MÜNCHEN (dpa-AFX) - Im seit zweieinhalb Jahren laufenden Betrugsprozess um manipulierte Diesel-Abgaswerte wird am Dienstag vor dem Landgericht München ein Geständnis des ehemaligen Audi-Chefs Rupert Stadler erwartet. Der Manager, der auch Mitglied des VW
Kommt es zum angekündigten Geständnis, wäre es das erste eines VW-Konzernvorstands in der strafrechtlichen Aufarbeitung eines der größten deutschen Industrieskandale. Autos mit Dieselmotor waren durch eine Abschaltautomatik so manipuliert worden, dass sie auf dem Prüfstand zwar Abgasgrenzwerte einhielten, nicht aber auf der Straße. So sollte der aufwendige nachträgliche Einbau größerer Adblue-Tanks für die Abgasreinigung umgangen werden.
Stadler wird dabei nicht vorgeworfen, die Manipulation der Autos veranlasst zu haben. Allerdings ließ er laut Anklage den Verkauf dieser Fahrzeuge bis Anfang 2018 weiterlaufen, obwohl er bereits früher erkannt habe, dass die Abgaswerte manipuliert gewesen sein könnten. Dies hatte Stadler jahrelang bestritten und gesagt, er sei von seinen Technikern hinters Licht geführt worden. Das Gericht hatte Ende März allerdings klar gemacht, dass Stadler eine Gefängnisstrafe drohe, wenn er nicht gestehe.
Nach einem Geständnis könnte der Prozess relativ zügig zu Ende gehen. Denn auch Stadlers Mitangeklagte, der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure, denen eine Beteiligung an der Manipulation vorgeworfen wird, haben bereits gestanden. Das Verfahren gegen einen von ihnen, der früh als Kronzeuge aufgetreten war, ist bereits eingestellt. Den beiden anderen sind ebenfalls Bewährungsstrafen in Aussicht gestellt. Das Gericht hat den Juni als möglichen Zeitraum für das Urteil genannt.
Stadler war 2007 als Nachfolger von Martin Winterkorn Audi-Chef geworden. Als die US-Behörden Ende 2015 die Tricksereien bei VW-Dieselmotoren, wenig später auch bei großen Audi-Dieselmotoren bei den Modellen für den US-Markt aufdeckten, wähnte er sich lange sicher. Dann folgte der Absturz: 2018 saß Stadler wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang in Untersuchungshaft. Kommt es zum angekündigten Geständnis bleibt ihm zumindest eine Rückkehr ins Gefängnis aller Voraussicht nach erspart./ruc/DP/zb