LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck
Nach größeren Aufs und Abs in diesem Jahr hat der Kurs seit Jahresbeginn damit ein Plus von rund 13 Prozent aufzuweisen. Analyst Himanshu Agarwal von der US-Investmentbank Jefferies sprach von einer positiven Nachricht, die aber keine große Überraschung mehr gewesen sei. Er habe bereits mit einer Erhöhung der Prognose und einem Aktienrückkauf im anvisierten Umfang gerechnet. Jose Asumendi von JPMorgan lobte hingegen die geschäftliche Entwicklung, die sich auf einem in den vergangenen Jahren unerreichten Niveau befinde.
Beim Gewinn wird das Unternehmen zuversichtlicher. Die von Fachleuten viel beachtete bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern im Industriegeschäft - also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet - soll im Gesamtjahr bei 8,5 bis 10 Prozent vom Umsatz liegen (VJ: 7,7). Bisher war man von 7,5 bis 9 Prozent ausgegangen. Dabei geht Daum in allen Sparten von etwas mehr Rendite aus als bislang.
Das Unternehmen verwies zur Begründung auf eine Stabilisierung der Lieferketten, stärkere Kernmärkte, eine robuste Preisdurchsetzung und eine starke Entwicklung des Service-Geschäfts. Im vergangenen Jahr hatten die Schwaben die größten Preiserhöhungen überhaupt jemals im Konzern auf den Weg gebracht, die teils auch derzeit noch nachwirken. Zudem hat Daum der Lkw-Marke Mercedes-Benz, die vor allem in Europa und Lateinamerika vertreten ist, einen erneuten Sparkurs verordnet.
Beim Konzernumsatz sei 2023 nun mit 56 bis 58 Milliarden Euro zu rechnen, hieß es am Montagabend. Zuvor waren 55 bis 57 Milliarden Euro angepeilt worden und damit schon deutlich mehr als im Vorjahr (50,9 Mrd). Analysten hatten bisher das untere Ende der neuen Prognosespanne auf dem Zettel. Der Absatz soll bei 530 000 bis 550 000 Stück liegen. Zuvor hatte das Management mit 510 000 bis 530 000 Fahrzeugen gerechnet und damit etwa das Vorjahresniveau erwartet (VJ: 520 291).
Stützend wirkten sich dabei die Verkaufszahlen aus dem zweiten Quartal aus, die Daimler Truck ebenfalls vorlegte. Insgesamt wurden demnach knapp 132 000 Fahrzeuge losgeschlagen. Im zweiten Jahresviertel des Vorjahres hatte der Absatz noch bei knapp 121 000 Stück gelegen. Im größten und rentabelsten Markt Nordamerika ging es mit plus 15 Prozent weiter deutlich aufwärts.
"Vor dem Hintergrund der robusten Liquiditätssituation" kündigte das Unternehmen zudem an, ab Anfang August eigene Aktien für bis zu zwei Milliarden Euro zurückkaufen zu wollen. Diese sollen anschließend eingezogen und das Kapital entsprechend herabgesetzt werden. Damit würde der Gewinn je Aktie, eine von Anlegern viel beachtete Größe, steigen.
Daum hatte bereits im März angedeutet, dass es bei einem guten Jahresverlauf die Möglichkeit gebe, mehr Geld an die Aktionäre zu verteilen. Aktienrückkäufe sind nicht unumstritten: Wachsende Unternehmen verwenden die Finanzmittel in der Regel eher für Investitionen, wenn sie Chancen für einen Ausbau des Geschäfts sehen. Rückkäufe von Aktien gelten zudem als Mittel der Aktienkurspflege, die über die Vorstandsvergütungssysteme auch dem Management zugutekommen können.
Am Nachmittag veranstaltet das Unternehmen in Boston einen Kapitalmarkttag für Investoren und Analysten. Daum und sein Finanzchef Jochen Goetz wollen die mittelfristige Marschrichtung des Konzerns vorstellen. Experten rechnen mit Details rund um das Sparprogramm in Europa sowie zu dem künftigen Angebot bei Elektro-Lkw und -Bussen./men/he/mne/ngu