ATHEN (dpa-AFX) - Einsatzkräfte im Dauereinsatz, evakuierte Touristen und abgesagte Flüge auf die Urlaubsinsel Rhodos: Griechenland hat am Montag weiter gegen die Folgen schwerer Waldbrände gekämpft. Im Südosten von Rhodos war trotz massiven Einsatzes von Löschflugzeugen und Helikoptern ein Großbrand weiterhin außer Kontrolle. Etwa die Hälfte der 19 000 Menschen, die am Samstag auf Rhodos ihre Hotels verlassen mussten, waren Schätzungen zufolge am Montag entweder abgereist oder wieder in Hotels untergebracht. Auch andere Länder im Mittelmeerraum kämpften weiter gegen Hitze und Trockenheit.
Feuer auf Rhodos - Sonderflüge für Touristen
Auf Rhodos versuchten Löschflugzeuge und Hubschrauber die Brände im Südosten der Insel einzudämmen. Löschflugzeuge aus der Türkei und Hubschrauber aus Ägypten waren dort zur Verstärkung der Griechen im Einsatz. Immer wieder fachten starke Winde die Flammen an, wie ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte. Touristen seien jedoch nicht in Gefahr, weil sie bereits am Samstag im Norden der Insel in Sicherheit gebracht worden waren. Schätzungen zufolge waren am Montag noch etwa 9500 Menschen in Hallen und Schulen untergebracht oder von Privatleuten aufgenommen worden.
Das Auswärtige Amt unterstützt deutsche Urlauber auf Rhodos mit Personal vor Ort und steht mit griechischen Behörden und deutschen Reiseveranstaltern in Kontakt, wie eine Sprecherin am Montag in Berlin sagte. Am Nachmittag sollte der Krisenstab der Bundesregierung zusammenkommen.
Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte, die Bundespolizei unterstütze Touristen bei der Rückkehr nach Deutschland. Deutsche Feuerwehrleute, die vor Ort im Einsatz gewesen seien, seien inzwischen zurückgekehrt. "Für weitere Hilfe stehen wir bereit."
Einige große deutsche Veranstalter sagten weitere Reisen nach Rhodos ab. DER Touristik verlängerte zum Wochenbeginn die Zeitspanne, in der das Unternehmen keine Trips in die gefährdeten Gebiete anbieten will. Abgesagt würden nun alle Reisen in den Süden von Rhodos bis einschließlich Anreise am Samstag (29. Juli). Gleiches gelte für Aufenthalte in Hotels, die auf der griechischen Insel Korfu in der offiziellen Warnzone liegen. Veranstalter FTI stornierte alle Reisen nach Rhodos bis einschließlich Mittwoch (26. Juli). Tui
Der Fokus liegt derweil auf der Rückreise der Touristen nach Deutschland. Der Deutsche Reiseverband (DRV) teilte am Montag mit: "Die Reiseveranstalter haben heute, morgen und am Mittwoch zahlreiche Sonderflüge im Einsatz, um die von den Evakuierungen betroffenen Reisegäste zurück nach Hause zu bringen." Die Reiseveranstalter setzen demnach gecharterte Flugzeuge ein und nutzen auch freie Plätze regulärer Flüge. Einige Gäste würden auch mit der Fähre nach Athen oder in die Türkei gebracht, um von dort heim zu reisen, hieß es.
Weiterhin hohe Brandgefahr in Griechenland - Abkühlung Donnerstag
Auch in anderen Teilen Griechenlands brennt es. Die Feuerwehren kämpften am Montag in Dutzenden Regionen des Landes gegen die Flammen. Die Brandgefahr blieb extrem hoch. Dies galt für die Region des Großraums Athen, die Halbinsel Peloponnes und viele Inseln der Ägäis. So werde es auch in den kommenden Tagen bleiben, warnte am Montag der griechische Zivilschutz. Die schlimmsten Brände tobten am Montag neben Rhodos auf der Insel Euböa.
Auf der Ferieninsel Korfu im Nordwesten des Landes konnte am Montag ein Waldbrand unter Kontrolle gebracht werden. In der Nacht hatten die Behörden vorbeugend rund 1000 Touristen und rund 1500 Einheimische aus der Region rund um die beliebte Ferienortschaft Nisaki in Sicherheit gebracht. Die Gefahr sei nun vorbei und die Menschen sollten nach und nach zurück in ihre Hotels, berichtete der örtliche staatliche Radiosender am Montag.
Die Menschen erwarten sehnlichst den kommenden Donnerstag. Die Temperaturen sollen dann erstmals seit fast zwei Wochen von 40 bis 45 Grad auf für die Jahreszeit normale Werte von etwa 35 fallen.
Hitze und Trockenheit auch in weiteren Ländern im Mittelmeerraum
Auch andere Länder im Mittelmeerraum ächzen weiter unter Hitze und Trockenheit. In der Türkei liegen die Temperaturen etwa an der Ägäis und am Mittelmeer dem Wetterdienst zufolge bis zu acht Grad über dem für diese Jahreszeit üblichen Wert. Am Mittwoch werden dort Temperaturen bis zu 42 Grad erwartet. In der südtürkischen Provinz Mugla brach unterdessen ein neuer Waldbrand aus, nachdem die Einsatzkräfte einen anderen Brand kurz zuvor unter Kontrolle gebracht hatten. Seit Wochen hat es in der Region nicht mehr geregnet, Waldbrände können sich in der trockenen Vegetation so schneller ausbreiten.
In Spanien und Portugal ist die Waldbrandgefahr wegen der langen Dürre in weiten Teilen der beiden Länder ebenfalls extrem hoch. Die große Hitze lässt die Vegetation zudem noch stärker austrocknen, was zu teilweise sich fast explosionsartig ausbreitenden Bränden führt. Derzeit gab es in Spanien jedoch nach Angaben des Umweltministeriums in Madrid nur einen aktiven Waldbrand. Er sei am Sonntagabend in der Gegend von Villanueva de la Vera in der Provinz Cáceres ausgebrochen. Bisher hätten die Flammen nicht unter Kontrolle gebracht werden können und bereits etwa 100 Hektar zerstört. Aus Portugal gab es keine Berichte über größere Brände. Nach einem heißen Wochenende mit Temperaturen bis zu 40 Grad im Süden Spaniens konnten sich die Menschen in den kommenden Tagen auf eine leichte "Abkühlung" mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 25 und 35 Grad freuen.
Auch in Italien steigt wegen Trockenheit mancherorts die Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden. In der Region Kalabrien gab es in den vergangenen Tagen bereits mehrere Brände. In der Provinz Cosenza waren Feuerwehrleute am Montag noch im Einsatz. Auch im Nordwesten Siziliens kämpften Einsatzkräfte gegen einzelne Brände.
Waldbrände drohen auch in Frankreich. Dem Wetterdienst Météo France zufolge ist das Risiko für Waldbrände im südöstlichen Département Bouches-du-Rhône, in dem etwa Marseille und Aix-en-Provence liegen, am Dienstag sehr hoch.
Die Brände und der Klimawandel
Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis bedankte sich am Montag bei allen Menschen, die bei den Löscharbeiten in den vergangenen Tagen in Griechenland mitgeholfen haben. "Wir befinden uns (in Sachen Brände) im Krieg", sagte Mitsotakis während einer Parlamentsdebatte, die vom Staatsrundfunk übertragen wurde. Dieser Zustand sei auf den Klimawandel zurückzuführen, fügte er hinzu.
Extreme Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren häufen sich wegen des Klimawandels. Schon jetzt hat sich die Erde um etwa 1,1 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aufgeheizt, in Deutschland sind es sogar 1,6 Grad. Die fatalen Folgen sind nach den Forschungen des Weltklimarats je nach Region mehr und längere Hitzewellen und Dürren oder auch häufigere Überschwemmungen und Wirbelstürme./tt/DP/nas