BERLIN (dpa-AFX) - Trotz hoher Inflation und anhaltender Konsumflaute hat der Online-Modehändler Zalando
"Alles in allem ein solides Quartal", fasste es die Finanzchefin Sandra Dembeck bei der Pressekonferenz zusammen. Den Investoren reichte das aber nicht, obwohl die Erwartungen zum Teil übertroffen wurden. Die schon vor den Quartalszahlen schwachen Papiere der Berliner gaben nach Mittag mehr als 9 Prozent nach. Damit rutschten sie auf den tiefsten Stand seit Ende 2022 und waren Schlusslicht im moderat schwächeren Dax
Ein Händler bezeichnete das Zahlenwerk von Zalando als durchwachsen, allerdings hatte er im Xetra-Handel eher mit einer Kurserholung gerechnet angesichts der jüngsten Verluste.
Analystin Georgina Johanan von JPMorgan sah die Zalando-Zahlen weitgehend im Rahmen der Erwartungen, allerdings stehe hinter dem Ausblick auf das zweite Quartal ein Fragezeichen, es gebe kaum Aussagen zum aktuellen Handel. Weil die Lagerbestände im ersten Quartal zudem noch immer hoch gewesen seien, könnte dies nun Gefahren mit sich bringen für die Erwartungen an das zweite Quartal.
Die Lagerbestände seien in der gesamten Modebranche weiterhin erhöht, teilte Zalando auf Nachfrage der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Vormittag mit. Der Konzern rechne aber mit einem Rückgang im zweiten Quartal. Im vergangenen Jahr litt der Konzern wie viele andere Unternehmen unter der Kaufzurückhaltung der Kunden. Ware musste zum Teil mit hohen Rabatten verkauft werden.
Generell geht Zalando aber davon aus, dass die allgemeine Nachfrage auch weiterhin gedämpft bleibt. Daher fokussiert sich der Konzern weiter darauf, die Kosten zu senken - vor allem in den Bereichen Logistik und Marketing, erklärte Finanzchefin Dembeck laut Mitteilung. Das ist auch bereits geschehen: Der operative Verlust ist innerhalb eines Jahres kräftig gesunken und nähert sich langsam wieder der Gewinnzone.
Der bereinigte Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank innerhalb eines Jahres von 51,8 Millionen Euro auf 0,7 Millionen Euro. Unterm Strich blieb noch ein Verlust von 38,5 Millionen Euro nach 61,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Bruttowarenvolumen (GMV) stieg im ersten Quartal um 2,8 Prozent auf gut 3,2 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um 2,3 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro zu. Die Zahl der Bestellungen ist innerhalb eines Jahres zurückgegangen, während die Größe der Warenkörbe und die Zahl der aktiven Kunden gestiegen ist.
Neben Kostensenkungen tätigt Zalando auch Investitionen in neue Wachstumsmöglichkeiten, um später wieder von der steigenden Nachfrage der Kunden zu profitieren, sobald sich der Markt erhole, hieß es. Derzeit läuft bei Zalando ein Pilotprojekt, bei dem der Konzern Unternehmen in Europa die Möglichkeit gibt, seine Logistik- und E-Commerce-Lösungen zu nutzen. So erweitert Zalando laut eigener Aussage "seine Logistik-Dienstleistungen für Marken, die über ihre eigenen Onlineshops und über andere Plattformen verkaufen".
An seinem Ausblick für das Gesamtjahr 2023 hat der Konzern nichts geändert: So soll das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) auf 280 Millionen bis 350 Millionen Euro steigen. Beim Umsatz prognostiziert das Management eine Entwicklung zwischen minus einem und plus vier Prozent. Das Bruttowarenvolumen soll zwischen einem und sieben Prozent steigen./knd/men/stk