(aktualisierte Fassung nach vorläufiger Einigung im US-Schuldenstreit)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die am Wochenende erzielte vorläufige Einigung im US-Schuldenstreit könnte bei Anlegern in der neuen Handelswoche für etwas Entspannung sorgen. Die drohende Zahlungsunfähigkeit der größten Volkswirtschaft der Welt hatte zuletzt weltweit die Aktienmärkte unter Druck gesetzt und den Dax
US-Präsident Joe Biden und der Republikaner Kevin McCarthy hatten am Samstag (Ortszeit) in Washington eine vorläufige Einigung verkündet. Ein Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten ist damit voraussichtlich abgewendet. Das Vorhaben muss aber noch vom Kongress abgesegnet werden.
Experte Thomas Altmann von QC Partners warnte denn auch vor zu viel Euphorie: "Für ein finales Aufatmen ist es noch zu früh. Aber es darf einmal kräftig durchgeatmet werden." Anleger sollten trotz der Einigung keine großen Kurssprünge erwarten. "Denn speziell am Aktien- und Rentenmarkt wurde die sich abzeichnende Einigung zuletzt bereits sukzessive eingepreist."
Biden sagte nach Angaben des Weißen Hauses, das sei ein wichtiger Schritt nach vorn, der die Ausgaben senke und gleichzeitig wichtige Programme für die arbeitende Bevölkerung schütze und die Wirtschaft für alle stärke. "Die Einigung stellt einen Kompromiss dar, was bedeutet, dass nicht jeder bekommt, was er will." Im Laufe der nächsten Tage würden die Verhandlungsteams den Gesetzestext fertigstellen. Die Vereinbarung werde an das Repräsentantenhaus und den Senat weitergeleitet. "Ich fordere beide Kammern nachdrücklich auf, die Vereinbarung sofort zu verabschieden."
McCarthy sagte, nachdem er eigenen Aussagen zufolge mit Biden telefoniert hatte: "Nach wochenlangen Verhandlungen haben wir uns grundsätzlich geeinigt. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Aber ich glaube, dass dies grundsätzlich eine Vereinbarung ist, die des amerikanischen Volkes würdig ist." Eine Abstimmung im Repräsentantenhaus ist demnach für Mittwoch geplant.
Der Entwurf muss so schnell wie möglich in beiden Kammern des Kongresses verabschiedet und vom Präsidenten unterzeichnet werden, damit ein drohender Zahlungsausfall der US-Regierung tatsächlich abgewendet wird. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte zuletzt gewarnt, das Geld könnte am 5. Juni ausgehen. Vorausgegangen war ein intensiver Streit, der US-Präsident Joe Biden sogar dazu veranlasst hatte, Auslandsreisen abzusagen.
Der Streit hatte zwischenzeitlich die Kreditwürdigkeit der USA bedroht. Die Ratingagentur Fitch behielt am Mittwochabend (Ortszeit) für die weltgrößte Volkswirtschaft zwar das Top-Rating "AAA" bei, senkte den Ausblick für die Kreditwürdigkeit aber auf "negativ", so dass eine Abstufung drohen könnte.
Der monatelange Streit hatte die USA an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht. Wenn es dazu tatsächlich gekommen wäre, hätte eine folgende globale Finanzkrise einen starken wirtschaftlichen Abschwung auslösen können. Die USA wären dann nicht mehr in der Lage, einen Großteil ihrer Rechnungen zu begleichen - Millionen Menschen hätten in der Folge ihre Jobs verlieren können.
Selbst wenn die endgültige Einigung rechtzeitig erfolgt, bleibt Anlegern kaum Zeit zum Durchschnaufen. Denn schon am Freitag steht mit dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht das zweite wichtige Wochenereignis auf der Agenda - er ist ein entscheidender Faktor für die Zinspolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Laut dem Protokoll zur jüngsten Zinssitzung von Anfang Mai zeichnet sich derzeit kein eindeutiger geldpolitischer Kurs ab. Angesichts der deutlichen geldpolitischen Straffung seit März 2022 im Kampf gegen die Inflation rechnen Beobachter derzeit am ehesten mit einer Zinspause.
Wegen des steilen Anstiegs machen schon seit längerem Befürchtungen die Runde, die US-Wirtschaft könnte in diesem Jahr in eine Rezession abgleiten. Noch vor wenigen Wochen hatten zudem Marktturbulenzen durch die Probleme mehrerer US-Spezial- und Regionalbanken infolge der hohen Zinsen die Anleger beunruhigt. Diese waren nach Europa übergeschwappt und hatten die schweizerische Großbank Credit Suisse
Wegen der Verunsicherung über die hartnäckige Teuerung und die konjunkturellen Rahmenbedingungen seien die Kapitalmärkte schon seit geraumer Zeit in einer breiten Seitwärtsbewegung gefangen, rief Claudia Windt von der Landesbank Helaba in Erinnerung. Dies zeigt sich auch beim Dax, der nach einer kurzen Stärkephase und dem daraus resultierenden Rekordhoch schnell wieder in die Handelsspanne der vergangenen Wochen abgerutscht ist. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Die neue Woche beginnt - abgesehen von möglichen Schlagzeilen auf dem Weg zur endgültigen Einigung im US-Schuldenstreit - wohl eher gemächlich: Am deutschen Aktienmarkt wird am Pfingstmontag zwar gehandelt, an etlichen anderen Börsen aber nicht. So gibt es unter anderem New York und London ein verlängertes Wochenende, und auch wichtige Konjunkturdaten und Unternehmenstermine stehen nicht auf der Agenda.
Am Dienstag zeichnet sich ebenfalls eine noch vergleichsweise ruhige Nachrichtenlage ab. Angekündigt sind unter anderem die Quartalszahlen des MDax
Am Donnerstag stehen die Veröffentlichung weiterer Einkaufsmanagerindizes sowie des ADP-Berichts zur Beschäftigungsentwicklung der US-Privatwirtschaft, der als wichtiger Indikator für den Arbeitsmarktbericht der Regierung am Freitag gilt, im Terminkalender.
Am Freitag sieht die Nachrichtenagenda recht übersichtlich aus - abgesehen vom US-Arbeitsmarktbericht. Beim Elektronikhändler Ceconomy
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---