PARIS (dpa-AFX) - Der französische Luxusgüter-Konzern LVMH
Experten sehen in der sich abschwächenden Nachfrage in den Vereinigten Staaten ein Warnsignal für den Luxuskonzern, dessen Geschäfte in den vergangenen Jahren glänzend liefen. Aus diesem Grund gehörten die LVMH-Aktien seit einiger Zeit zu den gefragtesten Standardwerten Europas. In den vergangenen zehn Jahren zog der Kurs des Papiers um mehr als 600 Prozent an - seit dem Frühjahr ist der Höhenflug allerdings ins Stocken geraten.
Nach dem Rekordhoch von etwas mehr als 900 Dollar Ende April ging es inzwischen wieder fast zehn Prozent nach unten. Mit einem Börsenwert von etwas mehr als 410 Milliarden Euro ist LVMH derzeit der mit Abstand wertvollste Konzern der Eurozone. Hauptprofiteur des Kursanstiegs in den vergangenen Jahren ist Unternehmenschef Bernard Arnault, dem fast die Hälfte der Anteile gehören. Die Nachrichtenagentur Bloomberg taxiert sein Vermögen auf umgerechnet rund 200 Milliarden Dollar - er ist damit nach dem Tesla-Chef Elon Musk der zweitreichste Mensch der Welt.
Der Umsatz stieg im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf etwas mehr als 21 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft - also ohne Währungs- und Übernahmeeffekte betrug das Umsatzplus 17 Prozent, womit sich die Entwicklung aus dem ersten Quartal fortsetzte. Analysten hatten mit einem schwächeren Wachstum gerechnet. Vor allem die Geschäfte mit Leder und Schmuck liefen im abgelaufenen Quartal wieder gut, Wein und Spirituosen waren hingegen weniger gefragt.
Mit Ausnahme der USA legten alle Regionen beim Umsatz zu. Das Geschäft in Asien lief mit über einem Drittel Wachstum besonders gut. Die schwächere Nachfrage in den Vereinigten Staaten führte Finanzchef Jean-Jacques Guiony vor allem auf Kunden in kleineren Städten zurück, die seiner Aussagen nach wegen der schleppenden Konjunktur weniger für Luxusprodukte der Einstiegsklasse ausgaben. Auch der Cartier-Konzern Richemont
Zwar verlangte LVMH auch höhere Preise, dennoch blieb der Gewinn aus wiederkehrenden Geschäften im ersten Halbjahr mit 11,6 Milliarden Euro etwas hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Unter anderem belasteten den Konzern höhere Marketing-Kosten, beispielsweise für Modeschauen. Guiony erwartet aber, dass sie in der zweiten Jahreshälfte niedriger ausfallen werden.
Guiony sieht zudem eine Normalisierung der Nachfrage nach Luxusgütern insgesamt. Anders als 2021 und 2022 gebe es momentan weltweit keine so starken Nachholeffekte mehr, sagte der Manager. Die exzessive Kauflaune der Menschen normalisiere sich. Auf die zweite Jahreshälfte blickt Konzernchef Arnault insgesamt mit Zuversicht und Optimismus. Gleichzeitig müsse man beim aktuellen wirtschaftlichen Umfeld wachsam sein./lew/he/zb/mis