(neu: mehr Hintergrund, Kurs, Analyst, Aussagen aus der Telefonkonferenz)
BASEL (dpa-AFX) - Stark gesunkene Corona-Einnahmen haben dem Pharma- und Diagnostikkonzern Roche
Branchenkenner Peter Welford vom Investmenthaus Jefferies äußerte sich anerkennend zum Pharmageschäft, wo der Umsatz im ersten Jahresviertel überraschend stark ausgefallen sei. Die Diagnostiksparte sei dagegen deutlich unter den Erwartungen geblieben, monierte der Experte. Anleger zeigten sich eher enttäuscht: An der Schweizer Börse gab die Roche-Aktie am frühen Mittwochnachmittag um rund 1,8 Prozent nach, womit sie zu den größten Verlierern im Schweizer Leitindex SMI
Im ersten Quartal sank der Konzernerlös von Roche um sieben Prozent auf 15,3 Milliarden Schweizer Franken (rund 15,6 Mrd Euro), wie das Unternehmen in Basel mitteilte. Mit dem Abflauen der Pandemie leidet derzeit die gesamte Branche unter einem schwächeren Corona-Geschäft. Roche hatte den Markt darauf frühzeitig vorbereitet und rechnet unverändert mit Umsatzeinbußen von rund fünf Milliarden Franken in diesem Jahr.
Betroffen von dieser Entwicklung war hiervon zum Jahresauftakt vor allem die Diagnostiksparte. Dort waren die Verkäufe von Januar bis März im Vergleich zu der noch "außergewöhnlich hohen" Nachfrage im Vorjahr währungsbereinigt um 28 Prozent zurückgegangen, wie es vom Konzern weiter hieß. Gleichzeitig legte das sogenannte Basisgeschäft der Sparte um vier Prozent zu.
In der gemessen am Umsatz größeren Pharmasparte stieg der Erlös um währungsbereinigt neun Prozent. Dort konnte Roche auf Vabysmo bauen. Das erst Anfang 2022 eingeführte Augenmedikament erwies sich als stärkster Wachstumstreiber. "Wir haben mit dem Vabysmo-Umsatz die durchschnittlichen Erwartungen um mehr als 100 Millionen Franken geschlagen", betonte Roche-Lenker Schinecker während einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Das Konkurrenzmittel zu Eylea von Bayer
Mit diesen Einnahmen und weiteren jüngeren Medikamenten konnte der Konzern die rückläufigen Verkäufe bei seinen altgedienten Krebsarzneien Avastin, Herceptin und Mabthera/Rituxan mehr als ausgleichen. Dass die gesamte Sparte besser abschnitt als gedacht, führt Jefferies-Analyst Welford indes zum überwiegenden Teil auf unerwartet hohe Verkaufszahlen der Corona-Arzneien Ronapreve und Actemra zurück.
Der seit Mitte März amtierende Roche-Chef Schinecker steht nun vor der Aufgabe, nach der Corona-Sonderkonjunktur den Konzern auf einen neuen Wachstumskurs zu führen. Zur Zahlenvorlage zeigte er sich zuversichtlich: "Wir haben in den letzten acht Jahren 19 Medikamente auf den Markt gebracht", sagte er. Dies alleine zeige, wie stark die Pipeline des Konzerns sei. "In diesem Jahr dürften dann drei weitere neue Mittel folgen." Er sehe also keinen Anlass, dass sich Roche verstecken müsse.
Entsprechend hält der Manager an den noch von seinem Vorgänger Severin Schwan aufgestellten Jahreszielen fest. Die sind allerdings vorsichtig formuliert: So geht der Konzern zu konstanten Wechselkursen von einem Rückgang der Umsätze im niedrigen einstelligen Prozentbereich aus, im Einklang mit den Erlösen dürfte sich auch der Gewinn je Aktie (EPS) entwickeln. Gewinnkennziffern veröffentlicht Roche traditionell erst zur Halbjahresbilanz./tav/hr/AWP/knd/mis