gebe es mit Blick auf das Konjunkturumfeld auch Ungewissheiten, erklärte Metzner. Daher sei die Unternehmensführung noch vorsichtig in puncto einer Anhebung der Jahresziele. Anfang Juli bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Jahresviertel werde es dann aber ein Update geben, dann werde sich die Entwicklung bis zum Jahresende besser vorhersehen lassen. Gerresheimer erwartet für 2022/23 (bis Ende November) bislang einen Anstieg des Umsatzes und des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus eigener Kraft um jeweils mindestens zehn Prozent.
Analyst David Adlington von der Bank JPMorgan hält den Jahresausblick der Düsseldorfer denn auch mittlerweile für konservativ und verweist auf eine starke Entwicklung im ersten Geschäftsquartal bis Ende Februar.
Neben der weiterhin hohen Nachfrage schlugen auch höhere Verkaufspreise deutlicher durch. Die hatte Gerresheimer wegen der inflationsbedingt gestiegenen Kosten teils noch im vergangenen Jahr durchgesetzt, teils griffen sie aber jetzt erst. Insgesamt stieg der Umsatz von Dezember bis Ende Februar im Jahresvergleich um 23,5 Prozent auf 457,8 Millionen Euro, wie der MDax
Die Erwartungen von Analysten wurden sowohl mit dem Umsatz als auch mit dem bereinigten Ebitda übertroffen, das um 26,7 Prozent (organisch um 24,8 Prozent) auf 78 Millionen Euro zulegte. Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner ein Ergebnis von gut 12 Millionen Euro, nach knapp 11 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Dabei profitiert Gerresheimer auch vom Ausbau der Produktion und dem Fokus auf profitablere Produkte. Gerade im Geschäft mit Produkten wie desinfizierten Ampullen und Spritzen deckt Gerresheimer mittlerweile einen größeren Teil der Wertschöpfungskette ab als früher. Hier sowie im Geschäft mit hoch-bruchsicheren Fläschchen soll es 2023 weiter kräftig aufwärtsgehen. Und auch die Geschäfte mit Kosmetikanbietern liefen zuletzt gut.
Und auch Inhalatoren, Pens und Autoinjektoren sind zunehmend gefragt. Gerade die rasante Verbreitung von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes 2 und Fettleibigkeit ist ein starker Treiber der Pharmabranche. Dieser Wachstumsmarkt dürfte in den kommenden sieben Jahren um das Zehnfache zulegen, erklärte Analystin Beatrice Allen von der Privatbank Berenberg unlängst. Gerade im Bereich GLP-1-Adipositas-Behandlung sieht auch Gerresheimer großes Potenzial.
Die Aktien von Gerresheimer stiegen am Vormittag um 1,52 Prozent auf 93,60 Euro. Mit einem Plus von fast 50 Prozent im Jahr 2023 ist das Papier weiterhin zweitbester Wert im MDax. Zudem rückt das Zwischenhoch von 94 Euro aus dem März in den Blick.
Und dabei hatte ein Händler schon befürchtet, dass sich die Pessimisten unter den Investoren trotz des starken Jahresstarts auf einen weiterhin schwachen freien Mittelfluss konzentrieren könnten. Dieser fiel vor Übernahmeaktivitäten im ersten Geschäftsquartal auf minus 95,6 Millionen Euro.
Laut Gerresheimer geht diese Entwicklung auch auf eine höhere
Mittelbindung im Net Working Capital, also dem Nettoumlaufvermögen, zurück. Finanzchef Metzner erklärte, dass das auch an saisonalen Schwankungen liegt. Das Betriebskapital steige zum Jahresanfang, im Jahresverlauf sinke das dann wieder. So seien Lagerbestände aufgebaut worden, auch um Liefersicherheit für die Kunden zu gewährleisten. Zudem wachse das Geschäft stark, mit den entsprechenden Folgen für das Betriebskapital./mis/nas/stk