FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Nordex
Ein hoher Bestand an alten Projekten belastete Nordex auch im ersten Quartal. Die Branche leidet bereits seit vielen Monaten unter Lieferkettenproblemen und hohen Kosten und muss momentan viele unrentable Aufträge abarbeiten, bei denen die Ausgaben nicht ausreichend weitergegeben werden können.
Zwar habe der Windturbinen-Hersteller den Ausblick auf das Gesamtjahr 2023 bestätigt, der Quartalsbericht sei aber schwächer als erwartet ausgefallen, monierte ein Händler am Morgen. "Die Profitabilität ist der Schlüssel, und hier sieht es erneut ziemlich schlecht aus", konstatierte er. Die auf den Konzernumsatz bezogene Working-Capital-Quote habe sich im Quartalsvergleich ebenfalls weiter verschlechtert.
Die Zahl der Neuaufträge, die laut Jefferies-Analyst Constantin Hesse für eine künftig wieder steigende Profitabilität spricht, sei bereits bekannt gewesen und damit keine positive Überraschung mehr. Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs wertete das Zahlenwerk als schwach. Die ersten drei Monate des Jahres seien von konjunktureller Unsicherheit und hohen Rohstoffkosten gekennzeichnet gewesen.
Im bisherigen Jahresverlauf summiert sich der Kursverlust der Nordex-Aktie auf rund 13 Prozent. Damit gehört sie zu den schwächsten MDax-Werten in diesem Jahr. Seit dem Jahreshoch bei 15,63 Euro im März hat das Papier rund 27 Prozent eingebüßt. Noch deutlicher ist das Minus seit dem Mehrjahreshoch vor etwas mehr als zwei Jahren. Damals hatte die Nordex-Aktie zeitweise mehr als 25 Euro gekostet, nachdem sie im Crash infolge der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 bis auf rund 5 Euro gefallen war.
Nordex wurde 2001 kurz vor dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase an die Börse gebracht und hat eine bewegte Kapitalmarkthistorie hinter sich. Nach einem Höhenflug zu Beginn, in dem der Kurs bis auf um Kapitalmaßnahmen bereinigtes Hoch von rund 97 Euro gestiegen war, folge der Absturz bis auf fast einen Euro im Jahr 2004. Seitdem ging es mit zum teils heftigen Ausschlägen unter dem Strich wieder deutlich nach oben.
Aktuell ist das Unternehmen mit knapp 2,7 Milliarden Euro bewertet. Größter Aktionär ist der spanische Bau- und Immobilienkonzern Acciona, der fast die Hälfte der Anteile hält. Acciona hatte vor einigen Jahren sein Windanlagengeschäft an Nordex verkauft und hält seitdem Anteile. Da der spanische Großaktionär immer wieder Geld zuschießen muss oder Kredite in Aktien umwandelte, stieg der Anteil peu à peu an./edh/ngu/zb