(neu: Aussagen vom Kapitalmarkttag unter anderem zu Langfristzielen und Ausschüttungsquote, Schlusskurs.)
BOSTON/LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck
"Dies zeigt deutlich: Wir sind sehr zuversichtlich, was unseren weiteren Weg angeht", sagte Vorstandschef Martin Daum laut Mitteilung am späten Vorabend. Am Dienstag legte der Manager auf einer Investorenveranstaltung in Boston nach: 2030 soll Daimler Truck noch einmal deutlich größer und gewinnträchtiger sein als bereits zur Mitte des Jahrzehnts angestrebt.
Die Aktie gewann in der Dax-Spitzengruppe am Dienstag 2,5 Prozent auf 32,69 Euro. Nach größeren Aufs und Abs in diesem Jahr hat der Kurs seit Jahresbeginn damit ein Plus von rund 13 Prozent aufzuweisen. Analyst Himanshu Agarwal von der US-Investmentbank Jefferies sprach hinsichtlich der angehobenen Prognose für 2023 von einer positiven Nachricht, die aber keine große Überraschung mehr gewesen sei. Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan hingegen lobte die geschäftliche Entwicklung, die sich auf einem in den vergangenen Jahren unerreichten Niveau befinde.
Beim Gewinn wird das Unternehmen zuversichtlicher. Die von Fachleuten viel beachtete bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern im Industriegeschäft - also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet - soll im Gesamtjahr bei 8,5 bis 10 Prozent vom Umsatz liegen (VJ: 7,7). Bisher war man von 7,5 bis 9 Prozent ausgegangen. Dabei kalkuliert Daum in allen Sparten mit etwas mehr Rendite als bislang.
Das Unternehmen begründete die Zuversicht mit stabileren Lieferketten, stärkeren Kernmärkten, einer robusten Preisdurchsetzung und einer starken Entwicklung des margenstarken Servicegeschäfts. Im vergangenen Jahr hatten die Schwaben die größten Preiserhöhungen überhaupt jemals im Konzern auf den Weg gebracht, die teils auch derzeit noch nachwirken. Zudem hat Daum der Lkw-Marke Mercedes-Benz einen erneuten Sparkurs verordnet.
Die Sparte, die vor allem in Europa und Lateinamerika vertreten ist, soll für den Großteil der noch ausstehenden geplanten Fixkostensenkungen bis 2025 sorgen. Dazu streicht Spartenchefin Karin Radström in einem Großumbau in Brasilien 1750 Stellen, weil bestimmte Geschäfte wie Achsen und Getriebe nicht mehr fortgeführt werden. Zudem werden 1000 Teilzeitverträge nicht verlängert.
Hat sich Daimler Truck bisher für die Mitte des Jahrzehnts unter günstigen Bedingungen mehr als 10 Prozent Marge im Kerngeschäft ausgerechnet, so geht Daum nun davon aus, bis 2030 über 12 Prozent landen zu können. Selbst in einem widrigen Umfeld sollen noch 8 bis 9 Prozent Marge erreicht werden. Dazu soll das Servicegeschäft deutlich ausgebaut werden, zudem will das Management Marktanteile gewinnen. So soll der Umsatz zwischen 2025 und 2030 nochmals um 40 bis 60 Prozent wachsen.
Unter anderem steht auch viel Geschäft mit Software in den Plänen. Technik für das autonome Fahren soll 2030 etwa mehr als 3 Milliarden Euro Umsatz bringen und mehr als eine Milliarde Euro operativen Gewinn. Von der Einführung von batterieelektrischen und wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen erwartet sich der Konzern künftig einen höheren Umsatz je Einheit.
Dafür gibt es laut Daum aber klare Voraussetzungen: Eine Kostenparität zwischen Diesel und emissionsfreien Fahrzeugen über die gesamte Laufzeit beim Kunden werde es nicht geben, wenn die Regulierer neben den härteren Abgasgrenzen nicht auch weitere Fördermaßnahmen für die neuen Antriebstechniken beschlössen, darunter auch eine Bepreisung von CO2-Ausstoß. Insbesondere der Preis für grüne Energie sei ausschlaggebend, hieß es von Technikvorstand Andreas Gorbach.
Neben dem bereits im Frühjahr angedeuteten und nun festgezurrten Aktienrückkauf über bis zu 2 Milliarden Euro sollen die Aktionäre mit einer Ausschüttungsquote von 40 bis 60 Prozent des Nettogewinns künftig etwas mehr von den Geschäften profitieren. Bislang galt das Ziel, mindestens 40 Prozent an die Aktionäre zu verteilen.
Beim Konzernumsatz sei 2023 nun mit 56 bis 58 Milliarden Euro zu rechnen, hieß es am Montagabend. Zuvor waren 55 bis 57 Milliarden Euro angepeilt worden und damit schon deutlich mehr als im Vorjahr (50,9 Mrd). Analysten hatten bisher das untere Ende der neuen Prognosespanne auf dem Zettel. Der Absatz soll bei 530 000 bis 550 000 Stück liegen. Zuvor hatte das Management mit 510 000 bis 530 000 Fahrzeugen gerechnet und damit etwa das Vorjahresniveau erwartet (VJ: 520 291).
Stützend wirkten sich dabei die Verkaufszahlen aus dem zweiten Quartal aus, die Daimler Truck ebenfalls vorlegte. Insgesamt wurden demnach knapp 132 000 Fahrzeuge losgeschlagen. Im zweiten Jahresviertel des Vorjahres hatte der Absatz noch bei knapp 121 000 Stück gelegen. Im größten und rentabelsten Markt Nordamerika ging es mit plus 15 Prozent weiter deutlich aufwärts./men/he/la/jha/