FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Staatsanleihen sind am Mittwoch gestiegen. Bis zum Nachmittag legte der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Händler verwiesen auf die Geldmengenentwicklung in der Eurozone. So ist die breit gefasste Geldmenge M3 im Mai so schwach gestiegen wie seit Mitte 2014 nicht mehr. Die enger gefasste Geldmenge M1 sank im Jahresvergleich noch stärker als erwartet. M1 gilt unter Ökonomen als Konjunkturindikator. Zudem ging der Anstieg der Kreditvergabe zurück.
"Auf der einen Seite kann der Rückgang positiv für die langfristige Inflationsperspektive angesehen werden, denn Inflation ist immer auch ein monetäres Phänomen", kommentierte Ulrich Wortberg, Volkswirt bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Auf der anderen Seite mahnten die Daten aber vor zu viel Optimismus mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung. "Die Zinserwartungen bezüglich der EZB dürften durch die Zahlen tendenziell gedämpft werden", so Wortberg. An den Finanzmärkten gilt es als sicher, dass die Notenbank zumindest im Juli erneut die Zinsen anheben wird.
In Italien hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Juni etwas deutlicher als erwartet abgeschwächt. Die nach europäischer Methode berechnete Inflationsrate (HVPI) fiel von 8,0 Prozent im Vormonat auf 6,7 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den gesamten Währungsraum mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Neue Daten werden an diesem Freitag veröffentlicht. Im Mai hatte die Inflationsrate bei 6,1 Prozent gelegen.
Die Stimmung an den Finanzmärkten wurde durch Aussagen von Vertretern wichtiger Notenbank nicht belastet. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte auf einer Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra, dass die Leitzinsen im Währungsraum voraussichtlich weiter steigen werden. US-Notenbankchef Jerome Powell unterstrich, dass die Zentralbank nach starken Zinsanhebungen in den vergangenen 15 Monaten jetzt etwas vorsichtiger vorgehe. Weitere Straffungen auf den nächsten Sitzungen seien aber möglich. Die Geldpolitik sei noch nicht restriktiv genug. Sowohl Lagarde als auch Powell wiederholten zuletzt gemachte Aussagen./jsl/he